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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Dinge und Verhältnisse.
kannt ist etc. Wenn man aber auch dieses thut, und
sich durch Uebung gleichsam eine Fertigkeit erlanget
hat, darauf Acht zu haben, so findet man vermittelst
solcher Sätze nur, daß die übrigen der zusammenge-
hörenden Stücke da seyn müssen, oder auch hinwie-
derum, daß sie nicht da sind. Jndessen, wenn man
ersteres auch weiß, so fängt die rechte Aufgabe erst
an, wenn man sich vorsetzt, aus der gegebenen
Beschaffenheit dessen, aus dem man auf das
Daseyn des Uebrigen geschlossen hat, die Be-
schaffenheit dieses Uebrigen zu finden.
(Dia-
noiol. §. 330. seqq. 510. N°. 3.). Und da kann man
nun bey so allgemeinen Sätzen nicht stehen bleiben,
weil die Data und Quaesita specialer werden. So
z. B. kann man in der Natur jede Veränderung als
eine Wirkung ansehen. Der Schluß, daß ihre Ur-
sache vorhanden seyn müsse, ist dabey bald gemacht.
Welches aber die Ursache sey, wie sie wirke etc., das
sind hingegen Fragen von ganz anderer Art. Wie-
derum ist in der Natur alles in so gar enger und
vielfacher Verbindung, daß man jedes einzelne
Ding, und so auch mehrere zusammengenom-
men, als Theile von mehrerley und stufenweise
Größern, sowohl realen als idealen Ganzen
ansehen kann,
die folglich auch mitgenommen wer-
den können. Fraget man aber, welches die übrigen
Theile sind, wie sie im Ganzen verbunden sind, wie
viel ihrer dazu gehören etc. so muß man sich sogleich
um specialere Data und Verhältnisse derselben zu den
Quaesitis umsehen. (§. 411. und Dianoiolog. §. 163.
465. 461.).

§. 568.

Euclid hatte nun dieses für die Geometrie ge-
than, wiewohl er eigentlich nur das, was mit den

Datis

Dinge und Verhaͤltniſſe.
kannt iſt ꝛc. Wenn man aber auch dieſes thut, und
ſich durch Uebung gleichſam eine Fertigkeit erlanget
hat, darauf Acht zu haben, ſo findet man vermittelſt
ſolcher Saͤtze nur, daß die uͤbrigen der zuſammenge-
hoͤrenden Stuͤcke da ſeyn muͤſſen, oder auch hinwie-
derum, daß ſie nicht da ſind. Jndeſſen, wenn man
erſteres auch weiß, ſo faͤngt die rechte Aufgabe erſt
an, wenn man ſich vorſetzt, aus der gegebenen
Beſchaffenheit deſſen, aus dem man auf das
Daſeyn des Uebrigen geſchloſſen hat, die Be-
ſchaffenheit dieſes Uebrigen zu finden.
(Dia-
noiol. §. 330. ſeqq. 510. N°. 3.). Und da kann man
nun bey ſo allgemeinen Saͤtzen nicht ſtehen bleiben,
weil die Data und Quaeſita ſpecialer werden. So
z. B. kann man in der Natur jede Veraͤnderung als
eine Wirkung anſehen. Der Schluß, daß ihre Ur-
ſache vorhanden ſeyn muͤſſe, iſt dabey bald gemacht.
Welches aber die Urſache ſey, wie ſie wirke ꝛc., das
ſind hingegen Fragen von ganz anderer Art. Wie-
derum iſt in der Natur alles in ſo gar enger und
vielfacher Verbindung, daß man jedes einzelne
Ding, und ſo auch mehrere zuſammengenom-
men, als Theile von mehrerley und ſtufenweiſe
Groͤßern, ſowohl realen als idealen Ganzen
anſehen kann,
die folglich auch mitgenommen wer-
den koͤnnen. Fraget man aber, welches die uͤbrigen
Theile ſind, wie ſie im Ganzen verbunden ſind, wie
viel ihrer dazu gehoͤren ꝛc. ſo muß man ſich ſogleich
um ſpecialere Data und Verhaͤltniſſe derſelben zu den
Quaeſitis umſehen. (§. 411. und Dianoiolog. §. 163.
465. 461.).

§. 568.

Euclid hatte nun dieſes fuͤr die Geometrie ge-
than, wiewohl er eigentlich nur das, was mit den

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[189/0197] Dinge und Verhaͤltniſſe. kannt iſt ꝛc. Wenn man aber auch dieſes thut, und ſich durch Uebung gleichſam eine Fertigkeit erlanget hat, darauf Acht zu haben, ſo findet man vermittelſt ſolcher Saͤtze nur, daß die uͤbrigen der zuſammenge- hoͤrenden Stuͤcke da ſeyn muͤſſen, oder auch hinwie- derum, daß ſie nicht da ſind. Jndeſſen, wenn man erſteres auch weiß, ſo faͤngt die rechte Aufgabe erſt an, wenn man ſich vorſetzt, aus der gegebenen Beſchaffenheit deſſen, aus dem man auf das Daſeyn des Uebrigen geſchloſſen hat, die Be- ſchaffenheit dieſes Uebrigen zu finden. (Dia- noiol. §. 330. ſeqq. 510. N°. 3.). Und da kann man nun bey ſo allgemeinen Saͤtzen nicht ſtehen bleiben, weil die Data und Quaeſita ſpecialer werden. So z. B. kann man in der Natur jede Veraͤnderung als eine Wirkung anſehen. Der Schluß, daß ihre Ur- ſache vorhanden ſeyn muͤſſe, iſt dabey bald gemacht. Welches aber die Urſache ſey, wie ſie wirke ꝛc., das ſind hingegen Fragen von ganz anderer Art. Wie- derum iſt in der Natur alles in ſo gar enger und vielfacher Verbindung, daß man jedes einzelne Ding, und ſo auch mehrere zuſammengenom- men, als Theile von mehrerley und ſtufenweiſe Groͤßern, ſowohl realen als idealen Ganzen anſehen kann, die folglich auch mitgenommen wer- den koͤnnen. Fraget man aber, welches die uͤbrigen Theile ſind, wie ſie im Ganzen verbunden ſind, wie viel ihrer dazu gehoͤren ꝛc. ſo muß man ſich ſogleich um ſpecialere Data und Verhaͤltniſſe derſelben zu den Quaeſitis umſehen. (§. 411. und Dianoiolog. §. 163. 465. 461.). §. 568. Euclid hatte nun dieſes fuͤr die Geometrie ge- than, wiewohl er eigentlich nur das, was mit den Datis

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/197>, abgerufen am 21.11.2024.