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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Der Zusammenhang.
noch als ein Principium ausgeben will, so geschieht
es in einer andern Bedeutung. Denn diejenige Be-
schaffenheit, die wir (§. 494-496.) zu einem wissen-
schaftlichen Principio erfordert, und (§. 501.) durch das
Beyspiel der Mechanic erläutert haben, sieht ganz
anders aus. Ein Principium soll die allgemeine
Art der Verbindung der Grundbegriffe der
Erkenntniß, oder auch einer besondern Wis-
senschaft so angeben, daß man sie in jeden be-
sondern Fällen leichte und ohne weiters finden
könne,
und hiebey ist alles positiv. Hingegen giebt
der Satz des Widerspruches weder Grundbegriffe
noch Verbindung an, sondern zeiget nur, daß wo
keine Verbindung seyn kann, das will sagen, wo
ein Widerspruch ist, das, worinn der Widerspruch
vorkömmt, aus unserer Erkenntniß wegbleibe. Die-
ses ist nun ohnehin schon nicht gedenkbar, sondern
schlechthin nur symbolisch. Der Satz des Wider-
spruches ist demnach nicht so fast ein Principium der
Erkenntniß selbst, sondern vielmehr das Principium
der Probierkunst der Erkenntniß, und zwar nur
des theoretischen Theils, der a priori geht. Denn
der andere Theil dieser Probierkunst beruhet auf der
Erfahrung. Er dienet auch aus eben dem Grunde
nicht bey directen, sondern nur bey apogogischen Be-
weisen, wenn man vermittelst desselben nicht bloß
Jrrthümer und Ungereimtheiten entdecken, sondern
positive Wahrheiten herausbringen will. Man sehe
auch §. 273.

§. 503.

Die specialen Principia oder Gesetze (§. 496.) ge-
hen auf besondere Systemen, so fern man sie ohne
Rücksicht auf ihre Verbindung mit andern, als für

sich
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Der Zuſammenhang.
noch als ein Principium ausgeben will, ſo geſchieht
es in einer andern Bedeutung. Denn diejenige Be-
ſchaffenheit, die wir (§. 494-496.) zu einem wiſſen-
ſchaftlichen Principio erfordert, und (§. 501.) durch das
Beyſpiel der Mechanic erlaͤutert haben, ſieht ganz
anders aus. Ein Principium ſoll die allgemeine
Art der Verbindung der Grundbegriffe der
Erkenntniß, oder auch einer beſondern Wiſ-
ſenſchaft ſo angeben, daß man ſie in jeden be-
ſondern Faͤllen leichte und ohne weiters finden
koͤnne,
und hiebey iſt alles poſitiv. Hingegen giebt
der Satz des Widerſpruches weder Grundbegriffe
noch Verbindung an, ſondern zeiget nur, daß wo
keine Verbindung ſeyn kann, das will ſagen, wo
ein Widerſpruch iſt, das, worinn der Widerſpruch
vorkoͤmmt, aus unſerer Erkenntniß wegbleibe. Die-
ſes iſt nun ohnehin ſchon nicht gedenkbar, ſondern
ſchlechthin nur ſymboliſch. Der Satz des Wider-
ſpruches iſt demnach nicht ſo faſt ein Principium der
Erkenntniß ſelbſt, ſondern vielmehr das Principium
der Probierkunſt der Erkenntniß, und zwar nur
des theoretiſchen Theils, der a priori geht. Denn
der andere Theil dieſer Probierkunſt beruhet auf der
Erfahrung. Er dienet auch aus eben dem Grunde
nicht bey directen, ſondern nur bey apogogiſchen Be-
weiſen, wenn man vermittelſt deſſelben nicht bloß
Jrrthuͤmer und Ungereimtheiten entdecken, ſondern
poſitive Wahrheiten herausbringen will. Man ſehe
auch §. 273.

§. 503.

Die ſpecialen Principia oder Geſetze (§. 496.) ge-
hen auf beſondere Syſtemen, ſo fern man ſie ohne
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ſich
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[121/0129] Der Zuſammenhang. noch als ein Principium ausgeben will, ſo geſchieht es in einer andern Bedeutung. Denn diejenige Be- ſchaffenheit, die wir (§. 494-496.) zu einem wiſſen- ſchaftlichen Principio erfordert, und (§. 501.) durch das Beyſpiel der Mechanic erlaͤutert haben, ſieht ganz anders aus. Ein Principium ſoll die allgemeine Art der Verbindung der Grundbegriffe der Erkenntniß, oder auch einer beſondern Wiſ- ſenſchaft ſo angeben, daß man ſie in jeden be- ſondern Faͤllen leichte und ohne weiters finden koͤnne, und hiebey iſt alles poſitiv. Hingegen giebt der Satz des Widerſpruches weder Grundbegriffe noch Verbindung an, ſondern zeiget nur, daß wo keine Verbindung ſeyn kann, das will ſagen, wo ein Widerſpruch iſt, das, worinn der Widerſpruch vorkoͤmmt, aus unſerer Erkenntniß wegbleibe. Die- ſes iſt nun ohnehin ſchon nicht gedenkbar, ſondern ſchlechthin nur ſymboliſch. Der Satz des Wider- ſpruches iſt demnach nicht ſo faſt ein Principium der Erkenntniß ſelbſt, ſondern vielmehr das Principium der Probierkunſt der Erkenntniß, und zwar nur des theoretiſchen Theils, der a priori geht. Denn der andere Theil dieſer Probierkunſt beruhet auf der Erfahrung. Er dienet auch aus eben dem Grunde nicht bey directen, ſondern nur bey apogogiſchen Be- weiſen, wenn man vermittelſt deſſelben nicht bloß Jrrthuͤmer und Ungereimtheiten entdecken, ſondern poſitive Wahrheiten herausbringen will. Man ſehe auch §. 273. §. 503. Die ſpecialen Principia oder Geſetze (§. 496.) ge- hen auf beſondere Syſtemen, ſo fern man ſie ohne Ruͤckſicht auf ihre Verbindung mit andern, als fuͤr ſich H 5

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/129>, abgerufen am 30.12.2024.