es an ein anderes stößt. Zu diesem Drucke und zu der ersten Verursachung desselben werden aber noch Kräfte erfordert, und von diesen, auch wenn man sie als immaterielle Substanzen ansieht, muß das Solide durchdrungen werden können, weil der Druck sich durch das Solide fortsetzt, und eben diese Kräfte sind es, die die Theilchen des Soliden zusammen- halten, und aus demselben ein Ganzes machen, und es mit anderm Solidem verbinden, die demselben mehr oder minder Festigkeit geben, seine Figur wie- der herstellen etc. (§. 393. 380. 298.).
§. 544.
Jndessen erhellet aus allen Erfahrungen, daß in der wirklichen Welt das Solide mit den Kräften auf eine sehr enge Art verbunden ist. Die Kräfte, wo- mit die Theilchen fester Körper zusammen hängen, sind sehr beträchtlich, und man findet sie in den klein- sten Theilchen vergleichungsweise am größten. Nach den Musschenbroekischen Versuchen muß man ein Gewicht von dreyhundert bis fünfhundert Pfund an- hängen, ehe ein metallener Drat von Kupfer, Sil- ber, Eisen, Gold zerreißen wird, dessen Diamter nur eines rheinländischen Zolles ist. Hingegen scheint es, die eigentliche Erde hänge in ihren Theil- chen weiter nicht zusammen, als in so fern sie mit andern Materien, z. E. mit Wasser, Oel, Sal- zen etc. vermischt ist, weil sie sich bis in die kleinsten Theilchen zerreiben läßt. Sie stellet demnach gewis- sermaßen vor, was das Solide für sich betrachtet ist, wenn die Kräfte, so die Theilchen verbinden können, daraus weg, oder nicht damit verbunden sind. Ohne solche Kräfte würden wir von harten, elastischen und flüßigen Materien in der Welt nichts finden,
deren
XVII. Hauptſtuͤck.
es an ein anderes ſtoͤßt. Zu dieſem Drucke und zu der erſten Verurſachung deſſelben werden aber noch Kraͤfte erfordert, und von dieſen, auch wenn man ſie als immaterielle Subſtanzen anſieht, muß das Solide durchdrungen werden koͤnnen, weil der Druck ſich durch das Solide fortſetzt, und eben dieſe Kraͤfte ſind es, die die Theilchen des Soliden zuſammen- halten, und aus demſelben ein Ganzes machen, und es mit anderm Solidem verbinden, die demſelben mehr oder minder Feſtigkeit geben, ſeine Figur wie- der herſtellen ꝛc. (§. 393. 380. 298.).
§. 544.
Jndeſſen erhellet aus allen Erfahrungen, daß in der wirklichen Welt das Solide mit den Kraͤften auf eine ſehr enge Art verbunden iſt. Die Kraͤfte, wo- mit die Theilchen feſter Koͤrper zuſammen haͤngen, ſind ſehr betraͤchtlich, und man findet ſie in den klein- ſten Theilchen vergleichungsweiſe am groͤßten. Nach den Musſchenbroekiſchen Verſuchen muß man ein Gewicht von dreyhundert bis fuͤnfhundert Pfund an- haͤngen, ehe ein metallener Drat von Kupfer, Sil- ber, Eiſen, Gold zerreißen wird, deſſen Diamter nur eines rheinlaͤndiſchen Zolles iſt. Hingegen ſcheint es, die eigentliche Erde haͤnge in ihren Theil- chen weiter nicht zuſammen, als in ſo fern ſie mit andern Materien, z. E. mit Waſſer, Oel, Sal- zen ꝛc. vermiſcht iſt, weil ſie ſich bis in die kleinſten Theilchen zerreiben laͤßt. Sie ſtellet demnach gewiſ- ſermaßen vor, was das Solide fuͤr ſich betrachtet iſt, wenn die Kraͤfte, ſo die Theilchen verbinden koͤnnen, daraus weg, oder nicht damit verbunden ſind. Ohne ſolche Kraͤfte wuͤrden wir von harten, elaſtiſchen und fluͤßigen Materien in der Welt nichts finden,
deren
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0170"n="162"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XVII.</hi> Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/>
es an ein anderes ſtoͤßt. Zu dieſem Drucke und zu<lb/>
der erſten Verurſachung deſſelben werden aber noch<lb/>
Kraͤfte erfordert, und von dieſen, auch wenn man<lb/>ſie als immaterielle Subſtanzen anſieht, muß das<lb/>
Solide durchdrungen werden koͤnnen, weil der Druck<lb/>ſich durch das Solide fortſetzt, und eben dieſe Kraͤfte<lb/>ſind es, die die Theilchen des Soliden zuſammen-<lb/>
halten, und aus demſelben ein Ganzes machen, und<lb/>
es mit anderm Solidem verbinden, die demſelben<lb/>
mehr oder minder Feſtigkeit geben, ſeine Figur wie-<lb/>
der herſtellen ꝛc. (§. 393. 380. 298.).</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 544.</head><lb/><p>Jndeſſen erhellet aus allen Erfahrungen, daß in<lb/>
der wirklichen Welt das Solide mit den Kraͤften auf<lb/>
eine ſehr enge Art verbunden iſt. Die Kraͤfte, wo-<lb/>
mit die Theilchen feſter Koͤrper zuſammen haͤngen,<lb/>ſind ſehr betraͤchtlich, und man findet ſie in den klein-<lb/>ſten Theilchen vergleichungsweiſe am groͤßten. Nach<lb/>
den <hirendition="#fr">Musſchenbroekiſchen</hi> Verſuchen muß man ein<lb/>
Gewicht von dreyhundert bis fuͤnfhundert Pfund an-<lb/>
haͤngen, ehe ein metallener Drat von Kupfer, Sil-<lb/>
ber, Eiſen, Gold zerreißen wird, deſſen Diamter<lb/>
nur <formulanotation="TeX"> \frac {1} {10}</formula> eines rheinlaͤndiſchen Zolles iſt. Hingegen<lb/>ſcheint es, die eigentliche <hirendition="#fr">Erde</hi> haͤnge in ihren Theil-<lb/>
chen weiter nicht zuſammen, als in ſo fern ſie mit<lb/>
andern Materien, z. E. mit Waſſer, Oel, Sal-<lb/>
zen ꝛc. vermiſcht iſt, weil ſie ſich bis in die kleinſten<lb/>
Theilchen zerreiben laͤßt. Sie ſtellet demnach gewiſ-<lb/>ſermaßen vor, was das Solide fuͤr ſich betrachtet iſt,<lb/>
wenn die Kraͤfte, ſo die Theilchen verbinden koͤnnen,<lb/>
daraus weg, oder nicht damit verbunden ſind. Ohne<lb/>ſolche Kraͤfte wuͤrden wir von harten, elaſtiſchen<lb/>
und fluͤßigen Materien in der Welt nichts finden,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">deren</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[162/0170]
XVII. Hauptſtuͤck.
es an ein anderes ſtoͤßt. Zu dieſem Drucke und zu
der erſten Verurſachung deſſelben werden aber noch
Kraͤfte erfordert, und von dieſen, auch wenn man
ſie als immaterielle Subſtanzen anſieht, muß das
Solide durchdrungen werden koͤnnen, weil der Druck
ſich durch das Solide fortſetzt, und eben dieſe Kraͤfte
ſind es, die die Theilchen des Soliden zuſammen-
halten, und aus demſelben ein Ganzes machen, und
es mit anderm Solidem verbinden, die demſelben
mehr oder minder Feſtigkeit geben, ſeine Figur wie-
der herſtellen ꝛc. (§. 393. 380. 298.).
§. 544.
Jndeſſen erhellet aus allen Erfahrungen, daß in
der wirklichen Welt das Solide mit den Kraͤften auf
eine ſehr enge Art verbunden iſt. Die Kraͤfte, wo-
mit die Theilchen feſter Koͤrper zuſammen haͤngen,
ſind ſehr betraͤchtlich, und man findet ſie in den klein-
ſten Theilchen vergleichungsweiſe am groͤßten. Nach
den Musſchenbroekiſchen Verſuchen muß man ein
Gewicht von dreyhundert bis fuͤnfhundert Pfund an-
haͤngen, ehe ein metallener Drat von Kupfer, Sil-
ber, Eiſen, Gold zerreißen wird, deſſen Diamter
nur [FORMEL] eines rheinlaͤndiſchen Zolles iſt. Hingegen
ſcheint es, die eigentliche Erde haͤnge in ihren Theil-
chen weiter nicht zuſammen, als in ſo fern ſie mit
andern Materien, z. E. mit Waſſer, Oel, Sal-
zen ꝛc. vermiſcht iſt, weil ſie ſich bis in die kleinſten
Theilchen zerreiben laͤßt. Sie ſtellet demnach gewiſ-
ſermaßen vor, was das Solide fuͤr ſich betrachtet iſt,
wenn die Kraͤfte, ſo die Theilchen verbinden koͤnnen,
daraus weg, oder nicht damit verbunden ſind. Ohne
ſolche Kraͤfte wuͤrden wir von harten, elaſtiſchen
und fluͤßigen Materien in der Welt nichts finden,
deren
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/170>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.