einerley seyn müsse. Die Bedingung des Satzes zählet die dabey zusammengehörenden und vorkom- menden Stücke vor. Man gedenke sich die wirkende Ursache, ihre Kräfte, die Lage und Direction dersel- ben, die Umstände und die Sache, in welcher die Wirkung erfolget, zusammengenommen, als ein System, so läuft der erst angeführte Satz mit dem bereits oben (§. 139. 140.) noch allgemeiner vorgetra- genen auf eines hinaus, und ist nur eine besondere Anwendung davon. Man sieht leicht, daß man in dieses System alles mitnehmen müsse, was in die Wirkung einen Einfluß hat, und was folglich, wenn es verändert wird, die Wirkung ebenfalls verschieden ausfallen machet. Das System muß daher von al- lem übrigen unabhängig und als ein Ganzes betrach- tet werden können, welches als für sich subsistirend angesehen werden kann. Was Zeit und Ort dabey zu sagen haben, haben wir im vorhergehenden §. 598. erinnert.
§. 600.
Die Frage ist nun, wie fern sich dieser Satz um- kehren lasse, oder, wie fern man von der Jden- tität der Wirkung auf die Jdentität der Ursa- chen, Kräfte, Umstände, Art zu wirken etc. einen Schluß machen könne? Dieser Schluß geht nun an, wenn die Wirkung individual und ein Stück der wirklichen Welt ist, und wenn man alle Jndividualien bis auf die kleinsten Theilchen, und was die Ausmessung betrifft, nach geometrischer Schärfe nimmt. Auf diese Art aber wird man nicht zwo oder mehrere, sondern schlechthin nur eine und eben dieselbe Wirkung, Ursache, Umstände etc. mit sich selbst vergleichen, weil in der wirklichen Welt eine solche vollständige Jdentität zwischen zweyen oder
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Urſachen und Wirkungen.
einerley ſeyn muͤſſe. Die Bedingung des Satzes zaͤhlet die dabey zuſammengehoͤrenden und vorkom- menden Stuͤcke vor. Man gedenke ſich die wirkende Urſache, ihre Kraͤfte, die Lage und Direction derſel- ben, die Umſtaͤnde und die Sache, in welcher die Wirkung erfolget, zuſammengenommen, als ein Syſtem, ſo laͤuft der erſt angefuͤhrte Satz mit dem bereits oben (§. 139. 140.) noch allgemeiner vorgetra- genen auf eines hinaus, und iſt nur eine beſondere Anwendung davon. Man ſieht leicht, daß man in dieſes Syſtem alles mitnehmen muͤſſe, was in die Wirkung einen Einfluß hat, und was folglich, wenn es veraͤndert wird, die Wirkung ebenfalls verſchieden ausfallen machet. Das Syſtem muß daher von al- lem uͤbrigen unabhaͤngig und als ein Ganzes betrach- tet werden koͤnnen, welches als fuͤr ſich ſubſiſtirend angeſehen werden kann. Was Zeit und Ort dabey zu ſagen haben, haben wir im vorhergehenden §. 598. erinnert.
§. 600.
Die Frage iſt nun, wie fern ſich dieſer Satz um- kehren laſſe, oder, wie fern man von der Jden- titaͤt der Wirkung auf die Jdentitaͤt der Urſa- chen, Kraͤfte, Umſtaͤnde, Art zu wirken ꝛc. einen Schluß machen koͤnne? Dieſer Schluß geht nun an, wenn die Wirkung individual und ein Stuͤck der wirklichen Welt iſt, und wenn man alle Jndividualien bis auf die kleinſten Theilchen, und was die Ausmeſſung betrifft, nach geometriſcher Schaͤrfe nimmt. Auf dieſe Art aber wird man nicht zwo oder mehrere, ſondern ſchlechthin nur eine und eben dieſelbe Wirkung, Urſache, Umſtaͤnde ꝛc. mit ſich ſelbſt vergleichen, weil in der wirklichen Welt eine ſolche vollſtaͤndige Jdentitaͤt zwiſchen zweyen oder
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Urſachen und Wirkungen.
einerley ſeyn muͤſſe. Die Bedingung des Satzes
zaͤhlet die dabey zuſammengehoͤrenden und vorkom-
menden Stuͤcke vor. Man gedenke ſich die wirkende
Urſache, ihre Kraͤfte, die Lage und Direction derſel-
ben, die Umſtaͤnde und die Sache, in welcher die
Wirkung erfolget, zuſammengenommen, als ein
Syſtem, ſo laͤuft der erſt angefuͤhrte Satz mit dem
bereits oben (§. 139. 140.) noch allgemeiner vorgetra-
genen auf eines hinaus, und iſt nur eine beſondere
Anwendung davon. Man ſieht leicht, daß man in
dieſes Syſtem alles mitnehmen muͤſſe, was in die
Wirkung einen Einfluß hat, und was folglich, wenn
es veraͤndert wird, die Wirkung ebenfalls verſchieden
ausfallen machet. Das Syſtem muß daher von al-
lem uͤbrigen unabhaͤngig und als ein Ganzes betrach-
tet werden koͤnnen, welches als fuͤr ſich ſubſiſtirend
angeſehen werden kann. Was Zeit und Ort dabey
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erinnert.
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Die Frage iſt nun, wie fern ſich dieſer Satz um-
kehren laſſe, oder, wie fern man von der Jden-
titaͤt der Wirkung auf die Jdentitaͤt der Urſa-
chen, Kraͤfte, Umſtaͤnde, Art zu wirken ꝛc.
einen Schluß machen koͤnne? Dieſer Schluß
geht nun an, wenn die Wirkung individual und ein
Stuͤck der wirklichen Welt iſt, und wenn man alle
Jndividualien bis auf die kleinſten Theilchen, und
was die Ausmeſſung betrifft, nach geometriſcher
Schaͤrfe nimmt. Auf dieſe Art aber wird man nicht
zwo oder mehrere, ſondern ſchlechthin nur eine und
eben dieſelbe Wirkung, Urſache, Umſtaͤnde ꝛc. mit
ſich ſelbſt vergleichen, weil in der wirklichen Welt
eine ſolche vollſtaͤndige Jdentitaͤt zwiſchen zweyen oder
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/229>, abgerufen am 22.02.2025.
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