Nun haben wir vorhin (§. 487.) gesehen, daß man bald die ganze Sache, bald den Theil, worinn über- haupt der Grund liegt, den Grund nenne, und da- durch die Sache mit dem Grunde verwechsele. Die Redensart: immer näher auf den eigentlichen Grund kommen, zeiget, daß man zuweilen an- fangs nur überhaupt suchet, wo der Grund ist, und sodann ausschließungsweise, das Bezirk, innert wel- chem derselbe zu finden ist, immer näher einschränkt, bis man endlich nichts mehr wegzulassen oder auszu- schließen findet. So fern nun der Grund in seinen Folgen sich ausbreitet, kommt man auf diese Art allerdings zu dem Anfange,Principium, und man kömmt zur Quelle,fons, wenn immer neue Folgen daraus entspringen, oder wenn sie fortdauernd sind, oder wenn ihre Möglichkeiten in das Unendliche gehen etc.
§. 491.
Wir haben nun im Vorhergehenden (§. 469. 473. 484.) gesehen, daß die drey Arten von Gründen des Wissens, des Könnens und des Wollens einen An- fang haben, und diesen Anfang können wir demnach Principium nennen, so wie man in der Metaphysic bereits das Principium cognoscendi und das Princi- pium essendi und fiendi so benennet hat. Das er- stere können wir den Anfang des Wissens nennen. Das andere ist der Anfang des Möglich seyns, oder des metaphysisch Wahren, (§. 297.). Und das dritte der Anfang des Wirklich seyns, (§. 472. 473.). Diese beyden letztern können gewisser- maßen unterschieden werden. Sie treffen aber ge- nau zusammen, (§. 299. 304.). Das Principium volendi oder den Anfang des Guten hat man allem Ansehen nach aus der Metaphysic in die Moral ver-
wiesen,
XV. Hauptſtuͤck.
Nun haben wir vorhin (§. 487.) geſehen, daß man bald die ganze Sache, bald den Theil, worinn uͤber- haupt der Grund liegt, den Grund nenne, und da- durch die Sache mit dem Grunde verwechſele. Die Redensart: immer naͤher auf den eigentlichen Grund kommen, zeiget, daß man zuweilen an- fangs nur uͤberhaupt ſuchet, wo der Grund iſt, und ſodann ausſchließungsweiſe, das Bezirk, innert wel- chem derſelbe zu finden iſt, immer naͤher einſchraͤnkt, bis man endlich nichts mehr wegzulaſſen oder auszu- ſchließen findet. So fern nun der Grund in ſeinen Folgen ſich ausbreitet, kommt man auf dieſe Art allerdings zu dem Anfange,Principium, und man koͤmmt zur Quelle,fons, wenn immer neue Folgen daraus entſpringen, oder wenn ſie fortdauernd ſind, oder wenn ihre Moͤglichkeiten in das Unendliche gehen ꝛc.
§. 491.
Wir haben nun im Vorhergehenden (§. 469. 473. 484.) geſehen, daß die drey Arten von Gruͤnden des Wiſſens, des Koͤnnens und des Wollens einen An- fang haben, und dieſen Anfang koͤnnen wir demnach Principium nennen, ſo wie man in der Metaphyſic bereits das Principium cognoſcendi und das Princi- pium eſſendi und fiendi ſo benennet hat. Das er- ſtere koͤnnen wir den Anfang des Wiſſens nennen. Das andere iſt der Anfang des Moͤglich ſeyns, oder des metaphyſiſch Wahren, (§. 297.). Und das dritte der Anfang des Wirklich ſeyns, (§. 472. 473.). Dieſe beyden letztern koͤnnen gewiſſer- maßen unterſchieden werden. Sie treffen aber ge- nau zuſammen, (§. 299. 304.). Das Principium volendi oder den Anfang des Guten hat man allem Anſehen nach aus der Metaphyſic in die Moral ver-
wieſen,
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XV. Hauptſtuͤck.
Nun haben wir vorhin (§. 487.) geſehen, daß man
bald die ganze Sache, bald den Theil, worinn uͤber-
haupt der Grund liegt, den Grund nenne, und da-
durch die Sache mit dem Grunde verwechſele. Die
Redensart: immer naͤher auf den eigentlichen
Grund kommen, zeiget, daß man zuweilen an-
fangs nur uͤberhaupt ſuchet, wo der Grund iſt, und
ſodann ausſchließungsweiſe, das Bezirk, innert wel-
chem derſelbe zu finden iſt, immer naͤher einſchraͤnkt,
bis man endlich nichts mehr wegzulaſſen oder auszu-
ſchließen findet. So fern nun der Grund in ſeinen
Folgen ſich ausbreitet, kommt man auf dieſe Art
allerdings zu dem Anfange, Principium, und man
koͤmmt zur Quelle, fons, wenn immer neue Folgen
daraus entſpringen, oder wenn ſie fortdauernd ſind, oder
wenn ihre Moͤglichkeiten in das Unendliche gehen ꝛc.
§. 491.
Wir haben nun im Vorhergehenden (§. 469. 473.
484.) geſehen, daß die drey Arten von Gruͤnden des
Wiſſens, des Koͤnnens und des Wollens einen An-
fang haben, und dieſen Anfang koͤnnen wir demnach
Principium nennen, ſo wie man in der Metaphyſic
bereits das Principium cognoſcendi und das Princi-
pium eſſendi und fiendi ſo benennet hat. Das er-
ſtere koͤnnen wir den Anfang des Wiſſens nennen.
Das andere iſt der Anfang des Moͤglich ſeyns,
oder des metaphyſiſch Wahren, (§. 297.). Und
das dritte der Anfang des Wirklich ſeyns,
(§. 472. 473.). Dieſe beyden letztern koͤnnen gewiſſer-
maßen unterſchieden werden. Sie treffen aber ge-
nau zuſammen, (§. 299. 304.). Das Principium
volendi oder den Anfang des Guten hat man allem
Anſehen nach aus der Metaphyſic in die Moral ver-
wieſen,
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/116>, abgerufen am 22.07.2024.
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