Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Zusammenhang.
§. 476.

Man kann diese Art zu schließen überhaupt so vor-
stellen. Der Satz: A ist nicht B, sey wahr, weil
in der That kein Grund da ist, warum es B seyn
sollte. Nun sage ich, man könne in diesen Fällen
immer etwas in A finden, aus dem sich schließen läßt,
daß A nicht B sey, oder auch nicht B seyn könne.
Ersteres geht an, wenn man findet, daß A, um B
zu seyn, C seyn müßte, und man weiß, daß es
nicht C ist. Das andere, wenn man in A etwas
findet, welches das B ausschleußt, oder mit B nicht
zugleich in A seyn kann. Jn diesem Falle findet man,
daß A Nicht - B sey, und dieses kann immer ge-
funden werden, so oft A ein Indiuiduum ist, (§. 261.
N°. 6. §. 262. N°. 1.).

§. 477.

Hinwiederum sey der Satz: A ist B, wahr, weil
in der That kein Grund da ist, warum A nicht sollte B
seyn: so werden wir leicht finden, daß, wenn hier
vom wirklichen oder positiven Seyn die Rede ist,
A ein Indiuiduum seyn müsse. Denn ein Indiuiduum,
welches nicht Nicht - B ist, ist eben dadurch an sich
schon B, (§. 261. N°. 5.). Wenn aber vom Seyn
können
die Rede ist, so mag A ein allgemeiner Be-
griff seyn, denn so läßt sich demselben die Bestim-
mung B zusetzen, so bald in A nichts vorkömmt, wel-
ches Nicht - B ist, das will sagen, dem B wider-
spricht, oder mit B nicht zugleich in A seyn kann.

§. 478.

Man sieht nun leicht, daß in diesen beyden Fällen
die Redensart, daß kein Grund da sey, war-
um
etc. eigentlich nur als ein abgekürzter Ausdruck

ange-
Der Zuſammenhang.
§. 476.

Man kann dieſe Art zu ſchließen uͤberhaupt ſo vor-
ſtellen. Der Satz: A iſt nicht B, ſey wahr, weil
in der That kein Grund da iſt, warum es B ſeyn
ſollte. Nun ſage ich, man koͤnne in dieſen Faͤllen
immer etwas in A finden, aus dem ſich ſchließen laͤßt,
daß A nicht B ſey, oder auch nicht B ſeyn koͤnne.
Erſteres geht an, wenn man findet, daß A, um B
zu ſeyn, C ſeyn muͤßte, und man weiß, daß es
nicht C iſt. Das andere, wenn man in A etwas
findet, welches das B ausſchleußt, oder mit B nicht
zugleich in A ſeyn kann. Jn dieſem Falle findet man,
daß A Nicht - B ſey, und dieſes kann immer ge-
funden werden, ſo oft A ein Indiuiduum iſt, (§. 261.
N°. 6. §. 262. N°. 1.).

§. 477.

Hinwiederum ſey der Satz: A iſt B, wahr, weil
in der That kein Grund da iſt, warum A nicht ſollte B
ſeyn: ſo werden wir leicht finden, daß, wenn hier
vom wirklichen oder poſitiven Seyn die Rede iſt,
A ein Indiuiduum ſeyn muͤſſe. Denn ein Indiuiduum,
welches nicht Nicht - B iſt, iſt eben dadurch an ſich
ſchon B, (§. 261. N°. 5.). Wenn aber vom Seyn
koͤnnen
die Rede iſt, ſo mag A ein allgemeiner Be-
griff ſeyn, denn ſo laͤßt ſich demſelben die Beſtim-
mung B zuſetzen, ſo bald in A nichts vorkoͤmmt, wel-
ches Nicht - B iſt, das will ſagen, dem B wider-
ſpricht, oder mit B nicht zugleich in A ſeyn kann.

§. 478.

Man ſieht nun leicht, daß in dieſen beyden Faͤllen
die Redensart, daß kein Grund da ſey, war-
um
ꝛc. eigentlich nur als ein abgekuͤrzter Ausdruck

ange-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0101" n="93"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Zu&#x017F;ammenhang.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 476.</head><lb/>
            <p>Man kann die&#x017F;e Art zu &#x017F;chließen u&#x0364;berhaupt &#x017F;o vor-<lb/>
&#x017F;tellen. Der Satz: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t nicht</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B</hi>,</hi> &#x017F;ey wahr, weil<lb/>
in der That kein Grund da i&#x017F;t, warum es <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;ollte. Nun &#x017F;age ich, man ko&#x0364;nne in die&#x017F;en Fa&#x0364;llen<lb/>
immer etwas in <hi rendition="#aq">A</hi> finden, aus dem &#x017F;ich &#x017F;chließen la&#x0364;ßt,<lb/>
daß <hi rendition="#aq">A</hi> nicht <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;ey, oder auch nicht <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;eyn ko&#x0364;nne.<lb/>
Er&#x017F;teres geht an, wenn man findet, daß <hi rendition="#aq">A,</hi> um <hi rendition="#aq">B</hi><lb/>
zu &#x017F;eyn, <hi rendition="#aq">C</hi> &#x017F;eyn mu&#x0364;ßte, und man weiß, daß es<lb/>
nicht <hi rendition="#aq">C</hi> i&#x017F;t. Das andere, wenn man in <hi rendition="#aq">A</hi> etwas<lb/>
findet, welches das <hi rendition="#aq">B</hi> aus&#x017F;chleußt, oder mit <hi rendition="#aq">B</hi> nicht<lb/>
zugleich in <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;eyn kann. Jn die&#x017F;em Falle findet man,<lb/>
daß <hi rendition="#aq">A</hi> Nicht - <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;ey, und die&#x017F;es kann immer ge-<lb/>
funden werden, &#x017F;o oft <hi rendition="#aq">A</hi> ein <hi rendition="#aq">Indiuiduum</hi> i&#x017F;t, (§. 261.<lb/><hi rendition="#aq">N°.</hi> 6. §. 262. <hi rendition="#aq">N°.</hi> 1.).</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 477.</head><lb/>
            <p>Hinwiederum &#x017F;ey der Satz: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B</hi>,</hi> wahr, weil<lb/>
in der That kein Grund da i&#x017F;t, warum <hi rendition="#aq">A</hi> nicht &#x017F;ollte <hi rendition="#aq">B</hi><lb/>
&#x017F;eyn: &#x017F;o werden wir leicht finden, daß, wenn hier<lb/>
vom wirklichen oder po&#x017F;itiven <hi rendition="#fr">Seyn</hi> die Rede i&#x017F;t,<lb/><hi rendition="#aq">A</hi> ein <hi rendition="#aq">Indiuiduum</hi> &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Denn ein <hi rendition="#aq">Indiuiduum,</hi><lb/>
welches nicht Nicht - <hi rendition="#aq">B</hi> i&#x017F;t, i&#x017F;t eben dadurch an &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chon <hi rendition="#aq">B,</hi> (§. 261. <hi rendition="#aq">N°.</hi> 5.). Wenn aber vom <hi rendition="#fr">Seyn<lb/>
ko&#x0364;nnen</hi> die Rede i&#x017F;t, &#x017F;o mag <hi rendition="#aq">A</hi> ein allgemeiner Be-<lb/>
griff &#x017F;eyn, denn &#x017F;o la&#x0364;ßt &#x017F;ich dem&#x017F;elben die Be&#x017F;tim-<lb/>
mung <hi rendition="#aq">B</hi> zu&#x017F;etzen, &#x017F;o bald in <hi rendition="#aq">A</hi> nichts vorko&#x0364;mmt, wel-<lb/>
ches Nicht - <hi rendition="#aq">B</hi> i&#x017F;t, das will &#x017F;agen, dem <hi rendition="#aq">B</hi> wider-<lb/>
&#x017F;pricht, oder mit <hi rendition="#aq">B</hi> nicht zugleich in <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;eyn kann.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 478.</head><lb/>
            <p>Man &#x017F;ieht nun leicht, daß in die&#x017F;en beyden Fa&#x0364;llen<lb/>
die Redensart, <hi rendition="#fr">daß kein Grund da &#x017F;ey, war-<lb/>
um</hi> &#xA75B;c. eigentlich nur als ein abgeku&#x0364;rzter Ausdruck<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ange-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0101] Der Zuſammenhang. §. 476. Man kann dieſe Art zu ſchließen uͤberhaupt ſo vor- ſtellen. Der Satz: A iſt nicht B, ſey wahr, weil in der That kein Grund da iſt, warum es B ſeyn ſollte. Nun ſage ich, man koͤnne in dieſen Faͤllen immer etwas in A finden, aus dem ſich ſchließen laͤßt, daß A nicht B ſey, oder auch nicht B ſeyn koͤnne. Erſteres geht an, wenn man findet, daß A, um B zu ſeyn, C ſeyn muͤßte, und man weiß, daß es nicht C iſt. Das andere, wenn man in A etwas findet, welches das B ausſchleußt, oder mit B nicht zugleich in A ſeyn kann. Jn dieſem Falle findet man, daß A Nicht - B ſey, und dieſes kann immer ge- funden werden, ſo oft A ein Indiuiduum iſt, (§. 261. N°. 6. §. 262. N°. 1.). §. 477. Hinwiederum ſey der Satz: A iſt B, wahr, weil in der That kein Grund da iſt, warum A nicht ſollte B ſeyn: ſo werden wir leicht finden, daß, wenn hier vom wirklichen oder poſitiven Seyn die Rede iſt, A ein Indiuiduum ſeyn muͤſſe. Denn ein Indiuiduum, welches nicht Nicht - B iſt, iſt eben dadurch an ſich ſchon B, (§. 261. N°. 5.). Wenn aber vom Seyn koͤnnen die Rede iſt, ſo mag A ein allgemeiner Be- griff ſeyn, denn ſo laͤßt ſich demſelben die Beſtim- mung B zuſetzen, ſo bald in A nichts vorkoͤmmt, wel- ches Nicht - B iſt, das will ſagen, dem B wider- ſpricht, oder mit B nicht zugleich in A ſeyn kann. §. 478. Man ſieht nun leicht, daß in dieſen beyden Faͤllen die Redensart, daß kein Grund da ſey, war- um ꝛc. eigentlich nur als ein abgekuͤrzter Ausdruck ange-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/101
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/101>, abgerufen am 21.12.2024.