übrigen unabhäng ansehe, oder sich dadurch blenden lasse, die Aufgabe für determinirt anzusehen, wenn in der That noch nicht genug Data da sind.
§. 565.
Sollen wir nun dieses Verfahren mit dem philoso- phischen vergleichen, so weiß man zwar in der Me- taphysic mit ziemlicher Gewißheit, daß aus Nichts nichts gefunden werden kann, hingegen weiß man nicht immer, was man eigentlich suchen will, und noch seltener, woraus man es finden könne, oder wo man es suchen müsse. Wir haben daher schon an- fangs (§. 14.) angemerket, daß in der Wolfischen Metaphysic, die doch noch am meisten geometrische Methode hatte, von Datis und Quaesitis die Rede nicht vorkömmt. Es haben zwar schon die alten Metaphysiker einige sogenannte Canones vorgetragen, welche mit den Euclidischen Lehrsätzen einige Aehn- lichkeit haben, nur daß sie statt des Wortes geben das Wort setzen gebrauchen, vermuthlich, weil man in der Methaphysic nicht so leicht geben kann, als in der Geometrie, oder wenigstens nicht so leicht fand, wo man es hernehmen soll. Denn sonst kömmt es hiebey auf den Unterschied der Worte nicht an, ungeachtet Wolf das geben der Mathematic so ganz zueignet, daß er es als ein wesentliches Unterschei- dungsstück der Größen ansieht, daß sie nur gege- ben, für sich aber nicht gedacht, oder durch Worte verständlich gemacht werden können. Dieses gilt aber nur von denen Größen, die keine bestimmte Ein- heit haben, oder bey welchen alles schlechthin nur relativ ist, wie z. E. bey dem Raume, der Dauer, der Kraft etc.
§. 566.
XVIII. Hauptſtuͤck.
uͤbrigen unabhaͤng anſehe, oder ſich dadurch blenden laſſe, die Aufgabe fuͤr determinirt anzuſehen, wenn in der That noch nicht genug Data da ſind.
§. 565.
Sollen wir nun dieſes Verfahren mit dem philoſo- phiſchen vergleichen, ſo weiß man zwar in der Me- taphyſic mit ziemlicher Gewißheit, daß aus Nichts nichts gefunden werden kann, hingegen weiß man nicht immer, was man eigentlich ſuchen will, und noch ſeltener, woraus man es finden koͤnne, oder wo man es ſuchen muͤſſe. Wir haben daher ſchon an- fangs (§. 14.) angemerket, daß in der Wolfiſchen Metaphyſic, die doch noch am meiſten geometriſche Methode hatte, von Datis und Quaeſitis die Rede nicht vorkoͤmmt. Es haben zwar ſchon die alten Metaphyſiker einige ſogenannte Canones vorgetragen, welche mit den Euclidiſchen Lehrſaͤtzen einige Aehn- lichkeit haben, nur daß ſie ſtatt des Wortes geben das Wort ſetzen gebrauchen, vermuthlich, weil man in der Methaphyſic nicht ſo leicht geben kann, als in der Geometrie, oder wenigſtens nicht ſo leicht fand, wo man es hernehmen ſoll. Denn ſonſt koͤmmt es hiebey auf den Unterſchied der Worte nicht an, ungeachtet Wolf das geben der Mathematic ſo ganz zueignet, daß er es als ein weſentliches Unterſchei- dungsſtuͤck der Groͤßen anſieht, daß ſie nur gege- ben, fuͤr ſich aber nicht gedacht, oder durch Worte verſtaͤndlich gemacht werden koͤnnen. Dieſes gilt aber nur von denen Groͤßen, die keine beſtimmte Ein- heit haben, oder bey welchen alles ſchlechthin nur relativ iſt, wie z. E. bey dem Raume, der Dauer, der Kraft ꝛc.
§. 566.
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XVIII. Hauptſtuͤck.
uͤbrigen unabhaͤng anſehe, oder ſich dadurch blenden
laſſe, die Aufgabe fuͤr determinirt anzuſehen, wenn
in der That noch nicht genug Data da ſind.
§. 565.
Sollen wir nun dieſes Verfahren mit dem philoſo-
phiſchen vergleichen, ſo weiß man zwar in der Me-
taphyſic mit ziemlicher Gewißheit, daß aus Nichts
nichts gefunden werden kann, hingegen weiß man
nicht immer, was man eigentlich ſuchen will, und
noch ſeltener, woraus man es finden koͤnne, oder wo
man es ſuchen muͤſſe. Wir haben daher ſchon an-
fangs (§. 14.) angemerket, daß in der Wolfiſchen
Metaphyſic, die doch noch am meiſten geometriſche
Methode hatte, von Datis und Quaeſitis die Rede
nicht vorkoͤmmt. Es haben zwar ſchon die alten
Metaphyſiker einige ſogenannte Canones vorgetragen,
welche mit den Euclidiſchen Lehrſaͤtzen einige Aehn-
lichkeit haben, nur daß ſie ſtatt des Wortes geben
das Wort ſetzen gebrauchen, vermuthlich, weil man
in der Methaphyſic nicht ſo leicht geben kann, als
in der Geometrie, oder wenigſtens nicht ſo leicht
fand, wo man es hernehmen ſoll. Denn ſonſt koͤmmt
es hiebey auf den Unterſchied der Worte nicht an,
ungeachtet Wolf das geben der Mathematic ſo ganz
zueignet, daß er es als ein weſentliches Unterſchei-
dungsſtuͤck der Groͤßen anſieht, daß ſie nur gege-
ben, fuͤr ſich aber nicht gedacht, oder durch Worte
verſtaͤndlich gemacht werden koͤnnen. Dieſes gilt
aber nur von denen Groͤßen, die keine beſtimmte Ein-
heit haben, oder bey welchen alles ſchlechthin nur
relativ iſt, wie z. E. bey dem Raume, der Dauer,
der Kraft ꝛc.
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/194>, abgerufen am 21.11.2024.
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