Ein allgemeiner Satz, den wir hiebey vortragen können, ist folgender. Man setze zwo solide Massen oder Theilchen A, B, die ihre Figur im Anstoßen nicht ändern, oder, wenn sie geändert wird, dieselbe durch Kräfte wieder erlangen. Man lasse sie mit beliebi- gen Geschwindigkeiten an einander stoßen. Mit den Geschwindigkeiten, die sie nach dem Stoße erhalten, lasse man sie wiederum an einander stoßen, so werden sie nach diesem zweyten Stoße die anfänglichen Ge- schwindigkeiten wiederum erlangen, und folglich alles so seyn, als wenn beyde Stöße nicht vorgegangen wären. Dieses muß nun nothwendig statt haben, wie auch immer die Gesetze des Stoßes beschaffen seyn mögen. Denn was man dabey anders gedenken will, so wird entweder mehr oder minder Bewegung herauskommen, als anfangs war. Und dieses geht nicht an.
§. 382.
Jn der wirklichen Welt haben wir für den Stoß der Körper, die ihre Figur nicht ändern, oder bey welchen sie durch Kräfte wiederhergestellet wird, zwey Gesetze. Einmal bleibt die Geschwindigkeit, mit welcher sie sich nach dem Stoße von einander entfer- nen, derjenigen gleich, mit welcher sie sich vor dem Stoße einander näherten. Sodann ist die Summe jeder mit dem Quadrate ihrer Geschwindigkeit mul- tiplicirten Masse vor und nach dem Stoße einerley. Wenn man nun hiebey annehmen kann, daß die Masse mit dem Quadrate der Geschwindigkeit mul- tiplicirt dem Drucke oder der Kraft proportional sey, so wird letzteres von diesen beyden Gesetzen nothwen- dig statt haben, weil man annehmen kann, daß bey
dem
XIII. Hauptſtuͤck.
§. 381.
Ein allgemeiner Satz, den wir hiebey vortragen koͤnnen, iſt folgender. Man ſetze zwo ſolide Maſſen oder Theilchen A, B, die ihre Figur im Anſtoßen nicht aͤndern, oder, wenn ſie geaͤndert wird, dieſelbe durch Kraͤfte wieder erlangen. Man laſſe ſie mit beliebi- gen Geſchwindigkeiten an einander ſtoßen. Mit den Geſchwindigkeiten, die ſie nach dem Stoße erhalten, laſſe man ſie wiederum an einander ſtoßen, ſo werden ſie nach dieſem zweyten Stoße die anfaͤnglichen Ge- ſchwindigkeiten wiederum erlangen, und folglich alles ſo ſeyn, als wenn beyde Stoͤße nicht vorgegangen waͤren. Dieſes muß nun nothwendig ſtatt haben, wie auch immer die Geſetze des Stoßes beſchaffen ſeyn moͤgen. Denn was man dabey anders gedenken will, ſo wird entweder mehr oder minder Bewegung herauskommen, als anfangs war. Und dieſes geht nicht an.
§. 382.
Jn der wirklichen Welt haben wir fuͤr den Stoß der Koͤrper, die ihre Figur nicht aͤndern, oder bey welchen ſie durch Kraͤfte wiederhergeſtellet wird, zwey Geſetze. Einmal bleibt die Geſchwindigkeit, mit welcher ſie ſich nach dem Stoße von einander entfer- nen, derjenigen gleich, mit welcher ſie ſich vor dem Stoße einander naͤherten. Sodann iſt die Summe jeder mit dem Quadrate ihrer Geſchwindigkeit mul- tiplicirten Maſſe vor und nach dem Stoße einerley. Wenn man nun hiebey annehmen kann, daß die Maſſe mit dem Quadrate der Geſchwindigkeit mul- tiplicirt dem Drucke oder der Kraft proportional ſey, ſo wird letzteres von dieſen beyden Geſetzen nothwen- dig ſtatt haben, weil man annehmen kann, daß bey
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XIII. Hauptſtuͤck.
§. 381.
Ein allgemeiner Satz, den wir hiebey vortragen
koͤnnen, iſt folgender. Man ſetze zwo ſolide Maſſen
oder Theilchen A, B, die ihre Figur im Anſtoßen nicht
aͤndern, oder, wenn ſie geaͤndert wird, dieſelbe durch
Kraͤfte wieder erlangen. Man laſſe ſie mit beliebi-
gen Geſchwindigkeiten an einander ſtoßen. Mit den
Geſchwindigkeiten, die ſie nach dem Stoße erhalten,
laſſe man ſie wiederum an einander ſtoßen, ſo werden
ſie nach dieſem zweyten Stoße die anfaͤnglichen Ge-
ſchwindigkeiten wiederum erlangen, und folglich alles
ſo ſeyn, als wenn beyde Stoͤße nicht vorgegangen
waͤren. Dieſes muß nun nothwendig ſtatt haben,
wie auch immer die Geſetze des Stoßes beſchaffen
ſeyn moͤgen. Denn was man dabey anders gedenken
will, ſo wird entweder mehr oder minder Bewegung
herauskommen, als anfangs war. Und dieſes geht
nicht an.
§. 382.
Jn der wirklichen Welt haben wir fuͤr den Stoß
der Koͤrper, die ihre Figur nicht aͤndern, oder bey
welchen ſie durch Kraͤfte wiederhergeſtellet wird, zwey
Geſetze. Einmal bleibt die Geſchwindigkeit, mit
welcher ſie ſich nach dem Stoße von einander entfer-
nen, derjenigen gleich, mit welcher ſie ſich vor dem
Stoße einander naͤherten. Sodann iſt die Summe
jeder mit dem Quadrate ihrer Geſchwindigkeit mul-
tiplicirten Maſſe vor und nach dem Stoße einerley.
Wenn man nun hiebey annehmen kann, daß die
Maſſe mit dem Quadrate der Geſchwindigkeit mul-
tiplicirt dem Drucke oder der Kraft proportional ſey,
ſo wird letzteres von dieſen beyden Geſetzen nothwen-
dig ſtatt haben, weil man annehmen kann, daß bey
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/18>, abgerufen am 21.12.2024.
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