nur deswegen als unbestimmt an, weil wir noch nicht wissen, wie wir ihn eigentlich bestimmen sollen, oder wie er aussieht, wenn er nach der Sache einge- richtet ist. Dabey ist demnach die Möglichkeit, den Begriff so oder anders zu bestimmen (§. 507. N°. 1.), nur eingebildet, weil er, um die Sache genau vor- zustellen, nicht anders, als der Sache gemäß be- stimmet werden kann. Und hierinn geht das, was nach logischen Gründen bestimmet wird, von dem, was nach Beweggründen bestimmet wird, ab, weil letzteres, wenn anders Beweggründe auf freye Hand- lungen gehen sollen, mehrere Möglichkeiten voraus- setzet.
§. 511.
Hingegen, wo wir Begriffe bilden wollen, die eben nicht diese oder jene Sache vorstellen, sondern überhaupt nur in das Reich der Wahrheiten gehören sollen, da sehen wir nur auf die Möglichkeit und Ge- denkbarkeit. Hiebey giebt es nun mehrere, und wenn man so will, unzählige Arten und Abwechslun- gen, so daß wir dabey allerdings eine Auswahl ha- ben, die Begriffe so oder anders zu bilden. Die einige Einschränkung, die dabey vorkömmt, ist, daß wir nicht widersprechende Begriffe in einen zusam- men setzen, sondern die bloß symbolischen Möglich- keiten von den wahren Möglichkeiten genau unter- scheiden, (§. 288. 297. 502.).
§. 512.
Hiezu haben wir nun zweyerley Mittel. Das erste ist gleichsam nur eine Probe, ob die symbolische Zu- sammensetzung angeht, wenn wir nämlich die Sache auf die Erfahrung ankommen lassen, und da kömmt viel darauf an, daß man in den Vermuthungen
glücklich
J 2
Das Beſtimmen.
nur deswegen als unbeſtimmt an, weil wir noch nicht wiſſen, wie wir ihn eigentlich beſtimmen ſollen, oder wie er ausſieht, wenn er nach der Sache einge- richtet iſt. Dabey iſt demnach die Moͤglichkeit, den Begriff ſo oder anders zu beſtimmen (§. 507. N°. 1.), nur eingebildet, weil er, um die Sache genau vor- zuſtellen, nicht anders, als der Sache gemaͤß be- ſtimmet werden kann. Und hierinn geht das, was nach logiſchen Gruͤnden beſtimmet wird, von dem, was nach Beweggruͤnden beſtimmet wird, ab, weil letzteres, wenn anders Beweggruͤnde auf freye Hand- lungen gehen ſollen, mehrere Moͤglichkeiten voraus- ſetzet.
§. 511.
Hingegen, wo wir Begriffe bilden wollen, die eben nicht dieſe oder jene Sache vorſtellen, ſondern uͤberhaupt nur in das Reich der Wahrheiten gehoͤren ſollen, da ſehen wir nur auf die Moͤglichkeit und Ge- denkbarkeit. Hiebey giebt es nun mehrere, und wenn man ſo will, unzaͤhlige Arten und Abwechslun- gen, ſo daß wir dabey allerdings eine Auswahl ha- ben, die Begriffe ſo oder anders zu bilden. Die einige Einſchraͤnkung, die dabey vorkoͤmmt, iſt, daß wir nicht widerſprechende Begriffe in einen zuſam- men ſetzen, ſondern die bloß ſymboliſchen Moͤglich- keiten von den wahren Moͤglichkeiten genau unter- ſcheiden, (§. 288. 297. 502.).
§. 512.
Hiezu haben wir nun zweyerley Mittel. Das erſte iſt gleichſam nur eine Probe, ob die ſymboliſche Zu- ſammenſetzung angeht, wenn wir naͤmlich die Sache auf die Erfahrung ankommen laſſen, und da koͤmmt viel darauf an, daß man in den Vermuthungen
gluͤcklich
J 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0139"n="131"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Beſtimmen.</hi></fw><lb/>
nur deswegen als unbeſtimmt an, weil wir noch<lb/>
nicht wiſſen, wie wir ihn eigentlich beſtimmen ſollen,<lb/>
oder wie er ausſieht, wenn er nach der Sache einge-<lb/>
richtet iſt. Dabey iſt demnach die Moͤglichkeit, den<lb/>
Begriff ſo oder anders zu beſtimmen (§. 507. <hirendition="#aq">N°.</hi> 1.),<lb/>
nur eingebildet, weil er, um die Sache genau vor-<lb/>
zuſtellen, nicht anders, als der Sache gemaͤß be-<lb/>ſtimmet werden kann. Und hierinn geht das, was<lb/>
nach logiſchen Gruͤnden beſtimmet wird, von dem,<lb/>
was nach Beweggruͤnden beſtimmet wird, ab, weil<lb/>
letzteres, wenn anders Beweggruͤnde auf freye Hand-<lb/>
lungen gehen ſollen, mehrere Moͤglichkeiten voraus-<lb/>ſetzet.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 511.</head><lb/><p>Hingegen, wo wir Begriffe bilden wollen, die<lb/>
eben nicht dieſe oder jene Sache vorſtellen, ſondern<lb/>
uͤberhaupt nur in das Reich der Wahrheiten gehoͤren<lb/>ſollen, da ſehen wir nur auf die Moͤglichkeit und Ge-<lb/>
denkbarkeit. Hiebey giebt es nun mehrere, und<lb/>
wenn man ſo will, unzaͤhlige Arten und Abwechslun-<lb/>
gen, ſo daß wir dabey allerdings eine Auswahl ha-<lb/>
ben, die Begriffe ſo oder anders zu bilden. Die<lb/>
einige Einſchraͤnkung, die dabey vorkoͤmmt, iſt, daß<lb/>
wir nicht widerſprechende Begriffe in einen zuſam-<lb/>
men ſetzen, ſondern die bloß ſymboliſchen Moͤglich-<lb/>
keiten von den wahren Moͤglichkeiten genau unter-<lb/>ſcheiden, (§. 288. 297. 502.).</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 512.</head><lb/><p>Hiezu haben wir nun zweyerley Mittel. Das erſte<lb/>
iſt gleichſam nur eine Probe, ob die ſymboliſche Zu-<lb/>ſammenſetzung angeht, wenn wir naͤmlich die Sache<lb/>
auf die Erfahrung ankommen laſſen, und da koͤmmt<lb/>
viel darauf an, daß man in den Vermuthungen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">gluͤcklich</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[131/0139]
Das Beſtimmen.
nur deswegen als unbeſtimmt an, weil wir noch
nicht wiſſen, wie wir ihn eigentlich beſtimmen ſollen,
oder wie er ausſieht, wenn er nach der Sache einge-
richtet iſt. Dabey iſt demnach die Moͤglichkeit, den
Begriff ſo oder anders zu beſtimmen (§. 507. N°. 1.),
nur eingebildet, weil er, um die Sache genau vor-
zuſtellen, nicht anders, als der Sache gemaͤß be-
ſtimmet werden kann. Und hierinn geht das, was
nach logiſchen Gruͤnden beſtimmet wird, von dem,
was nach Beweggruͤnden beſtimmet wird, ab, weil
letzteres, wenn anders Beweggruͤnde auf freye Hand-
lungen gehen ſollen, mehrere Moͤglichkeiten voraus-
ſetzet.
§. 511.
Hingegen, wo wir Begriffe bilden wollen, die
eben nicht dieſe oder jene Sache vorſtellen, ſondern
uͤberhaupt nur in das Reich der Wahrheiten gehoͤren
ſollen, da ſehen wir nur auf die Moͤglichkeit und Ge-
denkbarkeit. Hiebey giebt es nun mehrere, und
wenn man ſo will, unzaͤhlige Arten und Abwechslun-
gen, ſo daß wir dabey allerdings eine Auswahl ha-
ben, die Begriffe ſo oder anders zu bilden. Die
einige Einſchraͤnkung, die dabey vorkoͤmmt, iſt, daß
wir nicht widerſprechende Begriffe in einen zuſam-
men ſetzen, ſondern die bloß ſymboliſchen Moͤglich-
keiten von den wahren Moͤglichkeiten genau unter-
ſcheiden, (§. 288. 297. 502.).
§. 512.
Hiezu haben wir nun zweyerley Mittel. Das erſte
iſt gleichſam nur eine Probe, ob die ſymboliſche Zu-
ſammenſetzung angeht, wenn wir naͤmlich die Sache
auf die Erfahrung ankommen laſſen, und da koͤmmt
viel darauf an, daß man in den Vermuthungen
gluͤcklich
J 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/139>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.