Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
XIX. Hauptstück.
§. 595.

Die Reaction ist mit der Action einerley,
außer daß jene dieser entgegengesetzt ist.
Dieser
Satz will nicht mehr sagen, als daß eine angewandte
Kraft angewandt sey, und nicht doppelt oder mehr-
fach angewandt werden könne, und daß sie, so wie
sie ganz angewandt ist, nicht zugleich noch anders
angewandt sey. Die Wirkung ist gleichsam immer
der Abdruck der unmittelbar wirkenden Ursache, und
wird von dieser gebildet. Denn darinn besteht auch
die Aehnlichkeit zwischen beyden, (§. 593.). Der
Unterschied liegt nur darinn, daß der Abdruck eine
gleichsam umgekehrte Form oder Gestalt hat, und
daß die Sache, in welcher die Kraft der Ursache sich
äußert, derselben entgegen wirke, und sie dadurch
derstalt aufhalte, daß man sagen kann, sie sey an-
gewandt,
und so viel davon angewandt ist, lasse
sich nicht als nochmals anwendbar gedenken.

§. 596.

Die völlige Wirkung ist den gesammten wir-
kenden oder angewandten Kräften der Ursa-
che gleich, und von einerley Form.
Dieser
Satz will ungefähr sagen, die Wirkung erstrecke sich
nicht weiter als die angewandte Kraft der Ursache;
und da auch kein Theil von dieser Kraft mehrfach an-
gewandt seyn könne, so finde sich zwischen der Wir-
kung und der Kraft ein solches Ebenmaaß, daß je-
dem Theil der Wirkung ein Theil der angewandten
Kraft, und hinwiederum jedem Theil der angewand-
ten Kraft ein Theil der Wirkung entspreche, und von
allem diesem nichts doppelt oder mehrfach in die
Rechnung komme; daß endlich jeder Theil der Wir-
kung sich genau nach der Art richte, wie die Kraft,

um
XIX. Hauptſtuͤck.
§. 595.

Die Reaction iſt mit der Action einerley,
außer daß jene dieſer entgegengeſetzt iſt.
Dieſer
Satz will nicht mehr ſagen, als daß eine angewandte
Kraft angewandt ſey, und nicht doppelt oder mehr-
fach angewandt werden koͤnne, und daß ſie, ſo wie
ſie ganz angewandt iſt, nicht zugleich noch anders
angewandt ſey. Die Wirkung iſt gleichſam immer
der Abdruck der unmittelbar wirkenden Urſache, und
wird von dieſer gebildet. Denn darinn beſteht auch
die Aehnlichkeit zwiſchen beyden, (§. 593.). Der
Unterſchied liegt nur darinn, daß der Abdruck eine
gleichſam umgekehrte Form oder Geſtalt hat, und
daß die Sache, in welcher die Kraft der Urſache ſich
aͤußert, derſelben entgegen wirke, und ſie dadurch
derſtalt aufhalte, daß man ſagen kann, ſie ſey an-
gewandt,
und ſo viel davon angewandt iſt, laſſe
ſich nicht als nochmals anwendbar gedenken.

§. 596.

Die voͤllige Wirkung iſt den geſammten wir-
kenden oder angewandten Kraͤften der Urſa-
che gleich, und von einerley Form.
Dieſer
Satz will ungefaͤhr ſagen, die Wirkung erſtrecke ſich
nicht weiter als die angewandte Kraft der Urſache;
und da auch kein Theil von dieſer Kraft mehrfach an-
gewandt ſeyn koͤnne, ſo finde ſich zwiſchen der Wir-
kung und der Kraft ein ſolches Ebenmaaß, daß je-
dem Theil der Wirkung ein Theil der angewandten
Kraft, und hinwiederum jedem Theil der angewand-
ten Kraft ein Theil der Wirkung entſpreche, und von
allem dieſem nichts doppelt oder mehrfach in die
Rechnung komme; daß endlich jeder Theil der Wir-
kung ſich genau nach der Art richte, wie die Kraft,

um
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0224" n="216"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XIX.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 595.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Die Reaction i&#x017F;t mit der Action einerley,<lb/>
außer daß jene die&#x017F;er entgegenge&#x017F;etzt i&#x017F;t.</hi> Die&#x017F;er<lb/>
Satz will nicht mehr &#x017F;agen, als daß eine angewandte<lb/>
Kraft angewandt &#x017F;ey, und nicht doppelt oder mehr-<lb/>
fach angewandt werden ko&#x0364;nne, und daß &#x017F;ie, &#x017F;o <hi rendition="#fr">wie</hi><lb/>
&#x017F;ie ganz angewandt i&#x017F;t, nicht zugleich noch anders<lb/>
angewandt &#x017F;ey. Die Wirkung i&#x017F;t gleich&#x017F;am immer<lb/>
der <hi rendition="#fr">Abdruck</hi> der unmittelbar wirkenden Ur&#x017F;ache, und<lb/>
wird von die&#x017F;er <hi rendition="#fr">gebildet.</hi> Denn darinn be&#x017F;teht auch<lb/>
die Aehnlichkeit zwi&#x017F;chen beyden, (§. 593.). Der<lb/>
Unter&#x017F;chied liegt nur darinn, daß der Abdruck eine<lb/>
gleich&#x017F;am umgekehrte Form oder Ge&#x017F;talt hat, und<lb/>
daß die Sache, in welcher die Kraft der Ur&#x017F;ache &#x017F;ich<lb/>
a&#x0364;ußert, der&#x017F;elben entgegen wirke, und &#x017F;ie dadurch<lb/>
der&#x017F;talt aufhalte, daß man &#x017F;agen kann, &#x017F;ie &#x017F;ey <hi rendition="#fr">an-<lb/>
gewandt,</hi> und &#x017F;o viel davon angewandt i&#x017F;t, la&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ich nicht als nochmals anwendbar gedenken.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 596.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Die vo&#x0364;llige Wirkung i&#x017F;t den ge&#x017F;ammten wir-<lb/>
kenden oder angewandten Kra&#x0364;ften der Ur&#x017F;a-<lb/>
che gleich, und von einerley Form.</hi> Die&#x017F;er<lb/>
Satz will ungefa&#x0364;hr &#x017F;agen, die Wirkung er&#x017F;trecke &#x017F;ich<lb/>
nicht weiter als die angewandte Kraft der Ur&#x017F;ache;<lb/>
und da auch kein Theil von die&#x017F;er Kraft mehrfach an-<lb/>
gewandt &#x017F;eyn ko&#x0364;nne, &#x017F;o finde &#x017F;ich zwi&#x017F;chen der Wir-<lb/>
kung und der Kraft ein &#x017F;olches Ebenmaaß, daß je-<lb/>
dem Theil der Wirkung ein Theil der angewandten<lb/>
Kraft, und hinwiederum jedem Theil der angewand-<lb/>
ten Kraft ein Theil der Wirkung ent&#x017F;preche, und von<lb/>
allem die&#x017F;em nichts doppelt oder mehrfach in die<lb/>
Rechnung komme; daß endlich jeder Theil der Wir-<lb/>
kung &#x017F;ich genau nach der Art richte, wie die Kraft,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">um</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0224] XIX. Hauptſtuͤck. §. 595. Die Reaction iſt mit der Action einerley, außer daß jene dieſer entgegengeſetzt iſt. Dieſer Satz will nicht mehr ſagen, als daß eine angewandte Kraft angewandt ſey, und nicht doppelt oder mehr- fach angewandt werden koͤnne, und daß ſie, ſo wie ſie ganz angewandt iſt, nicht zugleich noch anders angewandt ſey. Die Wirkung iſt gleichſam immer der Abdruck der unmittelbar wirkenden Urſache, und wird von dieſer gebildet. Denn darinn beſteht auch die Aehnlichkeit zwiſchen beyden, (§. 593.). Der Unterſchied liegt nur darinn, daß der Abdruck eine gleichſam umgekehrte Form oder Geſtalt hat, und daß die Sache, in welcher die Kraft der Urſache ſich aͤußert, derſelben entgegen wirke, und ſie dadurch derſtalt aufhalte, daß man ſagen kann, ſie ſey an- gewandt, und ſo viel davon angewandt iſt, laſſe ſich nicht als nochmals anwendbar gedenken. §. 596. Die voͤllige Wirkung iſt den geſammten wir- kenden oder angewandten Kraͤften der Urſa- che gleich, und von einerley Form. Dieſer Satz will ungefaͤhr ſagen, die Wirkung erſtrecke ſich nicht weiter als die angewandte Kraft der Urſache; und da auch kein Theil von dieſer Kraft mehrfach an- gewandt ſeyn koͤnne, ſo finde ſich zwiſchen der Wir- kung und der Kraft ein ſolches Ebenmaaß, daß je- dem Theil der Wirkung ein Theil der angewandten Kraft, und hinwiederum jedem Theil der angewand- ten Kraft ein Theil der Wirkung entſpreche, und von allem dieſem nichts doppelt oder mehrfach in die Rechnung komme; daß endlich jeder Theil der Wir- kung ſich genau nach der Art richte, wie die Kraft, um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/224
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/224>, abgerufen am 21.12.2024.