strahiren bewenden lassen, und es ist eben nicht so leicht, den wahren Umfang und Ausdehnung solcher durch das Abstrahiren gefundenen Begriffe zu be- stimmen, daferne man es nicht will auf ein dunkles Gefühl und confuses Bewußtseyn ankommen lassen, welches aber statt richtiger Sacherklärungen mehren- theils Worterklärungen von der in dem §. 454. an- geführten Art giebt.
§. 510.
Wenn wir a posteriori unsere Begriffe bestimmen, oder sie näher und genauer bestimmen, so haben wir theils das Wort, theils die Sache, und zwar vor- nehmlich diese vor uns, damit wir durch eine sorg- fältigere Betrachtung derselben, ihrer Theile, Eigenschaften und Verhältnisse vollständiger und genauer nachsehen, wie die Theile be- schaffen sind, welche und wie viel deren sind, auf welche sich jede Eigenschaft erstrecket, und welche Verhältnisse sie unter sich und zum Ganzen, und so auch dieses zu andern Din- gen habe? Auf diese Art verwandeln wir den Be- griff der Sache A, welcher den Worten nach etwann aus MB bestunde, in mb + nb (§. 454. 456.), der Begriff wird zugleich umständlicher und genauer, und eigentlicher bestimmt. Wir kommen auch durch die- ses Verfahren den wahren einfachen Bestimmungen und mit diesen der mathematischen Kenntniß der Sa- che näher (§. 455.), und erreichen sie vollständig, wenn wir die Theile nach ihren absoluten Gleichartigkeiten in Classen bringen und die Dimensionen einer jeden finden können, (§. 458. 461.). Da hiebey der Be- griff schlechthin nach der Sache eingerichtet werden muß, so sehen wir denselben, ehe dieses geschehen,
nur
XVI. Hauptſtuͤck.
ſtrahiren bewenden laſſen, und es iſt eben nicht ſo leicht, den wahren Umfang und Ausdehnung ſolcher durch das Abſtrahiren gefundenen Begriffe zu be- ſtimmen, daferne man es nicht will auf ein dunkles Gefuͤhl und confuſes Bewußtſeyn ankommen laſſen, welches aber ſtatt richtiger Sacherklaͤrungen mehren- theils Worterklaͤrungen von der in dem §. 454. an- gefuͤhrten Art giebt.
§. 510.
Wenn wir a poſteriori unſere Begriffe beſtimmen, oder ſie naͤher und genauer beſtimmen, ſo haben wir theils das Wort, theils die Sache, und zwar vor- nehmlich dieſe vor uns, damit wir durch eine ſorg- faͤltigere Betrachtung derſelben, ihrer Theile, Eigenſchaften und Verhaͤltniſſe vollſtaͤndiger und genauer nachſehen, wie die Theile be- ſchaffen ſind, welche und wie viel deren ſind, auf welche ſich jede Eigenſchaft erſtrecket, und welche Verhaͤltniſſe ſie unter ſich und zum Ganzen, und ſo auch dieſes zu andern Din- gen habe? Auf dieſe Art verwandeln wir den Be- griff der Sache A, welcher den Worten nach etwann aus MB beſtunde, in mb + nβ (§. 454. 456.), der Begriff wird zugleich umſtaͤndlicher und genauer, und eigentlicher beſtimmt. Wir kommen auch durch die- ſes Verfahren den wahren einfachen Beſtimmungen und mit dieſen der mathematiſchen Kenntniß der Sa- che naͤher (§. 455.), und erreichen ſie vollſtaͤndig, wenn wir die Theile nach ihren abſoluten Gleichartigkeiten in Claſſen bringen und die Dimenſionen einer jeden finden koͤnnen, (§. 458. 461.). Da hiebey der Be- griff ſchlechthin nach der Sache eingerichtet werden muß, ſo ſehen wir denſelben, ehe dieſes geſchehen,
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XVI. Hauptſtuͤck.
ſtrahiren bewenden laſſen, und es iſt eben nicht ſo
leicht, den wahren Umfang und Ausdehnung ſolcher
durch das Abſtrahiren gefundenen Begriffe zu be-
ſtimmen, daferne man es nicht will auf ein dunkles
Gefuͤhl und confuſes Bewußtſeyn ankommen laſſen,
welches aber ſtatt richtiger Sacherklaͤrungen mehren-
theils Worterklaͤrungen von der in dem §. 454. an-
gefuͤhrten Art giebt.
§. 510.
Wenn wir a poſteriori unſere Begriffe beſtimmen,
oder ſie naͤher und genauer beſtimmen, ſo haben wir
theils das Wort, theils die Sache, und zwar vor-
nehmlich dieſe vor uns, damit wir durch eine ſorg-
faͤltigere Betrachtung derſelben, ihrer Theile,
Eigenſchaften und Verhaͤltniſſe vollſtaͤndiger
und genauer nachſehen, wie die Theile be-
ſchaffen ſind, welche und wie viel deren ſind,
auf welche ſich jede Eigenſchaft erſtrecket, und
welche Verhaͤltniſſe ſie unter ſich und zum
Ganzen, und ſo auch dieſes zu andern Din-
gen habe? Auf dieſe Art verwandeln wir den Be-
griff der Sache A, welcher den Worten nach etwann
aus MB beſtunde, in mb + nβ (§. 454. 456.), der
Begriff wird zugleich umſtaͤndlicher und genauer, und
eigentlicher beſtimmt. Wir kommen auch durch die-
ſes Verfahren den wahren einfachen Beſtimmungen
und mit dieſen der mathematiſchen Kenntniß der Sa-
che naͤher (§. 455.), und erreichen ſie vollſtaͤndig, wenn
wir die Theile nach ihren abſoluten Gleichartigkeiten
in Claſſen bringen und die Dimenſionen einer jeden
finden koͤnnen, (§. 458. 461.). Da hiebey der Be-
griff ſchlechthin nach der Sache eingerichtet werden
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/138>, abgerufen am 21.12.2024.
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