Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

XXI. Hauptstück.
völlige Ursache, oder nur zum Theil oder gar nicht
sey? etc. Man verfährt hiebey eben so, als wenn
man vermittelst einer Analogie die Ursache suchet
(§. 599. seqq.), und das in dem §. 608. von den Ur-
sachen des Blitzes gegebene Beyspiel mag auch hier
zur Erläuterung dienen. Denn die Analogie ge-
braucht man mehrentheils nur, um auf eine wahr-
scheinlichere Art die Ursache zu vermuthen, (§. 605.).
Eine solche Vermuthung aber hat hier ebenfalls statt,
und in beyden Fällen kann die (§. cit.) erwähnte Re-
gel Falsi gebraucht werden.

§. 662.

Wir können die Begriffe der Theile und des Gan-
zen (§. 578. seqq.), als die dritte Classe von Zeichen
und bedeuteten Sachen ansehen. Der Begriff eines
Ganzen gehöret nun überhaupt mit zum existiren
können
einer Sache, (§. 467. 465. 530.) Wenn
man demnach einzelne Theile findet, von denen man
weiß, daß sie irgend zu einem Ganzen gehören, und
ohne dasselbe nicht vorkommen, so kann man erstere
als ein Zeichen desselben ansehen, (§. 579. 650.).
Man sieht aber leicht, wie wir es oben (§. 583.) an-
gemerket haben, daß hiezu eine vorläufige Kenntniß
der Sache erfordert werde.

§. 663.

Es lassen sich aber außer den oben (§. 580.) ange-
gebene Arten von Ganzen, die wir im vorhergehen-
den bereits unständlicher betrachtet haben, noch die
Eintheilungen derselben in Absicht auf die Zeit an-
geben, wodurch ebenfalls specialere Bestimmungen,
Merkmale und Zeichen erhalten werden. Und da
haben wir

1°. Ganze,

XXI. Hauptſtuͤck.
voͤllige Urſache, oder nur zum Theil oder gar nicht
ſey? ꝛc. Man verfaͤhrt hiebey eben ſo, als wenn
man vermittelſt einer Analogie die Urſache ſuchet
(§. 599. ſeqq.), und das in dem §. 608. von den Ur-
ſachen des Blitzes gegebene Beyſpiel mag auch hier
zur Erlaͤuterung dienen. Denn die Analogie ge-
braucht man mehrentheils nur, um auf eine wahr-
ſcheinlichere Art die Urſache zu vermuthen, (§. 605.).
Eine ſolche Vermuthung aber hat hier ebenfalls ſtatt,
und in beyden Faͤllen kann die (§. cit.) erwaͤhnte Re-
gel Falſi gebraucht werden.

§. 662.

Wir koͤnnen die Begriffe der Theile und des Gan-
zen (§. 578. ſeqq.), als die dritte Claſſe von Zeichen
und bedeuteten Sachen anſehen. Der Begriff eines
Ganzen gehoͤret nun uͤberhaupt mit zum exiſtiren
koͤnnen
einer Sache, (§. 467. 465. 530.) Wenn
man demnach einzelne Theile findet, von denen man
weiß, daß ſie irgend zu einem Ganzen gehoͤren, und
ohne daſſelbe nicht vorkommen, ſo kann man erſtere
als ein Zeichen deſſelben anſehen, (§. 579. 650.).
Man ſieht aber leicht, wie wir es oben (§. 583.) an-
gemerket haben, daß hiezu eine vorlaͤufige Kenntniß
der Sache erfordert werde.

§. 663.

Es laſſen ſich aber außer den oben (§. 580.) ange-
gebene Arten von Ganzen, die wir im vorhergehen-
den bereits unſtaͤndlicher betrachtet haben, noch die
Eintheilungen derſelben in Abſicht auf die Zeit an-
geben, wodurch ebenfalls ſpecialere Beſtimmungen,
Merkmale und Zeichen erhalten werden. Und da
haben wir

1°. Ganze,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0296" n="288"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXI.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
vo&#x0364;llige Ur&#x017F;ache, oder nur zum Theil oder gar nicht<lb/>
&#x017F;ey? &#xA75B;c. Man verfa&#x0364;hrt hiebey eben &#x017F;o, als wenn<lb/>
man vermittel&#x017F;t einer Analogie die Ur&#x017F;ache &#x017F;uchet<lb/>
(§. 599. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi>), und das in dem §. 608. von den Ur-<lb/>
&#x017F;achen des Blitzes gegebene Bey&#x017F;piel mag auch hier<lb/>
zur Erla&#x0364;uterung dienen. Denn die Analogie ge-<lb/>
braucht man mehrentheils nur, um auf eine wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlichere Art die Ur&#x017F;ache zu vermuthen, (§. 605.).<lb/>
Eine &#x017F;olche Vermuthung aber hat hier ebenfalls &#x017F;tatt,<lb/>
und in beyden Fa&#x0364;llen kann die (§. <hi rendition="#aq">cit.</hi>) erwa&#x0364;hnte Re-<lb/>
gel <hi rendition="#aq">Fal&#x017F;i</hi> gebraucht werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 662.</head><lb/>
            <p>Wir ko&#x0364;nnen die Begriffe der Theile und des Gan-<lb/>
zen (§. 578. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi>), als die dritte Cla&#x017F;&#x017F;e von Zeichen<lb/>
und bedeuteten Sachen an&#x017F;ehen. Der Begriff eines<lb/>
Ganzen geho&#x0364;ret nun u&#x0364;berhaupt mit zum <hi rendition="#fr">exi&#x017F;tiren<lb/>
ko&#x0364;nnen</hi> einer Sache, (§. 467. 465. 530.) Wenn<lb/>
man demnach einzelne Theile findet, von denen man<lb/>
weiß, daß &#x017F;ie irgend zu einem Ganzen geho&#x0364;ren, und<lb/>
ohne da&#x017F;&#x017F;elbe nicht vorkommen, &#x017F;o kann man er&#x017F;tere<lb/>
als ein Zeichen de&#x017F;&#x017F;elben an&#x017F;ehen, (§. 579. 650.).<lb/>
Man &#x017F;ieht aber leicht, wie wir es oben (§. 583.) an-<lb/>
gemerket haben, daß hiezu eine vorla&#x0364;ufige Kenntniß<lb/>
der Sache erfordert werde.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 663.</head><lb/>
            <p>Es la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich aber außer den oben (§. 580.) ange-<lb/>
gebene Arten von Ganzen, die wir im vorhergehen-<lb/>
den bereits un&#x017F;ta&#x0364;ndlicher betrachtet haben, noch die<lb/>
Eintheilungen der&#x017F;elben in Ab&#x017F;icht auf die <hi rendition="#fr">Zeit</hi> an-<lb/>
geben, wodurch ebenfalls &#x017F;pecialere Be&#x017F;timmungen,<lb/>
Merkmale und Zeichen erhalten werden. Und da<lb/>
haben wir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">1°. Ganze,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0296] XXI. Hauptſtuͤck. voͤllige Urſache, oder nur zum Theil oder gar nicht ſey? ꝛc. Man verfaͤhrt hiebey eben ſo, als wenn man vermittelſt einer Analogie die Urſache ſuchet (§. 599. ſeqq.), und das in dem §. 608. von den Ur- ſachen des Blitzes gegebene Beyſpiel mag auch hier zur Erlaͤuterung dienen. Denn die Analogie ge- braucht man mehrentheils nur, um auf eine wahr- ſcheinlichere Art die Urſache zu vermuthen, (§. 605.). Eine ſolche Vermuthung aber hat hier ebenfalls ſtatt, und in beyden Faͤllen kann die (§. cit.) erwaͤhnte Re- gel Falſi gebraucht werden. §. 662. Wir koͤnnen die Begriffe der Theile und des Gan- zen (§. 578. ſeqq.), als die dritte Claſſe von Zeichen und bedeuteten Sachen anſehen. Der Begriff eines Ganzen gehoͤret nun uͤberhaupt mit zum exiſtiren koͤnnen einer Sache, (§. 467. 465. 530.) Wenn man demnach einzelne Theile findet, von denen man weiß, daß ſie irgend zu einem Ganzen gehoͤren, und ohne daſſelbe nicht vorkommen, ſo kann man erſtere als ein Zeichen deſſelben anſehen, (§. 579. 650.). Man ſieht aber leicht, wie wir es oben (§. 583.) an- gemerket haben, daß hiezu eine vorlaͤufige Kenntniß der Sache erfordert werde. §. 663. Es laſſen ſich aber außer den oben (§. 580.) ange- gebene Arten von Ganzen, die wir im vorhergehen- den bereits unſtaͤndlicher betrachtet haben, noch die Eintheilungen derſelben in Abſicht auf die Zeit an- geben, wodurch ebenfalls ſpecialere Beſtimmungen, Merkmale und Zeichen erhalten werden. Und da haben wir 1°. Ganze,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/296
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/296>, abgerufen am 30.12.2024.