stanz verbunden, sie kommen aber doch zuweilen in einerley Substanz vor, so sind die Accidenzen, und so auch die Substanz, nur solche Zeichen von einander, die einen bestimmten und öfters sehr geringen Grad von Wahrscheinlichkeit haben. Dieses alles geht nun auf das zugleich da seyn. Denn sind die Ac- cidenzen entweder an sich einander widersprechend, oder sie können in einer vorgegebenen Substanz nicht zugleich beysammen seyn, so ist immer das Daseyn des einen ein Zeichen von dem Wegseyn des andern. Man kann sich hiebey leicht noch den Fall gedenken, wo man von dem Wegseyn des einen auf das Daseyn des andern einen Schluß machen kann. Dieser wird nothwendig seyn, wenn außer den beyden Accidenzen kein drittes ist. Hingegen ist er nur wahrscheinlich, wo statt beyder noch andere seyn können. Endlich läßt sich auch der Fall gedenken, wo eines das an- dere nach sich zieht, weil auch in diesem Falle nicht beyde zugleich sind. Da aber dieses wirkende Ursa- chen voraussetzet, so gehöret das, was hierüber ge- saget werden kann, in die andere Classe von Zeichen.
§. 660.
Man kann nämlich jede Wirkung als ein Zeichen der Ursache ansehen, (§. 584. 650.). Und da hin- gegen jede überwiegende Kraft, und so auch jede nicht verhinderte Ursache ihre Wirkung äußert und hervor- bringt, so kann man auch unter dieser vorausgesetz- ten Bedingung, die Ursache als ein Zeichen der er- folgenden Wirkung ansehen. Die Kraft nämlich, muß überwiegend seyn, oder nicht verhindert werden. Solche Kräfte kommen nun in der Natur allerdings vor, und größere Wirkungen bereiten sich mehren- theils eine Zeit lang vor, und ihre Folgen dauern
auch
XXI. Hauptſtuͤck.
ſtanz verbunden, ſie kommen aber doch zuweilen in einerley Subſtanz vor, ſo ſind die Accidenzen, und ſo auch die Subſtanz, nur ſolche Zeichen von einander, die einen beſtimmten und oͤfters ſehr geringen Grad von Wahrſcheinlichkeit haben. Dieſes alles geht nun auf das zugleich da ſeyn. Denn ſind die Ac- cidenzen entweder an ſich einander widerſprechend, oder ſie koͤnnen in einer vorgegebenen Subſtanz nicht zugleich beyſammen ſeyn, ſo iſt immer das Daſeyn des einen ein Zeichen von dem Wegſeyn des andern. Man kann ſich hiebey leicht noch den Fall gedenken, wo man von dem Wegſeyn des einen auf das Daſeyn des andern einen Schluß machen kann. Dieſer wird nothwendig ſeyn, wenn außer den beyden Accidenzen kein drittes iſt. Hingegen iſt er nur wahrſcheinlich, wo ſtatt beyder noch andere ſeyn koͤnnen. Endlich laͤßt ſich auch der Fall gedenken, wo eines das an- dere nach ſich zieht, weil auch in dieſem Falle nicht beyde zugleich ſind. Da aber dieſes wirkende Urſa- chen vorausſetzet, ſo gehoͤret das, was hieruͤber ge- ſaget werden kann, in die andere Claſſe von Zeichen.
§. 660.
Man kann naͤmlich jede Wirkung als ein Zeichen der Urſache anſehen, (§. 584. 650.). Und da hin- gegen jede uͤberwiegende Kraft, und ſo auch jede nicht verhinderte Urſache ihre Wirkung aͤußert und hervor- bringt, ſo kann man auch unter dieſer vorausgeſetz- ten Bedingung, die Urſache als ein Zeichen der er- folgenden Wirkung anſehen. Die Kraft naͤmlich, muß uͤberwiegend ſeyn, oder nicht verhindert werden. Solche Kraͤfte kommen nun in der Natur allerdings vor, und groͤßere Wirkungen bereiten ſich mehren- theils eine Zeit lang vor, und ihre Folgen dauern
auch
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XXI. Hauptſtuͤck.
ſtanz verbunden, ſie kommen aber doch zuweilen in
einerley Subſtanz vor, ſo ſind die Accidenzen, und
ſo auch die Subſtanz, nur ſolche Zeichen von einander,
die einen beſtimmten und oͤfters ſehr geringen Grad
von Wahrſcheinlichkeit haben. Dieſes alles geht
nun auf das zugleich da ſeyn. Denn ſind die Ac-
cidenzen entweder an ſich einander widerſprechend,
oder ſie koͤnnen in einer vorgegebenen Subſtanz nicht
zugleich beyſammen ſeyn, ſo iſt immer das Daſeyn
des einen ein Zeichen von dem Wegſeyn des andern.
Man kann ſich hiebey leicht noch den Fall gedenken,
wo man von dem Wegſeyn des einen auf das Daſeyn
des andern einen Schluß machen kann. Dieſer wird
nothwendig ſeyn, wenn außer den beyden Accidenzen
kein drittes iſt. Hingegen iſt er nur wahrſcheinlich,
wo ſtatt beyder noch andere ſeyn koͤnnen. Endlich
laͤßt ſich auch der Fall gedenken, wo eines das an-
dere nach ſich zieht, weil auch in dieſem Falle nicht
beyde zugleich ſind. Da aber dieſes wirkende Urſa-
chen vorausſetzet, ſo gehoͤret das, was hieruͤber ge-
ſaget werden kann, in die andere Claſſe von Zeichen.
§. 660.
Man kann naͤmlich jede Wirkung als ein Zeichen
der Urſache anſehen, (§. 584. 650.). Und da hin-
gegen jede uͤberwiegende Kraft, und ſo auch jede nicht
verhinderte Urſache ihre Wirkung aͤußert und hervor-
bringt, ſo kann man auch unter dieſer vorausgeſetz-
ten Bedingung, die Urſache als ein Zeichen der er-
folgenden Wirkung anſehen. Die Kraft naͤmlich,
muß uͤberwiegend ſeyn, oder nicht verhindert werden.
Solche Kraͤfte kommen nun in der Natur allerdings
vor, und groͤßere Wirkungen bereiten ſich mehren-
theils eine Zeit lang vor, und ihre Folgen dauern
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/294>, abgerufen am 22.02.2025.
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