selbst auch in Wörterbrüchern, besonders in Gesners Thesauro, die Redensarten nach, in welchen das Wort Form vorkam; auch war übrigens das Wort Form nebst mehrern damit verwandten Wörtern, selbst im Deutschen und überhaupt in den jetzt leben- drn Sprachen so selten nicht, daß ich mich nicht ohne Mühe sehr vieler Redensarten sollte erinnern können, worinn das Wort Form von Erheblichkeit war. Sol- che Redensarten und Ausdrücke zeichnete ich mir, so wie sie mir beyfielen, auf, um wenigstens meine Un- tersuchungen, besonders dem dermaligen Sprachge- brauche nicht zuwider anzustellen.
VIII.
Jndessen fand ich dennoch, daß schlechthin auch die Sache selbst mit zu Hülfe genommen, und darinn, so zu reden, die Lücke aufgesucht werden mußte, wel- che das Wegbleiben des Begriffes Form lassen wür- de, wenn man nur die drey übrigen Begriffe (§. I.) beybehalten wollte. Die Frage war sodann, zu sehen, ob dieser Begriff, dem Sprachgebrauche gemäß, diese Lücke nett ausfüllt? Auf diese Art brachte ich die Sache auf ein logisches Problem, wobey die gegebenen und gesuchten Stücke und zugleich die Bedingnisse zu ihrer Vergleichung und zu Be- stimmung der letztern angezeiget waren. Die Be- merkung, daß auch in abstracten Dingen von Ursa- chen, Wirkungen, Materien, Formen und End- zwecken die Rede vorkömmt, gab endlich auch die Methode vollends an, weil die ächte Vernunftlehre will, daß man in solchen Fällen bey der Körperwelt anfangen, und sodann, um zum Metaphorischen und zur Jntellectualwelt hinüber zu gehen, die tertia com- parationis finden müsse.
IX. Auf
Zuſatz zum neunzehnten Hauptſtuͤcke.
ſelbſt auch in Woͤrterbruͤchern, beſonders in Geſners Theſauro, die Redensarten nach, in welchen das Wort Form vorkam; auch war uͤbrigens das Wort Form nebſt mehrern damit verwandten Woͤrtern, ſelbſt im Deutſchen und uͤberhaupt in den jetzt leben- drn Sprachen ſo ſelten nicht, daß ich mich nicht ohne Muͤhe ſehr vieler Redensarten ſollte erinnern koͤnnen, worinn das Wort Form von Erheblichkeit war. Sol- che Redensarten und Ausdruͤcke zeichnete ich mir, ſo wie ſie mir beyfielen, auf, um wenigſtens meine Un- terſuchungen, beſonders dem dermaligen Sprachge- brauche nicht zuwider anzuſtellen.
VIII.
Jndeſſen fand ich dennoch, daß ſchlechthin auch die Sache ſelbſt mit zu Huͤlfe genommen, und darinn, ſo zu reden, die Luͤcke aufgeſucht werden mußte, wel- che das Wegbleiben des Begriffes Form laſſen wuͤr- de, wenn man nur die drey uͤbrigen Begriffe (§. I.) beybehalten wollte. Die Frage war ſodann, zu ſehen, ob dieſer Begriff, dem Sprachgebrauche gemaͤß, dieſe Luͤcke nett ausfuͤllt? Auf dieſe Art brachte ich die Sache auf ein logiſches Problem, wobey die gegebenen und geſuchten Stuͤcke und zugleich die Bedingniſſe zu ihrer Vergleichung und zu Be- ſtimmung der letztern angezeiget waren. Die Be- merkung, daß auch in abſtracten Dingen von Urſa- chen, Wirkungen, Materien, Formen und End- zwecken die Rede vorkoͤmmt, gab endlich auch die Methode vollends an, weil die aͤchte Vernunftlehre will, daß man in ſolchen Faͤllen bey der Koͤrperwelt anfangen, und ſodann, um zum Metaphoriſchen und zur Jntellectualwelt hinuͤber zu gehen, die tertia com- parationis finden muͤſſe.
IX. Auf
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Zuſatz zum neunzehnten Hauptſtuͤcke.
ſelbſt auch in Woͤrterbruͤchern, beſonders in Geſners
Theſauro, die Redensarten nach, in welchen das
Wort Form vorkam; auch war uͤbrigens das Wort
Form nebſt mehrern damit verwandten Woͤrtern,
ſelbſt im Deutſchen und uͤberhaupt in den jetzt leben-
drn Sprachen ſo ſelten nicht, daß ich mich nicht ohne
Muͤhe ſehr vieler Redensarten ſollte erinnern koͤnnen,
worinn das Wort Form von Erheblichkeit war. Sol-
che Redensarten und Ausdruͤcke zeichnete ich mir, ſo
wie ſie mir beyfielen, auf, um wenigſtens meine Un-
terſuchungen, beſonders dem dermaligen Sprachge-
brauche nicht zuwider anzuſtellen.
VIII.
Jndeſſen fand ich dennoch, daß ſchlechthin auch
die Sache ſelbſt mit zu Huͤlfe genommen, und darinn,
ſo zu reden, die Luͤcke aufgeſucht werden mußte, wel-
che das Wegbleiben des Begriffes Form laſſen wuͤr-
de, wenn man nur die drey uͤbrigen Begriffe (§. I.)
beybehalten wollte. Die Frage war ſodann, zu ſehen,
ob dieſer Begriff, dem Sprachgebrauche gemaͤß,
dieſe Luͤcke nett ausfuͤllt? Auf dieſe Art brachte ich
die Sache auf ein logiſches Problem, wobey die
gegebenen und geſuchten Stuͤcke und zugleich die
Bedingniſſe zu ihrer Vergleichung und zu Be-
ſtimmung der letztern angezeiget waren. Die Be-
merkung, daß auch in abſtracten Dingen von Urſa-
chen, Wirkungen, Materien, Formen und End-
zwecken die Rede vorkoͤmmt, gab endlich auch die
Methode vollends an, weil die aͤchte Vernunftlehre
will, daß man in ſolchen Faͤllen bey der Koͤrperwelt
anfangen, und ſodann, um zum Metaphoriſchen und
zur Jntellectualwelt hinuͤber zu gehen, die tertia com-
parationis finden muͤſſe.
IX. Auf
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/245>, abgerufen am 21.02.2025.
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