Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.I. Hauptstück. Erfordernisse Wissenschaften, alles, was allgemein in dieKürze gezogen werden kann, wirklich in die Kürze gezogen werden, damit man es nicht in jedem besondern Falle aufs neue thun müsse. Auch hievon giebt die Meßkunst Beyspiele, und sie haben allemal da etwas Vorzügliches, wo man zwischen zwoen oder mehrern Größen ein unmittelbares Ver- hältniß herausbringt, wo man Anfangs hätte glau- ben sollen, daß man, um eine aus den übrigen zu finden, noch andere Größen und Verhältnisse zu Hülfe nehmen müsse. Von dieser Art ist unter den ersten Sätzen der Meßkunst derjenige, welcher zeiget, daß man aus zween Winkeln eines geradelinichten Trian- gels den dritten finden könne, ohne von den Seiten nichts zu wissen, imgleichen, daß sich Cylinder mit Kugeln ohne die Verhältnisse des Durchmessers zum Umkreise vergleichen lassen. Die trigonometrischen Tabellen sind noch beträchtlichere Beyspiele von sol- chen Abkürzungen. Jn der Grundlehre läßt sich ohne die Theorie, wie Verhältnißbegriffe mit andern Begriffen oder mit den Dingen verbun- den sind, an diesen Vorzug nicht gedenken. §. 17. Soll ferner die Grundlehre in jeden übrigen Thei- §. 18.
I. Hauptſtuͤck. Erforderniſſe Wiſſenſchaften, alles, was allgemein in dieKuͤrze gezogen werden kann, wirklich in die Kuͤrze gezogen werden, damit man es nicht in jedem beſondern Falle aufs neue thun muͤſſe. Auch hievon giebt die Meßkunſt Beyſpiele, und ſie haben allemal da etwas Vorzuͤgliches, wo man zwiſchen zwoen oder mehrern Groͤßen ein unmittelbares Ver- haͤltniß herausbringt, wo man Anfangs haͤtte glau- ben ſollen, daß man, um eine aus den uͤbrigen zu finden, noch andere Groͤßen und Verhaͤltniſſe zu Huͤlfe nehmen muͤſſe. Von dieſer Art iſt unter den erſten Saͤtzen der Meßkunſt derjenige, welcher zeiget, daß man aus zween Winkeln eines geradelinichten Trian- gels den dritten finden koͤnne, ohne von den Seiten nichts zu wiſſen, imgleichen, daß ſich Cylinder mit Kugeln ohne die Verhaͤltniſſe des Durchmeſſers zum Umkreiſe vergleichen laſſen. Die trigonometriſchen Tabellen ſind noch betraͤchtlichere Beyſpiele von ſol- chen Abkuͤrzungen. Jn der Grundlehre laͤßt ſich ohne die Theorie, wie Verhaͤltnißbegriffe mit andern Begriffen oder mit den Dingen verbun- den ſind, an dieſen Vorzug nicht gedenken. §. 17. Soll ferner die Grundlehre in jeden uͤbrigen Thei- §. 18.
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I. Hauptſtuͤck. Erforderniſſe
Wiſſenſchaften, alles, was allgemein in die
Kuͤrze gezogen werden kann, wirklich in die
Kuͤrze gezogen werden, damit man es nicht in
jedem beſondern Falle aufs neue thun muͤſſe. Auch
hievon giebt die Meßkunſt Beyſpiele, und ſie haben
allemal da etwas Vorzuͤgliches, wo man zwiſchen
zwoen oder mehrern Groͤßen ein unmittelbares Ver-
haͤltniß herausbringt, wo man Anfangs haͤtte glau-
ben ſollen, daß man, um eine aus den uͤbrigen zu
finden, noch andere Groͤßen und Verhaͤltniſſe zu Huͤlfe
nehmen muͤſſe. Von dieſer Art iſt unter den erſten
Saͤtzen der Meßkunſt derjenige, welcher zeiget, daß
man aus zween Winkeln eines geradelinichten Trian-
gels den dritten finden koͤnne, ohne von den Seiten
nichts zu wiſſen, imgleichen, daß ſich Cylinder mit
Kugeln ohne die Verhaͤltniſſe des Durchmeſſers zum
Umkreiſe vergleichen laſſen. Die trigonometriſchen
Tabellen ſind noch betraͤchtlichere Beyſpiele von ſol-
chen Abkuͤrzungen. Jn der Grundlehre laͤßt ſich
ohne die Theorie, wie Verhaͤltnißbegriffe mit
andern Begriffen oder mit den Dingen verbun-
den ſind, an dieſen Vorzug nicht gedenken.
§. 17.
Soll ferner die Grundlehre in jeden uͤbrigen Thei-
len unſerer Erkenntniß und in jeden vorkommenden
Faͤllen in der That anwendbar ſeyn, ſo muß ſie auf
alle Arten zuſammengehoͤrende Stuͤcke zuſam-
men nehmen, damit man in jeden einzeln Faͤllen,
wo man einige findet, vermoͤge der Saͤtze die-
ſer Wiſſenſchaft ſo gleich auf die mit dazu ge-
hoͤrenden den Schluß machen, und folglich
beſtimmen koͤnne, was noch ferner zu ſuchen
iſt, und wie man es finden koͤnne.
§. 18.
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