Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Substanzen und Accidenzen.
es noch drittens um die Erfindung der besondern Be-
stimmungen und der Art zu thun, wie das Accidens
der Substanz anhängig ist.

§. 627.

Wären uns nun in Absicht auf die ersten von diesen
drey Erfordernissen, die verschiedenen Arten von Sub-
stanzen bekannt, oder wir wüßten, daß es außer dem
Soliden und den Kräften keine mehr gebe, so würde
sich die Frage, ob etwas ein Accidens oder eine Sub-
stanz sey, leichter entscheiden lassen, weil man nur
untersuchen dörfte, ob es unter eine von diesen Arten
Substanzen gehöre, oder nicht? Jndessen können wir
auf eine andere Art dabey verfahren. Denn das Solide
hat seine ihm eigene Accidenzen und die Kraft hat
ebenfalls solche, die derselben eigen sind. Sodann
entstehen aus der Combination und Verbindung des
Soliden und der Kräfte ebenfalls Accidenzen, die
nicht von dem Soliden oder den Kräften besonders,
sondern von beyden zugleich herrühren, und folglich
wo sie gefunden werden, beyde voraus setzen. Dieses
giebt demnach an sich schon drey Hauptclassen von Ac-
cidenzen. Sollten demnach nun noch Accidenzen vor-
kommen, die von diesen Classen verschieden und da-
von ausgeschlossen wären, so würde man allerdings
noch mehrere Arten von Substanzen aufsuchen müssen,
ungefähr, wie wir im vorhergehenden gefunden, das
Solide allein sey nicht hinreichend, die Härtigkeit
und Elasticität der Körper möglich zu machen, son-
dern es müssen noch Kräfte dazu kommen, welche
von dem Soliden verschiedene Substanzen, oder
solchen Substanzen anhängig sind. Es ist sehr
vermuthlich, daß der Anfang, die Mittheilung
und Fortsetzung der Bewegung außer dem Soliden

und
R 4

Subſtanzen und Accidenzen.
es noch drittens um die Erfindung der beſondern Be-
ſtimmungen und der Art zu thun, wie das Accidens
der Subſtanz anhaͤngig iſt.

§. 627.

Waͤren uns nun in Abſicht auf die erſten von dieſen
drey Erforderniſſen, die verſchiedenen Arten von Sub-
ſtanzen bekannt, oder wir wuͤßten, daß es außer dem
Soliden und den Kraͤften keine mehr gebe, ſo wuͤrde
ſich die Frage, ob etwas ein Accidens oder eine Sub-
ſtanz ſey, leichter entſcheiden laſſen, weil man nur
unterſuchen doͤrfte, ob es unter eine von dieſen Arten
Subſtanzen gehoͤre, oder nicht? Jndeſſen koͤnnen wir
auf eine andere Art dabey verfahren. Denn das Solide
hat ſeine ihm eigene Accidenzen und die Kraft hat
ebenfalls ſolche, die derſelben eigen ſind. Sodann
entſtehen aus der Combination und Verbindung des
Soliden und der Kraͤfte ebenfalls Accidenzen, die
nicht von dem Soliden oder den Kraͤften beſonders,
ſondern von beyden zugleich herruͤhren, und folglich
wo ſie gefunden werden, beyde voraus ſetzen. Dieſes
giebt demnach an ſich ſchon drey Hauptclaſſen von Ac-
cidenzen. Sollten demnach nun noch Accidenzen vor-
kommen, die von dieſen Claſſen verſchieden und da-
von ausgeſchloſſen waͤren, ſo wuͤrde man allerdings
noch mehrere Arten von Subſtanzen aufſuchen muͤſſen,
ungefaͤhr, wie wir im vorhergehenden gefunden, das
Solide allein ſey nicht hinreichend, die Haͤrtigkeit
und Elaſticitaͤt der Koͤrper moͤglich zu machen, ſon-
dern es muͤſſen noch Kraͤfte dazu kommen, welche
von dem Soliden verſchiedene Subſtanzen, oder
ſolchen Subſtanzen anhaͤngig ſind. Es iſt ſehr
vermuthlich, daß der Anfang, die Mittheilung
und Fortſetzung der Bewegung außer dem Soliden

und
R 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0271" n="263"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sub&#x017F;tanzen und Accidenzen.</hi></fw><lb/>
es noch drittens um die Erfindung der be&#x017F;ondern Be-<lb/>
&#x017F;timmungen und der Art zu thun, wie das Accidens<lb/>
der Sub&#x017F;tanz anha&#x0364;ngig i&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 627.</head><lb/>
            <p>Wa&#x0364;ren uns nun in Ab&#x017F;icht auf die er&#x017F;ten von die&#x017F;en<lb/>
drey Erforderni&#x017F;&#x017F;en, die ver&#x017F;chiedenen Arten von Sub-<lb/>
&#x017F;tanzen bekannt, oder wir wu&#x0364;ßten, daß es außer dem<lb/>
Soliden und den Kra&#x0364;ften keine mehr gebe, &#x017F;o wu&#x0364;rde<lb/>
&#x017F;ich die Frage, ob etwas ein Accidens oder eine Sub-<lb/>
&#x017F;tanz &#x017F;ey, leichter ent&#x017F;cheiden la&#x017F;&#x017F;en, weil man nur<lb/>
unter&#x017F;uchen do&#x0364;rfte, ob es unter eine von die&#x017F;en Arten<lb/>
Sub&#x017F;tanzen geho&#x0364;re, oder nicht? Jnde&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen wir<lb/>
auf eine andere Art dabey verfahren. Denn das Solide<lb/>
hat &#x017F;eine ihm eigene Accidenzen und die Kraft hat<lb/>
ebenfalls &#x017F;olche, die der&#x017F;elben eigen &#x017F;ind. Sodann<lb/>
ent&#x017F;tehen aus der Combination und Verbindung des<lb/>
Soliden und der Kra&#x0364;fte ebenfalls Accidenzen, die<lb/>
nicht von dem Soliden oder den Kra&#x0364;ften be&#x017F;onders,<lb/>
&#x017F;ondern von beyden zugleich herru&#x0364;hren, und folglich<lb/>
wo &#x017F;ie gefunden werden, beyde voraus &#x017F;etzen. Die&#x017F;es<lb/>
giebt demnach an &#x017F;ich &#x017F;chon drey Hauptcla&#x017F;&#x017F;en von Ac-<lb/>
cidenzen. Sollten demnach nun noch Accidenzen vor-<lb/>
kommen, die von die&#x017F;en Cla&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;chieden und da-<lb/>
von ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;ren, &#x017F;o wu&#x0364;rde man allerdings<lb/>
noch mehrere Arten von Sub&#x017F;tanzen auf&#x017F;uchen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
ungefa&#x0364;hr, wie wir im vorhergehenden gefunden, das<lb/>
Solide allein &#x017F;ey nicht hinreichend, die Ha&#x0364;rtigkeit<lb/>
und Ela&#x017F;ticita&#x0364;t der Ko&#x0364;rper mo&#x0364;glich zu machen, &#x017F;on-<lb/>
dern es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en noch Kra&#x0364;fte dazu kommen, welche<lb/>
von dem Soliden ver&#x017F;chiedene Sub&#x017F;tanzen, oder<lb/>
&#x017F;olchen Sub&#x017F;tanzen anha&#x0364;ngig &#x017F;ind. Es i&#x017F;t &#x017F;ehr<lb/>
vermuthlich, daß der Anfang, die Mittheilung<lb/>
und Fort&#x017F;etzung der Bewegung außer dem Soliden<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 4</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0271] Subſtanzen und Accidenzen. es noch drittens um die Erfindung der beſondern Be- ſtimmungen und der Art zu thun, wie das Accidens der Subſtanz anhaͤngig iſt. §. 627. Waͤren uns nun in Abſicht auf die erſten von dieſen drey Erforderniſſen, die verſchiedenen Arten von Sub- ſtanzen bekannt, oder wir wuͤßten, daß es außer dem Soliden und den Kraͤften keine mehr gebe, ſo wuͤrde ſich die Frage, ob etwas ein Accidens oder eine Sub- ſtanz ſey, leichter entſcheiden laſſen, weil man nur unterſuchen doͤrfte, ob es unter eine von dieſen Arten Subſtanzen gehoͤre, oder nicht? Jndeſſen koͤnnen wir auf eine andere Art dabey verfahren. Denn das Solide hat ſeine ihm eigene Accidenzen und die Kraft hat ebenfalls ſolche, die derſelben eigen ſind. Sodann entſtehen aus der Combination und Verbindung des Soliden und der Kraͤfte ebenfalls Accidenzen, die nicht von dem Soliden oder den Kraͤften beſonders, ſondern von beyden zugleich herruͤhren, und folglich wo ſie gefunden werden, beyde voraus ſetzen. Dieſes giebt demnach an ſich ſchon drey Hauptclaſſen von Ac- cidenzen. Sollten demnach nun noch Accidenzen vor- kommen, die von dieſen Claſſen verſchieden und da- von ausgeſchloſſen waͤren, ſo wuͤrde man allerdings noch mehrere Arten von Subſtanzen aufſuchen muͤſſen, ungefaͤhr, wie wir im vorhergehenden gefunden, das Solide allein ſey nicht hinreichend, die Haͤrtigkeit und Elaſticitaͤt der Koͤrper moͤglich zu machen, ſon- dern es muͤſſen noch Kraͤfte dazu kommen, welche von dem Soliden verſchiedene Subſtanzen, oder ſolchen Subſtanzen anhaͤngig ſind. Es iſt ſehr vermuthlich, daß der Anfang, die Mittheilung und Fortſetzung der Bewegung außer dem Soliden und R 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/271
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/271>, abgerufen am 21.12.2024.