Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.Zusatz zum zwölften Hauptstücke. und des Gehörs, als bey denen von andern Sinnen.Seinem ursprünglichen Gebrauche nach scheint es auf die Gegenstände des Auges zu gehen. Es wurde aber nachgehends auf die Music, als ein Object des Gehörs, und sodann auch auf die Gegenstände der Einbildungskraft, auf Vorstellungen, und endlich auch auf Objecte des Verstandes ausgedehnet. III. Es giebt ferner Fälle, wo man statt des Wortes IV. Mit der Etymologie reichet man hier nicht weit. V. Jn der Sprache findet sich auch besonders nur als Lamb. Archit. I. B. A a
Zuſatz zum zwoͤlften Hauptſtuͤcke. und des Gehoͤrs, als bey denen von andern Sinnen.Seinem urſpruͤnglichen Gebrauche nach ſcheint es auf die Gegenſtaͤnde des Auges zu gehen. Es wurde aber nachgehends auf die Muſic, als ein Object des Gehoͤrs, und ſodann auch auf die Gegenſtaͤnde der Einbildungskraft, auf Vorſtellungen, und endlich auch auf Objecte des Verſtandes ausgedehnet. III. Es giebt ferner Faͤlle, wo man ſtatt des Wortes IV. Mit der Etymologie reichet man hier nicht weit. V. Jn der Sprache findet ſich auch beſonders nur als Lamb. Archit. I. B. A a
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0405" n="369"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zuſatz zum zwoͤlften Hauptſtuͤcke.</hi></fw><lb/> und des Gehoͤrs, als bey denen von andern Sinnen.<lb/> Seinem urſpruͤnglichen Gebrauche nach ſcheint es auf<lb/> die Gegenſtaͤnde des Auges zu gehen. Es wurde<lb/> aber nachgehends auf die Muſic, als ein Object des<lb/> Gehoͤrs, und ſodann auch auf die Gegenſtaͤnde der<lb/> Einbildungskraft, auf Vorſtellungen, und endlich<lb/> auch auf Objecte des Verſtandes ausgedehnet.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">III.</hi> </head><lb/> <p>Es giebt ferner Faͤlle, wo man ſtatt des Wortes<lb/><hi rendition="#fr">ſchoͤn</hi> die Woͤrter <hi rendition="#fr">angenehm, lieblich, reizend,<lb/> entzuͤckend</hi> ꝛc. gebraucht, ohne daß dieſe Woͤrter im-<lb/> mer als <hi rendition="#aq">Synonyma,</hi> oder als modificirte Ausdruͤcke<lb/> des <hi rendition="#fr">ſchoͤnen</hi> angeſehen werden koͤnnen, es ſey, daß<lb/> der Sprachgebrauch es hindert, oder daß in der Sa-<lb/> che ſelbſt ein Unterſchied iſt. So viel iſt klar, daß<lb/> die Woͤrter <hi rendition="#fr">angenehm, lieblich, reizend, entzuͤ-<lb/> ckend</hi> ꝛc. ſich mehr auf die Empfindung, als auf die<lb/> Sache beziehen, da hingegen das Wort <hi rendition="#fr">ſchoͤn</hi> auf<lb/> die Sache ſelbſt geht, wiewohl es immer auch eine<lb/> Beziehung auf ein denkendes Weſen hat, welches<lb/> das, was ſchoͤn iſt, als ſchoͤn denket. Das <hi rendition="#fr">Schoͤne</hi><lb/> kann <hi rendition="#fr">empfunden</hi> werden, es will aber meiſtens auch<lb/> als ſchoͤn <hi rendition="#fr">gedacht</hi> ſeyn, und in ſo fern koͤmmt etwas<lb/><hi rendition="#fr">theoretiſches,</hi> eine Art von <hi rendition="#fr">Betrachtung</hi> mit da-<lb/> bey vor.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">IV.</hi> </head><lb/> <p>Mit der Etymologie reichet man hier nicht weit.<lb/> Das Wort <hi rendition="#fr">ſchoͤn</hi> wird vom <hi rendition="#fr">ſchonen</hi> hergeleitet,<lb/> und es ſoll deswegen daher kommen, weil das, was<lb/><hi rendition="#fr">ſchoͤn</hi> iſt, Schonung fordert, und ſo bleiben ſoll, wie<lb/> es iſt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">V.</hi> </head><lb/> <p>Jn der Sprache findet ſich auch beſonders nur<lb/> das Wort <hi rendition="#fr">Gefallen,</hi> welches bey dem <hi rendition="#fr">Schoͤnen,</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Lamb. Archit.</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">B.</hi> A a</fw><fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [369/0405]
Zuſatz zum zwoͤlften Hauptſtuͤcke.
und des Gehoͤrs, als bey denen von andern Sinnen.
Seinem urſpruͤnglichen Gebrauche nach ſcheint es auf
die Gegenſtaͤnde des Auges zu gehen. Es wurde
aber nachgehends auf die Muſic, als ein Object des
Gehoͤrs, und ſodann auch auf die Gegenſtaͤnde der
Einbildungskraft, auf Vorſtellungen, und endlich
auch auf Objecte des Verſtandes ausgedehnet.
III.
Es giebt ferner Faͤlle, wo man ſtatt des Wortes
ſchoͤn die Woͤrter angenehm, lieblich, reizend,
entzuͤckend ꝛc. gebraucht, ohne daß dieſe Woͤrter im-
mer als Synonyma, oder als modificirte Ausdruͤcke
des ſchoͤnen angeſehen werden koͤnnen, es ſey, daß
der Sprachgebrauch es hindert, oder daß in der Sa-
che ſelbſt ein Unterſchied iſt. So viel iſt klar, daß
die Woͤrter angenehm, lieblich, reizend, entzuͤ-
ckend ꝛc. ſich mehr auf die Empfindung, als auf die
Sache beziehen, da hingegen das Wort ſchoͤn auf
die Sache ſelbſt geht, wiewohl es immer auch eine
Beziehung auf ein denkendes Weſen hat, welches
das, was ſchoͤn iſt, als ſchoͤn denket. Das Schoͤne
kann empfunden werden, es will aber meiſtens auch
als ſchoͤn gedacht ſeyn, und in ſo fern koͤmmt etwas
theoretiſches, eine Art von Betrachtung mit da-
bey vor.
IV.
Mit der Etymologie reichet man hier nicht weit.
Das Wort ſchoͤn wird vom ſchonen hergeleitet,
und es ſoll deswegen daher kommen, weil das, was
ſchoͤn iſt, Schonung fordert, und ſo bleiben ſoll, wie
es iſt.
V.
Jn der Sprache findet ſich auch beſonders nur
das Wort Gefallen, welches bey dem Schoͤnen,
als
Lamb. Archit. I. B. A a
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |