wir die Aehnlichkeiten und Verschiedenheiten, die sie uns anbieten, ausführlich anzeigten, und besonders haben wir das Solide dabey zum Grunde gelegt, weil sich die übrigen einfachen Begriffe allemal auf dieses beziehen, und Bestimmungen desselben sind. Die Gründe des Könnens setzen die Kraft und das Solide voraus, (§. 298.). Und der Anfang des Guten und folglich der Gründe des Wollens ist die Realität, und daher, nur von einer andern Seite betrachtet, eben- falls wiederum das Solide und die Kräfte, (§. 484.). Demnach hat das Wissen, das Wollen und das Kön- nen, im Grunde betrachtet, einerley ersten Anfang, und läßt sich in so fern auf ein gemeinsames Princi- pium reduciren, welches sodann nach den verschie- denen Modificationen, Bestimmungen und Verhält- nissen specialer wird.
§. 498.
Wir können uns dieses so vorstellen, daß erstlich ohne das Solide diese drey Arten von Kräften, da- fern sie nicht besondere Substanzen sind, nicht existiren noch existiren können, und folglich das Solide das Subject derselben ist, in welchem sie existiren, oder mit welchem sie wenigstens verbunden sind. Sodann haben diese drey Arten von Kräften ohne das Solide ebenfalls kein Subject, in dem sie sich äußern könnten. Demnach ist das Solide in diesen beyden Absichten betrachtet, Subject und Object zugleich. Man setze eine Substanz, die denke, wolle und könne. So fern diese sich selbst denkt, so fern sie sich als eine Realität, und folglich als die Anlage des metaphysi- schen Guten und Vollkommenen (§. 484.) vorstellet, und durch ihre Kraft subsistirt; so fern ist sie sich selbst ihr Object. So fern aber dieses Denken, Wollen
und
XV. Hauptſtuͤck.
wir die Aehnlichkeiten und Verſchiedenheiten, die ſie uns anbieten, ausfuͤhrlich anzeigten, und beſonders haben wir das Solide dabey zum Grunde gelegt, weil ſich die uͤbrigen einfachen Begriffe allemal auf dieſes beziehen, und Beſtimmungen deſſelben ſind. Die Gruͤnde des Koͤnnens ſetzen die Kraft und das Solide voraus, (§. 298.). Und der Anfang des Guten und folglich der Gruͤnde des Wollens iſt die Realitaͤt, und daher, nur von einer andern Seite betrachtet, eben- falls wiederum das Solide und die Kraͤfte, (§. 484.). Demnach hat das Wiſſen, das Wollen und das Koͤn- nen, im Grunde betrachtet, einerley erſten Anfang, und laͤßt ſich in ſo fern auf ein gemeinſames Princi- pium reduciren, welches ſodann nach den verſchie- denen Modificationen, Beſtimmungen und Verhaͤlt- niſſen ſpecialer wird.
§. 498.
Wir koͤnnen uns dieſes ſo vorſtellen, daß erſtlich ohne das Solide dieſe drey Arten von Kraͤften, da- fern ſie nicht beſondere Subſtanzen ſind, nicht exiſtiren noch exiſtiren koͤnnen, und folglich das Solide das Subject derſelben iſt, in welchem ſie exiſtiren, oder mit welchem ſie wenigſtens verbunden ſind. Sodann haben dieſe drey Arten von Kraͤften ohne das Solide ebenfalls kein Subject, in dem ſie ſich aͤußern koͤnnten. Demnach iſt das Solide in dieſen beyden Abſichten betrachtet, Subject und Object zugleich. Man ſetze eine Subſtanz, die denke, wolle und koͤnne. So fern dieſe ſich ſelbſt denkt, ſo fern ſie ſich als eine Realitaͤt, und folglich als die Anlage des metaphyſi- ſchen Guten und Vollkommenen (§. 484.) vorſtellet, und durch ihre Kraft ſubſiſtirt; ſo fern iſt ſie ſich ſelbſt ihr Object. So fern aber dieſes Denken, Wollen
und
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XV. Hauptſtuͤck.
wir die Aehnlichkeiten und Verſchiedenheiten, die ſie
uns anbieten, ausfuͤhrlich anzeigten, und beſonders
haben wir das Solide dabey zum Grunde gelegt, weil
ſich die uͤbrigen einfachen Begriffe allemal auf dieſes
beziehen, und Beſtimmungen deſſelben ſind. Die
Gruͤnde des Koͤnnens ſetzen die Kraft und das Solide
voraus, (§. 298.). Und der Anfang des Guten und
folglich der Gruͤnde des Wollens iſt die Realitaͤt, und
daher, nur von einer andern Seite betrachtet, eben-
falls wiederum das Solide und die Kraͤfte, (§. 484.).
Demnach hat das Wiſſen, das Wollen und das Koͤn-
nen, im Grunde betrachtet, einerley erſten Anfang,
und laͤßt ſich in ſo fern auf ein gemeinſames Princi-
pium reduciren, welches ſodann nach den verſchie-
denen Modificationen, Beſtimmungen und Verhaͤlt-
niſſen ſpecialer wird.
§. 498.
Wir koͤnnen uns dieſes ſo vorſtellen, daß erſtlich
ohne das Solide dieſe drey Arten von Kraͤften, da-
fern ſie nicht beſondere Subſtanzen ſind, nicht exiſtiren
noch exiſtiren koͤnnen, und folglich das Solide das
Subject derſelben iſt, in welchem ſie exiſtiren, oder
mit welchem ſie wenigſtens verbunden ſind. Sodann
haben dieſe drey Arten von Kraͤften ohne das Solide
ebenfalls kein Subject, in dem ſie ſich aͤußern koͤnnten.
Demnach iſt das Solide in dieſen beyden Abſichten
betrachtet, Subject und Object zugleich. Man ſetze
eine Subſtanz, die denke, wolle und koͤnne. So
fern dieſe ſich ſelbſt denkt, ſo fern ſie ſich als eine
Realitaͤt, und folglich als die Anlage des metaphyſi-
ſchen Guten und Vollkommenen (§. 484.) vorſtellet,
und durch ihre Kraft ſubſiſtirt; ſo fern iſt ſie ſich ſelbſt
ihr Object. So fern aber dieſes Denken, Wollen
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/124>, abgerufen am 22.02.2025.
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