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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Das Bestimmen.
gen nennen. Jn Absicht auf den Willen können wir,
wo es vorkömmt, das Wort widmen gebrauchen.

§. 509.

Hiebey läßt sich nun das a priori von dem a po-
steriori
unterscheiden. Da wir sehr viele Begriffe
nur vermittelst der Worte, und auch sehr oft die
Wörter ohne die Begriffe lernen, so ist dieses ein
Hauptgrund mit, warum wir in unsern Begriffen
fast immer noch mehr zu bestimmen und feste zu se-
tzen finden, zumal, wo die Bedeutung des Wortes
selbst noch nicht fest gesetzt, oder gar nothwendig von
veränderlichem Umfange ist, (§. 31. 33. Semiot.
§. 349. seqq. Alethiol. 140-157.). Daß ein Begriff,
den man von einem andern abstrahirt, indem man
des letzern eigene Merkmale, und mit diesen etwann
noch mehrere weg läßt, allgemeiner werde, ist öfters
bald erörtert und leicht gefunden. Wie weit sich aber
die Allgemeinheit desselben erstrecke, in wie vielen
andern specialern Begriffen er vorkomme, und wie
groß folglich dessen Ausdehnung und Umfang sey,
das sind Fragen von ganz anderer Art, welche be-
sonders die Erfindung eines wissenschaftlichen Sy-
stems der Metaphysic schwer machen, weil diese lau-
ter solche allgemeine Begriffe, und zwar die abstra-
ctesten zum Gegenstande hat. (§. 499-502. und Dia-
noiol. §. 40. 619-633.). Jndessen ist es in der wis-
senschaftlichen Erkenntniß eigentlich um die Allge-
meinheit und um den genau bezeichneten Umfang der
Begriffe zu thun, wenn man anders einen richtigen
Zusammenhang und solche Sätze herausbringen will,
von deren allgemeinen und bestimmten Anwendbar-
keit man versichert seyn könne, (§. 38. 39.). Man
hat es aber in Ansehung der meisten bey dem Ab-

strahiren
Lamb. Archit. II. B. J

Das Beſtimmen.
gen nennen. Jn Abſicht auf den Willen koͤnnen wir,
wo es vorkoͤmmt, das Wort widmen gebrauchen.

§. 509.

Hiebey laͤßt ſich nun das a priori von dem a po-
ſteriori
unterſcheiden. Da wir ſehr viele Begriffe
nur vermittelſt der Worte, und auch ſehr oft die
Woͤrter ohne die Begriffe lernen, ſo iſt dieſes ein
Hauptgrund mit, warum wir in unſern Begriffen
faſt immer noch mehr zu beſtimmen und feſte zu ſe-
tzen finden, zumal, wo die Bedeutung des Wortes
ſelbſt noch nicht feſt geſetzt, oder gar nothwendig von
veraͤnderlichem Umfange iſt, (§. 31. 33. Semiot.
§. 349. ſeqq. Alethiol. 140-157.). Daß ein Begriff,
den man von einem andern abſtrahirt, indem man
des letzern eigene Merkmale, und mit dieſen etwann
noch mehrere weg laͤßt, allgemeiner werde, iſt oͤfters
bald eroͤrtert und leicht gefunden. Wie weit ſich aber
die Allgemeinheit deſſelben erſtrecke, in wie vielen
andern ſpecialern Begriffen er vorkomme, und wie
groß folglich deſſen Ausdehnung und Umfang ſey,
das ſind Fragen von ganz anderer Art, welche be-
ſonders die Erfindung eines wiſſenſchaftlichen Sy-
ſtems der Metaphyſic ſchwer machen, weil dieſe lau-
ter ſolche allgemeine Begriffe, und zwar die abſtra-
cteſten zum Gegenſtande hat. (§. 499-502. und Dia-
noiol. §. 40. 619-633.). Jndeſſen iſt es in der wiſ-
ſenſchaftlichen Erkenntniß eigentlich um die Allge-
meinheit und um den genau bezeichneten Umfang der
Begriffe zu thun, wenn man anders einen richtigen
Zuſammenhang und ſolche Saͤtze herausbringen will,
von deren allgemeinen und beſtimmten Anwendbar-
keit man verſichert ſeyn koͤnne, (§. 38. 39.). Man
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Lamb. Archit. II. B. J
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[129/0137] Das Beſtimmen. gen nennen. Jn Abſicht auf den Willen koͤnnen wir, wo es vorkoͤmmt, das Wort widmen gebrauchen. §. 509. Hiebey laͤßt ſich nun das a priori von dem a po- ſteriori unterſcheiden. Da wir ſehr viele Begriffe nur vermittelſt der Worte, und auch ſehr oft die Woͤrter ohne die Begriffe lernen, ſo iſt dieſes ein Hauptgrund mit, warum wir in unſern Begriffen faſt immer noch mehr zu beſtimmen und feſte zu ſe- tzen finden, zumal, wo die Bedeutung des Wortes ſelbſt noch nicht feſt geſetzt, oder gar nothwendig von veraͤnderlichem Umfange iſt, (§. 31. 33. Semiot. §. 349. ſeqq. Alethiol. 140-157.). Daß ein Begriff, den man von einem andern abſtrahirt, indem man des letzern eigene Merkmale, und mit dieſen etwann noch mehrere weg laͤßt, allgemeiner werde, iſt oͤfters bald eroͤrtert und leicht gefunden. Wie weit ſich aber die Allgemeinheit deſſelben erſtrecke, in wie vielen andern ſpecialern Begriffen er vorkomme, und wie groß folglich deſſen Ausdehnung und Umfang ſey, das ſind Fragen von ganz anderer Art, welche be- ſonders die Erfindung eines wiſſenſchaftlichen Sy- ſtems der Metaphyſic ſchwer machen, weil dieſe lau- ter ſolche allgemeine Begriffe, und zwar die abſtra- cteſten zum Gegenſtande hat. (§. 499-502. und Dia- noiol. §. 40. 619-633.). Jndeſſen iſt es in der wiſ- ſenſchaftlichen Erkenntniß eigentlich um die Allge- meinheit und um den genau bezeichneten Umfang der Begriffe zu thun, wenn man anders einen richtigen Zuſammenhang und ſolche Saͤtze herausbringen will, von deren allgemeinen und beſtimmten Anwendbar- keit man verſichert ſeyn koͤnne, (§. 38. 39.). Man hat es aber in Anſehung der meiſten bey dem Ab- ſtrahiren Lamb. Archit. II. B. J

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/137>, abgerufen am 21.11.2024.