Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

und Theile der Grundlehre.
weil der Objective von der Vorstellung des Guten
herkömmt. Jch kann überhaupt noch anmerken, daß
man durch solche versuchte Definitionen immer noch
zu höhern Gründen hinauf zu kommen suchte, und
aus denselben noch mehr herleiten zu können glaubte.
Da man aber bey dem eigentlichen Analysiren der
Begriffe endlich auf die einfachen kömmt (§. 7.), wel-
che sich nach der Lockischen Anatomie der Begriffe
leichter, und allem Ansehen nach nicht anders, als
nach derselben, finden lassen (§. 9. 8.), so ist es ver-
nünftiger, daß man dabey anfange, diese Begriffe
zum Grunde zu legen, und anstatt höhere Gründe zu
suchen, ihre Folgen brauchbar zu machen.

§. 52.

Ehe ich zur Vergleichung dieser einfachen Grund-
begriffe fortschreite, werde ich anmerken, daß ich den
fechsten und siebenten, oder das Bewußtseyn und
das Wollen bey dieser Vergleichung weglasse. Denn
ersteres kömmt bey allen vor, letzteres aber hat ein
eigenes Object, nämlich das gute, und gehöret da-
her besonders in die Agathologie, oder die Lehre vom
Guten, so wie das Bewußtseyn, so fern es auf
das Wahre geht, in dem Organon zum Gegenstan-
de dienet. Beyde aber werden in einer andern Ab-
sicht in der Psychologie oder Theorie des denkenden
Wesens betrachtet. Die Vergleichung des Wah-
ren,
des Guten und des Möglichen, wie auch ihrer
Gründe und der dazu erforderlichen Kräfte wird
sich im folgenden besser vortragen lassen.

§. 53.

Auf diese Art bleiben noch: die Solidität, Exi-
stenz, Dauer, Ausdehnung, Kraft, Beweg-
lichkeit, Einheit,
(wohin wir auch die Größe rech-

nen),

und Theile der Grundlehre.
weil der Objective von der Vorſtellung des Guten
herkoͤmmt. Jch kann uͤberhaupt noch anmerken, daß
man durch ſolche verſuchte Definitionen immer noch
zu hoͤhern Gruͤnden hinauf zu kommen ſuchte, und
aus denſelben noch mehr herleiten zu koͤnnen glaubte.
Da man aber bey dem eigentlichen Analyſiren der
Begriffe endlich auf die einfachen koͤmmt (§. 7.), wel-
che ſich nach der Lockiſchen Anatomie der Begriffe
leichter, und allem Anſehen nach nicht anders, als
nach derſelben, finden laſſen (§. 9. 8.), ſo iſt es ver-
nuͤnftiger, daß man dabey anfange, dieſe Begriffe
zum Grunde zu legen, und anſtatt hoͤhere Gruͤnde zu
ſuchen, ihre Folgen brauchbar zu machen.

§. 52.

Ehe ich zur Vergleichung dieſer einfachen Grund-
begriffe fortſchreite, werde ich anmerken, daß ich den
fechſten und ſiebenten, oder das Bewußtſeyn und
das Wollen bey dieſer Vergleichung weglaſſe. Denn
erſteres koͤmmt bey allen vor, letzteres aber hat ein
eigenes Object, naͤmlich das gute, und gehoͤret da-
her beſonders in die Agathologie, oder die Lehre vom
Guten, ſo wie das Bewußtſeyn, ſo fern es auf
das Wahre geht, in dem Organon zum Gegenſtan-
de dienet. Beyde aber werden in einer andern Ab-
ſicht in der Pſychologie oder Theorie des denkenden
Weſens betrachtet. Die Vergleichung des Wah-
ren,
des Guten und des Moͤglichen, wie auch ihrer
Gruͤnde und der dazu erforderlichen Kraͤfte wird
ſich im folgenden beſſer vortragen laſſen.

§. 53.

Auf dieſe Art bleiben noch: die Soliditaͤt, Exi-
ſtenz, Dauer, Ausdehnung, Kraft, Beweg-
lichkeit, Einheit,
(wohin wir auch die Groͤße rech-

nen),
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0081" n="45"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Theile der Grundlehre.</hi></fw><lb/>
weil der Objective von der Vor&#x017F;tellung des <hi rendition="#fr">Guten</hi><lb/>
herko&#x0364;mmt. Jch kann u&#x0364;berhaupt noch anmerken, daß<lb/>
man durch &#x017F;olche ver&#x017F;uchte Definitionen immer noch<lb/>
zu ho&#x0364;hern Gru&#x0364;nden hinauf zu kommen &#x017F;uchte, und<lb/>
aus den&#x017F;elben noch mehr herleiten zu ko&#x0364;nnen glaubte.<lb/>
Da man aber bey dem eigentlichen Analy&#x017F;iren der<lb/>
Begriffe endlich auf die einfachen ko&#x0364;mmt (§. 7.), wel-<lb/>
che &#x017F;ich nach der <hi rendition="#fr">Locki&#x017F;chen</hi> Anatomie der Begriffe<lb/>
leichter, und allem An&#x017F;ehen nach nicht anders, als<lb/>
nach der&#x017F;elben, finden la&#x017F;&#x017F;en (§. 9. 8.), &#x017F;o i&#x017F;t es ver-<lb/>
nu&#x0364;nftiger, daß man dabey anfange, die&#x017F;e Begriffe<lb/>
zum Grunde zu legen, und an&#x017F;tatt ho&#x0364;here Gru&#x0364;nde zu<lb/>
&#x017F;uchen, ihre Folgen brauchbar zu machen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 52.</head><lb/>
            <p>Ehe ich zur Vergleichung die&#x017F;er einfachen Grund-<lb/>
begriffe fort&#x017F;chreite, werde ich anmerken, daß ich den<lb/>
fech&#x017F;ten und &#x017F;iebenten, oder das <hi rendition="#fr">Bewußt&#x017F;eyn</hi> und<lb/>
das <hi rendition="#fr">Wollen</hi> bey die&#x017F;er Vergleichung wegla&#x017F;&#x017F;e. Denn<lb/>
er&#x017F;teres ko&#x0364;mmt bey allen vor, letzteres aber hat ein<lb/>
eigenes Object, na&#x0364;mlich das <hi rendition="#fr">gute,</hi> und geho&#x0364;ret da-<lb/>
her be&#x017F;onders in die Agathologie, oder die Lehre vom<lb/><hi rendition="#fr">Guten,</hi> &#x017F;o wie das <hi rendition="#fr">Bewußt&#x017F;eyn,</hi> &#x017F;o fern es auf<lb/>
das <hi rendition="#fr">Wahre</hi> geht, in dem Organon zum Gegen&#x017F;tan-<lb/>
de dienet. Beyde aber werden in einer andern Ab-<lb/>
&#x017F;icht in der P&#x017F;ychologie oder Theorie des denkenden<lb/>
We&#x017F;ens betrachtet. Die Vergleichung des <hi rendition="#fr">Wah-<lb/>
ren,</hi> des <hi rendition="#fr">Guten</hi> und des Mo&#x0364;glichen, wie auch ihrer<lb/><hi rendition="#fr">Gru&#x0364;nde</hi> und der dazu erforderlichen <hi rendition="#fr">Kra&#x0364;fte</hi> wird<lb/>
&#x017F;ich im folgenden be&#x017F;&#x017F;er vortragen la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 53.</head><lb/>
            <p>Auf die&#x017F;e Art bleiben noch: die <hi rendition="#fr">Solidita&#x0364;t, Exi-<lb/>
&#x017F;tenz, Dauer, Ausdehnung, Kraft, Beweg-<lb/>
lichkeit, Einheit,</hi> (wohin wir auch die <hi rendition="#fr">Gro&#x0364;ße</hi> rech-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen),</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0081] und Theile der Grundlehre. weil der Objective von der Vorſtellung des Guten herkoͤmmt. Jch kann uͤberhaupt noch anmerken, daß man durch ſolche verſuchte Definitionen immer noch zu hoͤhern Gruͤnden hinauf zu kommen ſuchte, und aus denſelben noch mehr herleiten zu koͤnnen glaubte. Da man aber bey dem eigentlichen Analyſiren der Begriffe endlich auf die einfachen koͤmmt (§. 7.), wel- che ſich nach der Lockiſchen Anatomie der Begriffe leichter, und allem Anſehen nach nicht anders, als nach derſelben, finden laſſen (§. 9. 8.), ſo iſt es ver- nuͤnftiger, daß man dabey anfange, dieſe Begriffe zum Grunde zu legen, und anſtatt hoͤhere Gruͤnde zu ſuchen, ihre Folgen brauchbar zu machen. §. 52. Ehe ich zur Vergleichung dieſer einfachen Grund- begriffe fortſchreite, werde ich anmerken, daß ich den fechſten und ſiebenten, oder das Bewußtſeyn und das Wollen bey dieſer Vergleichung weglaſſe. Denn erſteres koͤmmt bey allen vor, letzteres aber hat ein eigenes Object, naͤmlich das gute, und gehoͤret da- her beſonders in die Agathologie, oder die Lehre vom Guten, ſo wie das Bewußtſeyn, ſo fern es auf das Wahre geht, in dem Organon zum Gegenſtan- de dienet. Beyde aber werden in einer andern Ab- ſicht in der Pſychologie oder Theorie des denkenden Weſens betrachtet. Die Vergleichung des Wah- ren, des Guten und des Moͤglichen, wie auch ihrer Gruͤnde und der dazu erforderlichen Kraͤfte wird ſich im folgenden beſſer vortragen laſſen. §. 53. Auf dieſe Art bleiben noch: die Soliditaͤt, Exi- ſtenz, Dauer, Ausdehnung, Kraft, Beweg- lichkeit, Einheit, (wohin wir auch die Groͤße rech- nen),

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/81
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/81>, abgerufen am 22.12.2024.