Jn dieser Absicht betrachtet, haben wir demnach das Müde werden, und die damit verbundene widri- ge Empfindung, als eine Anzeige anzusehen, wo- durch wir gleichsam erinnert werden, zwischen der Realität, welche wir durch die Anwendung der Kräfte zu erhalten suchen, und derjenigen, die wir durch diese Anwendung verlieren, ein solches Ebenmaaß zu beobachten, daß ein Maximumheraus komme, und nur bey diesem hat der Beharrungsstand statt. Unsere Kräfte sind ohnehin dazu eingerichtet, daß sie um stärker zu werden und sich in Fertigkeiten zu verwandeln, geübet werden müssen, und daß sie folglich sowohl bey zu wenigem, als bey zu vielem Gebrauche geringer sind, folglich auch in dieser Absicht ein Maximum dabey vorkömmt. (§. 110. Alethiol. §. 108. 109. Phänome- nolog. §. 131.).
§. 485.
Aus dem, daß das Gute einen Anfang hat, fol- nun, daß man in Absicht auf die Beweggründe, eben so, wie in Absicht auf die beyden andern Arten von Gründen, keine Reihe gedenken könne, da des Fra- gens nach Gründen kein Ende wäre. Die Beurthei- lung, ob in vorkommenden Fällen kein Beweggrund da sey, der den Willen lenke, und die Vorsichtigkeit, das bloße Nicht finden mit dem Nicht da seyn nicht zu verwechseln (§. 475.), kömmt hier ebenfalls vor, und zwar um desto mehr, weil das Gute, nicht wie das Wahre und die Existenz, eine ab- solute Einheit ist, sondern von 0 bis ins Unendliche fortgehen kann, weil der Wille auf das bessere geht, und weil bey uns die dunkeln Empfindungen und Triebe eben so, und öfters noch stärker, als die
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Der Zuſammenhang.
Jn dieſer Abſicht betrachtet, haben wir demnach das Muͤde werden, und die damit verbundene widri- ge Empfindung, als eine Anzeige anzuſehen, wo- durch wir gleichſam erinnert werden, zwiſchen der Realitaͤt, welche wir durch die Anwendung der Kraͤfte zu erhalten ſuchen, und derjenigen, die wir durch dieſe Anwendung verlieren, ein ſolches Ebenmaaß zu beobachten, daß ein Maximumheraus komme, und nur bey dieſem hat der Beharrungsſtand ſtatt. Unſere Kraͤfte ſind ohnehin dazu eingerichtet, daß ſie um ſtaͤrker zu werden und ſich in Fertigkeiten zu verwandeln, geuͤbet werden muͤſſen, und daß ſie folglich ſowohl bey zu wenigem, als bey zu vielem Gebrauche geringer ſind, folglich auch in dieſer Abſicht ein Maximum dabey vorkoͤmmt. (§. 110. Alethiol. §. 108. 109. Phaͤnome- nolog. §. 131.).
§. 485.
Aus dem, daß das Gute einen Anfang hat, fol- nun, daß man in Abſicht auf die Beweggruͤnde, eben ſo, wie in Abſicht auf die beyden andern Arten von Gruͤnden, keine Reihe gedenken koͤnne, da des Fra- gens nach Gruͤnden kein Ende waͤre. Die Beurthei- lung, ob in vorkommenden Faͤllen kein Beweggrund da ſey, der den Willen lenke, und die Vorſichtigkeit, das bloße Nicht finden mit dem Nicht da ſeyn nicht zu verwechſeln (§. 475.), koͤmmt hier ebenfalls vor, und zwar um deſto mehr, weil das Gute, nicht wie das Wahre und die Exiſtenz, eine ab- ſolute Einheit iſt, ſondern von 0 bis ins Unendliche fortgehen kann, weil der Wille auf das beſſere geht, und weil bey uns die dunkeln Empfindungen und Triebe eben ſo, und oͤfters noch ſtaͤrker, als die
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Der Zuſammenhang.
Jn dieſer Abſicht betrachtet, haben wir demnach das
Muͤde werden, und die damit verbundene widri-
ge Empfindung, als eine Anzeige anzuſehen, wo-
durch wir gleichſam erinnert werden, zwiſchen der
Realitaͤt, welche wir durch die Anwendung
der Kraͤfte zu erhalten ſuchen, und derjenigen,
die wir durch dieſe Anwendung verlieren, ein
ſolches Ebenmaaß zu beobachten, daß ein
Maximum heraus komme, und nur bey dieſem
hat der Beharrungsſtand ſtatt. Unſere Kraͤfte
ſind ohnehin dazu eingerichtet, daß ſie um ſtaͤrker zu
werden und ſich in Fertigkeiten zu verwandeln, geuͤbet
werden muͤſſen, und daß ſie folglich ſowohl bey zu
wenigem, als bey zu vielem Gebrauche geringer ſind,
folglich auch in dieſer Abſicht ein Maximum dabey
vorkoͤmmt. (§. 110. Alethiol. §. 108. 109. Phaͤnome-
nolog. §. 131.).
§. 485.
Aus dem, daß das Gute einen Anfang hat, fol-
nun, daß man in Abſicht auf die Beweggruͤnde, eben
ſo, wie in Abſicht auf die beyden andern Arten von
Gruͤnden, keine Reihe gedenken koͤnne, da des Fra-
gens nach Gruͤnden kein Ende waͤre. Die Beurthei-
lung, ob in vorkommenden Faͤllen kein Beweggrund
da ſey, der den Willen lenke, und die Vorſichtigkeit,
das bloße Nicht finden mit dem Nicht da ſeyn
nicht zu verwechſeln (§. 475.), koͤmmt hier ebenfalls
vor, und zwar um deſto mehr, weil das Gute,
nicht wie das Wahre und die Exiſtenz, eine ab-
ſolute Einheit iſt, ſondern von 0 bis ins Unendliche
fortgehen kann, weil der Wille auf das beſſere geht,
und weil bey uns die dunkeln Empfindungen und
Triebe eben ſo, und oͤfters noch ſtaͤrker, als die
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/109>, abgerufen am 03.07.2024.
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