Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
III. Hauptstück. Erste Grundsätze
2°. Der Raum hat keine bestimmte Einheit.
3°. Der Raum hat drey Dimensionen, nämlich
Linien, Flächen, und körperlichen Raum.
4°. Jeder Punct des Raums ist ein Ort.
5°. Jeder Ort ist außer dem andern.
6°. Jeder Punct, jede Linie, jede Fläche hat eine
eigene Lage.
7°. Ein Punct schließt keinen Raum, zwo gerade
Linien keinen Flächenraum, drey ebene Flächen
keinen Körperraum.

Postulata aber sind folgende:

1. Jeder Theil des Raums kann als eine Einheit
angenommen werden, und vergrößert werden,
so viel man will.
2. Von jedem Puncte läßt sich nach jeder Lage eine
gerade Linie von jeder beliebigen Länge ziehen.
3. Von jedem Puncte zu jedem andern kann eine
gerade Linie gezogen, und so weit man will,
verlängert werden.
4. Jede drey Puncte können als in einer ebenen
Fläche liegend gedacht werden.
5. Jeder Punct kann als ein Anfang einer Linie,
Fläche, und körperlichen Raumes angenommen
werden.
§. 80.

Man sieht leicht, daß wir hier den Raum an sich,
und folglich den so genannten absoluten Raum be-
trachten. Jn der Geometrie wird alles dieses ideal
genommen. Man trägt darinn eine Linie von einem
Orte an den andern, und dieses geschieht in Gedan-
ken. Daher kommen sodann die Grundsätze; daß
Linien, Flächen, körperliche Räume, deren
Ende zusammenpassen, einander gleich sind.

Jn
III. Hauptſtuͤck. Erſte Grundſaͤtze
2°. Der Raum hat keine beſtimmte Einheit.
3°. Der Raum hat drey Dimenſionen, naͤmlich
Linien, Flaͤchen, und koͤrperlichen Raum.
4°. Jeder Punct des Raums iſt ein Ort.
5°. Jeder Ort iſt außer dem andern.
6°. Jeder Punct, jede Linie, jede Flaͤche hat eine
eigene Lage.
7°. Ein Punct ſchließt keinen Raum, zwo gerade
Linien keinen Flaͤchenraum, drey ebene Flaͤchen
keinen Koͤrperraum.

Poſtulata aber ſind folgende:

1. Jeder Theil des Raums kann als eine Einheit
angenommen werden, und vergroͤßert werden,
ſo viel man will.
2. Von jedem Puncte laͤßt ſich nach jeder Lage eine
gerade Linie von jeder beliebigen Laͤnge ziehen.
3. Von jedem Puncte zu jedem andern kann eine
gerade Linie gezogen, und ſo weit man will,
verlaͤngert werden.
4. Jede drey Puncte koͤnnen als in einer ebenen
Flaͤche liegend gedacht werden.
5. Jeder Punct kann als ein Anfang einer Linie,
Flaͤche, und koͤrperlichen Raumes angenommen
werden.
§. 80.

Man ſieht leicht, daß wir hier den Raum an ſich,
und folglich den ſo genannten abſoluten Raum be-
trachten. Jn der Geometrie wird alles dieſes ideal
genommen. Man traͤgt darinn eine Linie von einem
Orte an den andern, und dieſes geſchieht in Gedan-
ken. Daher kommen ſodann die Grundſaͤtze; daß
Linien, Flaͤchen, koͤrperliche Raͤume, deren
Ende zuſammenpaſſen, einander gleich ſind.

Jn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0098" n="62"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck. Er&#x017F;te Grund&#x017F;a&#x0364;tze</hi> </fw><lb/>
            <list>
              <item>2°. Der Raum hat keine be&#x017F;timmte Einheit.</item><lb/>
              <item>3°. Der Raum hat drey Dimen&#x017F;ionen, na&#x0364;mlich<lb/>
Linien, Fla&#x0364;chen, und ko&#x0364;rperlichen Raum.</item><lb/>
              <item>4°. Jeder Punct des Raums i&#x017F;t ein Ort.</item><lb/>
              <item>5°. Jeder Ort i&#x017F;t außer dem andern.</item><lb/>
              <item>6°. Jeder Punct, jede Linie, jede Fla&#x0364;che hat eine<lb/>
eigene Lage.</item><lb/>
              <item>7°. Ein Punct &#x017F;chließt keinen Raum, zwo gerade<lb/>
Linien keinen Fla&#x0364;chenraum, drey ebene Fla&#x0364;chen<lb/>
keinen Ko&#x0364;rperraum.</item>
            </list><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Po&#x017F;tulata</hi> aber &#x017F;ind folgende:</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Jeder Theil des Raums kann als eine Einheit<lb/>
angenommen werden, und vergro&#x0364;ßert werden,<lb/>
&#x017F;o viel man will.</item><lb/>
              <item>2. Von jedem Puncte la&#x0364;ßt &#x017F;ich nach jeder Lage eine<lb/>
gerade Linie von jeder beliebigen La&#x0364;nge ziehen.</item><lb/>
              <item>3. Von jedem Puncte zu jedem andern kann eine<lb/>
gerade Linie gezogen, und &#x017F;o weit man will,<lb/>
verla&#x0364;ngert werden.</item><lb/>
              <item>4. Jede drey Puncte ko&#x0364;nnen als in einer ebenen<lb/>
Fla&#x0364;che liegend gedacht werden.</item><lb/>
              <item>5. Jeder Punct kann als ein Anfang einer Linie,<lb/>
Fla&#x0364;che, und ko&#x0364;rperlichen Raumes angenommen<lb/>
werden.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 80.</head><lb/>
            <p>Man &#x017F;ieht leicht, daß wir hier den Raum an &#x017F;ich,<lb/>
und folglich den &#x017F;o genannten ab&#x017F;oluten Raum be-<lb/>
trachten. Jn der Geometrie wird alles die&#x017F;es ideal<lb/>
genommen. Man tra&#x0364;gt darinn eine Linie von einem<lb/>
Orte an den andern, und die&#x017F;es ge&#x017F;chieht <hi rendition="#fr">in Gedan-<lb/>
ken.</hi> Daher kommen &#x017F;odann die Grund&#x017F;a&#x0364;tze; <hi rendition="#fr">daß<lb/>
Linien, Fla&#x0364;chen, ko&#x0364;rperliche Ra&#x0364;ume, deren<lb/>
Ende zu&#x017F;ammenpa&#x017F;&#x017F;en, einander gleich &#x017F;ind.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0098] III. Hauptſtuͤck. Erſte Grundſaͤtze 2°. Der Raum hat keine beſtimmte Einheit. 3°. Der Raum hat drey Dimenſionen, naͤmlich Linien, Flaͤchen, und koͤrperlichen Raum. 4°. Jeder Punct des Raums iſt ein Ort. 5°. Jeder Ort iſt außer dem andern. 6°. Jeder Punct, jede Linie, jede Flaͤche hat eine eigene Lage. 7°. Ein Punct ſchließt keinen Raum, zwo gerade Linien keinen Flaͤchenraum, drey ebene Flaͤchen keinen Koͤrperraum. Poſtulata aber ſind folgende: 1. Jeder Theil des Raums kann als eine Einheit angenommen werden, und vergroͤßert werden, ſo viel man will. 2. Von jedem Puncte laͤßt ſich nach jeder Lage eine gerade Linie von jeder beliebigen Laͤnge ziehen. 3. Von jedem Puncte zu jedem andern kann eine gerade Linie gezogen, und ſo weit man will, verlaͤngert werden. 4. Jede drey Puncte koͤnnen als in einer ebenen Flaͤche liegend gedacht werden. 5. Jeder Punct kann als ein Anfang einer Linie, Flaͤche, und koͤrperlichen Raumes angenommen werden. §. 80. Man ſieht leicht, daß wir hier den Raum an ſich, und folglich den ſo genannten abſoluten Raum be- trachten. Jn der Geometrie wird alles dieſes ideal genommen. Man traͤgt darinn eine Linie von einem Orte an den andern, und dieſes geſchieht in Gedan- ken. Daher kommen ſodann die Grundſaͤtze; daß Linien, Flaͤchen, koͤrperliche Raͤume, deren Ende zuſammenpaſſen, einander gleich ſind. Jn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/98
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/98>, abgerufen am 22.12.2024.