dem Stoße weder Kraft verloren gehe, noch neue zum Vorscheine komme. Uebrigens sind diese beyde Gesetze so beschaffen, daß, wenn man beyde annimmt, das vorhin angeführte allgemeinere (§. 381.) dabey statt hat. Ob man aber vermittelst dieses allgemei- nern eines aus dem andern herleiten könne, ist eine andere Frage, deren Auflösung in die mathematische Analysin gehöret.
§. 383.
Liegen viele solide gleiche Theile in einer Reihe an einander, so geht der Druck, so dem ersten mit- getheilet wird, durch alle durch, bis in den letzten, welcher, weil er keinen folgenden mehr zu drücken hat, in Bewegung kömmt. Denn von allen zwischen lie- genden kann keiner in Bewegung kommen, so lange die folgenden noch in Ruhe sind. Demnach können sie nur den dem ersten mitgetheilten Druck fortpflan- zen. Da aber dieser Druck eine Sollicitation, oder wenn man es so nennen darf, eine Anreizung zur Bewegung ist, so wird der letzte Theil in Bewegung gesetzet, und die übrigen bleiben liegen, weil der Druck aus denselben weg ist.
§. 384.
Man setze ferner, viele gleich große solide Theile seyn feste mit einander verbunden, und nach der Di- rection der Länge in Bewegung, so wird die Fähigkeit bey dem Stoße zu drücken in jedem seyn, und zwar eben so groß, als wenn jeder für sich mit gleicher Ge- schwindigkeit bewegt würde. Hingegen äußert sich der wirkliche Druck in jedem Theile nicht, weil jedes mit gleicher Geschwindigkeit fortgeht. Stößt aber das erste irgend an etwas Solides, so höret seine
Bewe-
Die Kraft.
dem Stoße weder Kraft verloren gehe, noch neue zum Vorſcheine komme. Uebrigens ſind dieſe beyde Geſetze ſo beſchaffen, daß, wenn man beyde annimmt, das vorhin angefuͤhrte allgemeinere (§. 381.) dabey ſtatt hat. Ob man aber vermittelſt dieſes allgemei- nern eines aus dem andern herleiten koͤnne, iſt eine andere Frage, deren Aufloͤſung in die mathematiſche Analyſin gehoͤret.
§. 383.
Liegen viele ſolide gleiche Theile in einer Reihe an einander, ſo geht der Druck, ſo dem erſten mit- getheilet wird, durch alle durch, bis in den letzten, welcher, weil er keinen folgenden mehr zu druͤcken hat, in Bewegung koͤmmt. Denn von allen zwiſchen lie- genden kann keiner in Bewegung kommen, ſo lange die folgenden noch in Ruhe ſind. Demnach koͤnnen ſie nur den dem erſten mitgetheilten Druck fortpflan- zen. Da aber dieſer Druck eine Sollicitation, oder wenn man es ſo nennen darf, eine Anreizung zur Bewegung iſt, ſo wird der letzte Theil in Bewegung geſetzet, und die uͤbrigen bleiben liegen, weil der Druck aus denſelben weg iſt.
§. 384.
Man ſetze ferner, viele gleich große ſolide Theile ſeyn feſte mit einander verbunden, und nach der Di- rection der Laͤnge in Bewegung, ſo wird die Faͤhigkeit bey dem Stoße zu druͤcken in jedem ſeyn, und zwar eben ſo groß, als wenn jeder fuͤr ſich mit gleicher Ge- ſchwindigkeit bewegt wuͤrde. Hingegen aͤußert ſich der wirkliche Druck in jedem Theile nicht, weil jedes mit gleicher Geſchwindigkeit fortgeht. Stoͤßt aber das erſte irgend an etwas Solides, ſo hoͤret ſeine
Bewe-
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Die Kraft.
dem Stoße weder Kraft verloren gehe, noch neue
zum Vorſcheine komme. Uebrigens ſind dieſe beyde
Geſetze ſo beſchaffen, daß, wenn man beyde annimmt,
das vorhin angefuͤhrte allgemeinere (§. 381.) dabey
ſtatt hat. Ob man aber vermittelſt dieſes allgemei-
nern eines aus dem andern herleiten koͤnne, iſt eine
andere Frage, deren Aufloͤſung in die mathematiſche
Analyſin gehoͤret.
§. 383.
Liegen viele ſolide gleiche Theile in einer Reihe
an einander, ſo geht der Druck, ſo dem erſten mit-
getheilet wird, durch alle durch, bis in den letzten,
welcher, weil er keinen folgenden mehr zu druͤcken hat,
in Bewegung koͤmmt. Denn von allen zwiſchen lie-
genden kann keiner in Bewegung kommen, ſo lange
die folgenden noch in Ruhe ſind. Demnach koͤnnen
ſie nur den dem erſten mitgetheilten Druck fortpflan-
zen. Da aber dieſer Druck eine Sollicitation, oder
wenn man es ſo nennen darf, eine Anreizung zur
Bewegung iſt, ſo wird der letzte Theil in Bewegung
geſetzet, und die uͤbrigen bleiben liegen, weil der
Druck aus denſelben weg iſt.
§. 384.
Man ſetze ferner, viele gleich große ſolide Theile
ſeyn feſte mit einander verbunden, und nach der Di-
rection der Laͤnge in Bewegung, ſo wird die Faͤhigkeit
bey dem Stoße zu druͤcken in jedem ſeyn, und zwar
eben ſo groß, als wenn jeder fuͤr ſich mit gleicher Ge-
ſchwindigkeit bewegt wuͤrde. Hingegen aͤußert ſich
der wirkliche Druck in jedem Theile nicht, weil jedes
mit gleicher Geſchwindigkeit fortgeht. Stoͤßt aber
das erſte irgend an etwas Solides, ſo hoͤret ſeine
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/19>, abgerufen am 21.11.2024.
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