2°. Jst dasjenige einfach, was nicht mehrere der Art nach von einander verschiedene innere Merk- male oder Bestimmungen hat. Dergleichen z. E. die einfachen Begriffe des Raums, der Dauer, der Existenz etc. sind.
3°. Können wir auch einfach nennen, was eine ab- solute Einheit ist, z. E. die Existenz, das Seyn, das Wahre etc.
§. 533.
Die erste dieser Benennungen bezieht sich auf die Theilbarkeit des Soliden, oder Materie, und dabey hat man längst schon die Frage aufgeworfen, ob die Materie unendlich getheilt oder wenigstens un- endlich theilbar sey? Diese Frage, auf die wir im Vorhergehenden schon einige andere reducirt haben, werden wir nun hier etwas umständlicher untersuchen, um zu sehen, wie ferne sie in ihr gehöriges Licht ge- setzet werden könne. Dem Unendlichen wird das Endliche, und beyden das Nichts entgegengesetzet. Ferner ist das Unendliche entweder ein Terminus infinitus vom Endlichen, das will sagen, Nicht - endlich, so daß es etwas in sich enthält, welchem das endlich seyn schlechthin widerspricht (§. 257.), oder es ist eine bloße Privation, so daß es schlechthin nur nicht endlich ist, (§. 254. seqq.). Nun trifft beydes zusammen, so oft von einem unendlichen Indiuiduo die Rede ist, (§. 259. 261. N°. 6. 8.). Eben dieser Unterschied findet sich auch bey dem Nichts. Das Nicht - Etwas ist schlechthin symbolisch, und als ein Indiuiduum betrachtet, das eigentlich cate- gorische Nichts (§. 262. N°. 12.), A und Nicht - A zugleich, und wederAnoch Nicht - A, (§. 262. N°. 13.). Hingegen privative bedeutet das Nichts
schlecht-
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Das Zuſammenſetzen.
2°. Jſt dasjenige einfach, was nicht mehrere der Art nach von einander verſchiedene innere Merk- male oder Beſtimmungen hat. Dergleichen z. E. die einfachen Begriffe des Raums, der Dauer, der Exiſtenz ꝛc. ſind.
3°. Koͤnnen wir auch einfach nennen, was eine ab- ſolute Einheit iſt, z. E. die Exiſtenz, das Seyn, das Wahre ꝛc.
§. 533.
Die erſte dieſer Benennungen bezieht ſich auf die Theilbarkeit des Soliden, oder Materie, und dabey hat man laͤngſt ſchon die Frage aufgeworfen, ob die Materie unendlich getheilt oder wenigſtens un- endlich theilbar ſey? Dieſe Frage, auf die wir im Vorhergehenden ſchon einige andere reducirt haben, werden wir nun hier etwas umſtaͤndlicher unterſuchen, um zu ſehen, wie ferne ſie in ihr gehoͤriges Licht ge- ſetzet werden koͤnne. Dem Unendlichen wird das Endliche, und beyden das Nichts entgegengeſetzet. Ferner iſt das Unendliche entweder ein Terminus infinitus vom Endlichen, das will ſagen, Nicht - endlich, ſo daß es etwas in ſich enthaͤlt, welchem das endlich ſeyn ſchlechthin widerſpricht (§. 257.), oder es iſt eine bloße Privation, ſo daß es ſchlechthin nur nicht endlich iſt, (§. 254. ſeqq.). Nun trifft beydes zuſammen, ſo oft von einem unendlichen Indiuiduo die Rede iſt, (§. 259. 261. N°. 6. 8.). Eben dieſer Unterſchied findet ſich auch bey dem Nichts. Das Nicht - Etwas iſt ſchlechthin ſymboliſch, und als ein Indiuiduum betrachtet, das eigentlich cate- goriſche Nichts (§. 262. N°. 12.), A und Nicht - A zugleich, und wederAnoch Nicht - A, (§. 262. N°. 13.). Hingegen privative bedeutet das Nichts
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Das Zuſammenſetzen.
2°. Jſt dasjenige einfach, was nicht mehrere der
Art nach von einander verſchiedene innere Merk-
male oder Beſtimmungen hat. Dergleichen
z. E. die einfachen Begriffe des Raums, der
Dauer, der Exiſtenz ꝛc. ſind.
3°. Koͤnnen wir auch einfach nennen, was eine ab-
ſolute Einheit iſt, z. E. die Exiſtenz, das Seyn,
das Wahre ꝛc.
§. 533.
Die erſte dieſer Benennungen bezieht ſich auf die
Theilbarkeit des Soliden, oder Materie, und dabey
hat man laͤngſt ſchon die Frage aufgeworfen, ob die
Materie unendlich getheilt oder wenigſtens un-
endlich theilbar ſey? Dieſe Frage, auf die wir im
Vorhergehenden ſchon einige andere reducirt haben,
werden wir nun hier etwas umſtaͤndlicher unterſuchen,
um zu ſehen, wie ferne ſie in ihr gehoͤriges Licht ge-
ſetzet werden koͤnne. Dem Unendlichen wird das
Endliche, und beyden das Nichts entgegengeſetzet.
Ferner iſt das Unendliche entweder ein Terminus
infinitus vom Endlichen, das will ſagen, Nicht -
endlich, ſo daß es etwas in ſich enthaͤlt, welchem
das endlich ſeyn ſchlechthin widerſpricht (§. 257.),
oder es iſt eine bloße Privation, ſo daß es ſchlechthin
nur nicht endlich iſt, (§. 254. ſeqq.). Nun trifft
beydes zuſammen, ſo oft von einem unendlichen
Indiuiduo die Rede iſt, (§. 259. 261. N°. 6. 8.). Eben
dieſer Unterſchied findet ſich auch bey dem Nichts.
Das Nicht - Etwas iſt ſchlechthin ſymboliſch, und
als ein Indiuiduum betrachtet, das eigentlich cate-
goriſche Nichts (§. 262. N°. 12.), A und Nicht - A
zugleich, und weder A noch Nicht - A, (§. 262.
N°. 13.). Hingegen privative bedeutet das Nichts
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/159>, abgerufen am 21.11.2024.
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