Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Bestimmen.
des Zufälligen auf die Theorie der Kräfte reducirt,
als welcher der Maaßstab zu den Graden der Zufäl-
ligkeit sind, (§. 283.). Demnach ist die Kraft das
eigentliche Fundamentum diuisionis bey dem Noth-
wendigen und Zufälligen, so wie man ebenfalls die
Eintheilung in Substanzen und Accidenzen darauf
gründet. Man sehe aber §. 247. und §. 178. N°. 9.

§. 521.

Aus allem diesem erhellet nun, daß der Begriff
eines Dinges überhaupt, oder in der Allgemeinheit,
wie derselbe in der Metaphysic genommen wird, im
geringsten nicht einfach ist, zumal, wenn man alle
Fundamenta diuisionis, und mit diesen auch die Fun-
damenta subdiuisionum
mit in seinen Umfang nehmen
soll, wie es die vollständige Sacherklärung erfordert.
Denn um diese ist es in der Ontologie eigentlich zu
thun, weil das Wort Ding so häufig vorkömmt, daß
man der Worterklärung entbehren kann, und statt der-
selben besser die Vieldeutigkeiten desselben anmerket.
Will man aber die Worterklärung dazu gebrauchen,
damit man die Sacherklärung daraus herleiten könne,
so will dieses im Grunde betrachtet nichts anders sa-
gen, als man wolle von den verschiedenen Bedeu-
tungen des Wortes eine herausnehmen, die etwas
Brauchbares und Reales habe, und das, was man
sich auf eine noch confuse Art darunter vorstellet, in
den Indiuiduis aufsuchen, um zu finden, was man
alles in den Begriff mitnehmen müsse. So verfuh-
ren Aristoteles und seine Nachfolger. Man hat
aber in den neuern Zeiten geglaubt, daß man aus
der Worterklärung eines Dinges, possibile, qua exi-
stentiam determinabile,
alle Prädicate desselben und
zwar a priori herleiten könne, und dazu gebrauchte

man

Das Beſtimmen.
des Zufaͤlligen auf die Theorie der Kraͤfte reducirt,
als welcher der Maaßſtab zu den Graden der Zufaͤl-
ligkeit ſind, (§. 283.). Demnach iſt die Kraft das
eigentliche Fundamentum diuiſionis bey dem Noth-
wendigen und Zufaͤlligen, ſo wie man ebenfalls die
Eintheilung in Subſtanzen und Accidenzen darauf
gruͤndet. Man ſehe aber §. 247. und §. 178. N°. 9.

§. 521.

Aus allem dieſem erhellet nun, daß der Begriff
eines Dinges uͤberhaupt, oder in der Allgemeinheit,
wie derſelbe in der Metaphyſic genommen wird, im
geringſten nicht einfach iſt, zumal, wenn man alle
Fundamenta diuiſionis, und mit dieſen auch die Fun-
damenta ſubdiuiſionum
mit in ſeinen Umfang nehmen
ſoll, wie es die vollſtaͤndige Sacherklaͤrung erfordert.
Denn um dieſe iſt es in der Ontologie eigentlich zu
thun, weil das Wort Ding ſo haͤufig vorkoͤmmt, daß
man der Worterklaͤrung entbehren kann, und ſtatt der-
ſelben beſſer die Vieldeutigkeiten deſſelben anmerket.
Will man aber die Worterklaͤrung dazu gebrauchen,
damit man die Sacherklaͤrung daraus herleiten koͤnne,
ſo will dieſes im Grunde betrachtet nichts anders ſa-
gen, als man wolle von den verſchiedenen Bedeu-
tungen des Wortes eine herausnehmen, die etwas
Brauchbares und Reales habe, und das, was man
ſich auf eine noch confuſe Art darunter vorſtellet, in
den Indiuiduis aufſuchen, um zu finden, was man
alles in den Begriff mitnehmen muͤſſe. So verfuh-
ren Ariſtoteles und ſeine Nachfolger. Man hat
aber in den neuern Zeiten geglaubt, daß man aus
der Worterklaͤrung eines Dinges, poſſibile, qua exi-
ſtentiam determinabile,
alle Praͤdicate deſſelben und
zwar a priori herleiten koͤnne, und dazu gebrauchte

man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0147" n="139"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Be&#x017F;timmen.</hi></fw><lb/>
des <hi rendition="#fr">Zufa&#x0364;lligen</hi> auf die Theorie der Kra&#x0364;fte reducirt,<lb/>
als welcher der Maaß&#x017F;tab zu den Graden der Zufa&#x0364;l-<lb/>
ligkeit &#x017F;ind, (§. 283.). Demnach i&#x017F;t die Kraft das<lb/>
eigentliche <hi rendition="#aq">Fundamentum diui&#x017F;ionis</hi> bey dem Noth-<lb/>
wendigen und Zufa&#x0364;lligen, &#x017F;o wie man ebenfalls die<lb/>
Eintheilung in Sub&#x017F;tanzen und Accidenzen darauf<lb/>
gru&#x0364;ndet. Man &#x017F;ehe aber §. 247. und §. 178. <hi rendition="#aq">N°.</hi> 9.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 521.</head><lb/>
            <p>Aus allem die&#x017F;em erhellet nun, daß der Begriff<lb/>
eines <hi rendition="#fr">Dinges</hi> u&#x0364;berhaupt, oder in der Allgemeinheit,<lb/>
wie der&#x017F;elbe in der Metaphy&#x017F;ic genommen wird, im<lb/>
gering&#x017F;ten nicht einfach i&#x017F;t, zumal, wenn man alle<lb/><hi rendition="#aq">Fundamenta diui&#x017F;ionis,</hi> und mit die&#x017F;en auch die <hi rendition="#aq">Fun-<lb/>
damenta &#x017F;ubdiui&#x017F;ionum</hi> mit in &#x017F;einen Umfang nehmen<lb/>
&#x017F;oll, wie es die voll&#x017F;ta&#x0364;ndige Sacherkla&#x0364;rung erfordert.<lb/>
Denn um die&#x017F;e i&#x017F;t es in der Ontologie eigentlich zu<lb/>
thun, weil das Wort <hi rendition="#fr">Ding</hi> &#x017F;o ha&#x0364;ufig vorko&#x0364;mmt, daß<lb/>
man der Worterkla&#x0364;rung entbehren kann, und &#x017F;tatt der-<lb/>
&#x017F;elben be&#x017F;&#x017F;er die Vieldeutigkeiten de&#x017F;&#x017F;elben anmerket.<lb/>
Will man aber die Worterkla&#x0364;rung dazu gebrauchen,<lb/>
damit man die Sacherkla&#x0364;rung daraus herleiten ko&#x0364;nne,<lb/>
&#x017F;o will die&#x017F;es im Grunde betrachtet nichts anders &#x017F;a-<lb/>
gen, als man wolle von den ver&#x017F;chiedenen Bedeu-<lb/>
tungen des Wortes eine herausnehmen, die etwas<lb/>
Brauchbares und Reales habe, und das, was man<lb/>
&#x017F;ich auf eine noch confu&#x017F;e Art darunter vor&#x017F;tellet, in<lb/>
den <hi rendition="#aq">Indiuiduis</hi> auf&#x017F;uchen, um zu finden, was man<lb/>
alles in den Begriff mitnehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. So verfuh-<lb/>
ren <hi rendition="#fr">Ari&#x017F;toteles</hi> und &#x017F;eine Nachfolger. Man hat<lb/>
aber in den neuern Zeiten geglaubt, daß man aus<lb/>
der Worterkla&#x0364;rung eines Dinges, <hi rendition="#aq">po&#x017F;&#x017F;ibile, qua exi-<lb/>
&#x017F;tentiam determinabile,</hi> alle Pra&#x0364;dicate de&#x017F;&#x017F;elben und<lb/>
zwar <hi rendition="#aq">a priori</hi> herleiten ko&#x0364;nne, und dazu gebrauchte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0147] Das Beſtimmen. des Zufaͤlligen auf die Theorie der Kraͤfte reducirt, als welcher der Maaßſtab zu den Graden der Zufaͤl- ligkeit ſind, (§. 283.). Demnach iſt die Kraft das eigentliche Fundamentum diuiſionis bey dem Noth- wendigen und Zufaͤlligen, ſo wie man ebenfalls die Eintheilung in Subſtanzen und Accidenzen darauf gruͤndet. Man ſehe aber §. 247. und §. 178. N°. 9. §. 521. Aus allem dieſem erhellet nun, daß der Begriff eines Dinges uͤberhaupt, oder in der Allgemeinheit, wie derſelbe in der Metaphyſic genommen wird, im geringſten nicht einfach iſt, zumal, wenn man alle Fundamenta diuiſionis, und mit dieſen auch die Fun- damenta ſubdiuiſionum mit in ſeinen Umfang nehmen ſoll, wie es die vollſtaͤndige Sacherklaͤrung erfordert. Denn um dieſe iſt es in der Ontologie eigentlich zu thun, weil das Wort Ding ſo haͤufig vorkoͤmmt, daß man der Worterklaͤrung entbehren kann, und ſtatt der- ſelben beſſer die Vieldeutigkeiten deſſelben anmerket. Will man aber die Worterklaͤrung dazu gebrauchen, damit man die Sacherklaͤrung daraus herleiten koͤnne, ſo will dieſes im Grunde betrachtet nichts anders ſa- gen, als man wolle von den verſchiedenen Bedeu- tungen des Wortes eine herausnehmen, die etwas Brauchbares und Reales habe, und das, was man ſich auf eine noch confuſe Art darunter vorſtellet, in den Indiuiduis aufſuchen, um zu finden, was man alles in den Begriff mitnehmen muͤſſe. So verfuh- ren Ariſtoteles und ſeine Nachfolger. Man hat aber in den neuern Zeiten geglaubt, daß man aus der Worterklaͤrung eines Dinges, poſſibile, qua exi- ſtentiam determinabile, alle Praͤdicate deſſelben und zwar a priori herleiten koͤnne, und dazu gebrauchte man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/147
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/147>, abgerufen am 03.12.2024.