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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XIII. Hauptstück.
Körper in den andern übergehe, wenn dieser von je-
nem gestoßen wird, daß die Kraft in einem Körper,
dem sie mitgetheilet worden, bleibe, so lange dersel-
be nicht andere Körper berühret, daß sie aber unter
dieser Bedingung nicht anders weder in dem Körper
sey, noch in denselben gebracht werden könne, es
sey denn, daß der Körper sich bewege, und in der
Bewegung gerade hin und mit gleicher Geschwindig-
keit fortfahre, daß die Geschwindigkeit sich nach der
Kraft und der Masse richte, daß weil eben nicht wir
alle Körper in Bewegung setzen, eine Quantität von
Kraft in der Welt seyn müsse etc.

§. 375.

So lange wir nun hiebey nur a posteriori gehen,
und die hier angeführten Ausdrücke nur gebrauchen,
um das, was uns die Erfahrung zeiget, zu benen-
nen, geht alles ordentlich, und es liegt an sich nichts
daran, ob diese Ausdrücke metaphorisch, oder ihrer
eigentlichen Bedeutung nach dabey vorkommen. Denn
die Erfahrung leget das, was wir dadurch anzeigen
wollen, vor Augen. Allein, in so ferne dienen sol-
che Erfahrungen auch nur vornehmlich zu demjenigen
Theile der Dynamic, welche unmittelbar in Absicht
auf die wirkliche Welt statt hat, und es fällt schwe-
rer, daraus zu entscheiden, ob nicht auch das Gegen-
theil davon möglich bleibe, und in einer andern Welt,
die ebenfalls existiren könnte, vorkommen würde?
Man hat die Frage, ob die Gesetze der Bewegung,
die wir in der gegenwärtigen Welt finden, eine geo-
metrische Nothwendigkeit haben, längst schon auf-
geworfen, und in Aufsuchung ihrer Beantwortung
die Schwierigkeiten ehender vermehret als vermin-
dert. Huygens und Wrenn haben durch viele

Ver-

XIII. Hauptſtuͤck.
Koͤrper in den andern uͤbergehe, wenn dieſer von je-
nem geſtoßen wird, daß die Kraft in einem Koͤrper,
dem ſie mitgetheilet worden, bleibe, ſo lange derſel-
be nicht andere Koͤrper beruͤhret, daß ſie aber unter
dieſer Bedingung nicht anders weder in dem Koͤrper
ſey, noch in denſelben gebracht werden koͤnne, es
ſey denn, daß der Koͤrper ſich bewege, und in der
Bewegung gerade hin und mit gleicher Geſchwindig-
keit fortfahre, daß die Geſchwindigkeit ſich nach der
Kraft und der Maſſe richte, daß weil eben nicht wir
alle Koͤrper in Bewegung ſetzen, eine Quantitaͤt von
Kraft in der Welt ſeyn muͤſſe ꝛc.

§. 375.

So lange wir nun hiebey nur a poſteriori gehen,
und die hier angefuͤhrten Ausdruͤcke nur gebrauchen,
um das, was uns die Erfahrung zeiget, zu benen-
nen, geht alles ordentlich, und es liegt an ſich nichts
daran, ob dieſe Ausdruͤcke metaphoriſch, oder ihrer
eigentlichen Bedeutung nach dabey vorkommen. Denn
die Erfahrung leget das, was wir dadurch anzeigen
wollen, vor Augen. Allein, in ſo ferne dienen ſol-
che Erfahrungen auch nur vornehmlich zu demjenigen
Theile der Dynamic, welche unmittelbar in Abſicht
auf die wirkliche Welt ſtatt hat, und es faͤllt ſchwe-
rer, daraus zu entſcheiden, ob nicht auch das Gegen-
theil davon moͤglich bleibe, und in einer andern Welt,
die ebenfalls exiſtiren koͤnnte, vorkommen wuͤrde?
Man hat die Frage, ob die Geſetze der Bewegung,
die wir in der gegenwaͤrtigen Welt finden, eine geo-
metriſche Nothwendigkeit haben, laͤngſt ſchon auf-
geworfen, und in Aufſuchung ihrer Beantwortung
die Schwierigkeiten ehender vermehret als vermin-
dert. Huygens und Wrenn haben durch viele

Ver-
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[4/0012] XIII. Hauptſtuͤck. Koͤrper in den andern uͤbergehe, wenn dieſer von je- nem geſtoßen wird, daß die Kraft in einem Koͤrper, dem ſie mitgetheilet worden, bleibe, ſo lange derſel- be nicht andere Koͤrper beruͤhret, daß ſie aber unter dieſer Bedingung nicht anders weder in dem Koͤrper ſey, noch in denſelben gebracht werden koͤnne, es ſey denn, daß der Koͤrper ſich bewege, und in der Bewegung gerade hin und mit gleicher Geſchwindig- keit fortfahre, daß die Geſchwindigkeit ſich nach der Kraft und der Maſſe richte, daß weil eben nicht wir alle Koͤrper in Bewegung ſetzen, eine Quantitaͤt von Kraft in der Welt ſeyn muͤſſe ꝛc. §. 375. So lange wir nun hiebey nur a poſteriori gehen, und die hier angefuͤhrten Ausdruͤcke nur gebrauchen, um das, was uns die Erfahrung zeiget, zu benen- nen, geht alles ordentlich, und es liegt an ſich nichts daran, ob dieſe Ausdruͤcke metaphoriſch, oder ihrer eigentlichen Bedeutung nach dabey vorkommen. Denn die Erfahrung leget das, was wir dadurch anzeigen wollen, vor Augen. Allein, in ſo ferne dienen ſol- che Erfahrungen auch nur vornehmlich zu demjenigen Theile der Dynamic, welche unmittelbar in Abſicht auf die wirkliche Welt ſtatt hat, und es faͤllt ſchwe- rer, daraus zu entſcheiden, ob nicht auch das Gegen- theil davon moͤglich bleibe, und in einer andern Welt, die ebenfalls exiſtiren koͤnnte, vorkommen wuͤrde? Man hat die Frage, ob die Geſetze der Bewegung, die wir in der gegenwaͤrtigen Welt finden, eine geo- metriſche Nothwendigkeit haben, laͤngſt ſchon auf- geworfen, und in Aufſuchung ihrer Beantwortung die Schwierigkeiten ehender vermehret als vermin- dert. Huygens und Wrenn haben durch viele Ver-

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/12>, abgerufen am 21.11.2024.