zeiget, daß sich die Abweichungen von jeder Regel umgekehrt wie die Erheblichkeit derselben verhalte, und folglich jene desto kleiner sey, je größer diese ist.
§. 367.
Man hat sich einige Mühe gegeben, von dem Be- griffe der Vollkommenheit eine Definition zu finden. Diejenige, die sich am leichtesten und natürlichsten darbeut, ist, daß dasjenige vollkommen sey, das alles hat, was es haben soll. Nun kommen bey jeder Vollkommenheit immer Requisita oder Erfordernisse vor, welchen die Sache durchaus Genügen leisten soll. Jndessen unterscheidet diese Erklärung das Vollkom- mene nicht genug von dem Vollständigen, weil sie nur auf die Abzählung der Theile oder erforderlichen Stücke zu gehen scheint, ohne darauf zu sehen, ob nicht allenfalls auch eine geringere Anzahl derselben zureichend wäre? Dieses scheint aber der Begriff der Vollkommenheit eigentlich zu erfordern, und wir ha- ben vorhin gesehen, daß sich bey jeder Art der Voll- kommenheit ein oder mehrere Maxima oder Minima gedenken lassen. Dafern man aber dieses auch mit unter die Erfordernisse der Sache rechnet, so mag die erst angeführte Erklärung angehen. Wolf hingegen nennet die Vollkommenheit eine Zusammenstimmung des Mannichfaltigen. Diese Erklärung scheint sich, in Absicht auf das Mannichfaltige, mehr auf die erste von den oben betrachteten Arten der Vollkom- menheit (§. 353.), nämlich auf die Verflechtung des Aehnlichen und Verschiedenen, zu beziehen, und das Maximum, welches dabey vorkommen soll, ist in die- ser Erklärung ebenfalls nicht enthalten. Hingegen bezieht sie sich, in Absicht auf das Zusammenstim- men, mehr auf die oben (§. 355.) betrachtete zweyte
Art
Z 5
Das Volle und das Durchgaͤngige.
zeiget, daß ſich die Abweichungen von jeder Regel umgekehrt wie die Erheblichkeit derſelben verhalte, und folglich jene deſto kleiner ſey, je groͤßer dieſe iſt.
§. 367.
Man hat ſich einige Muͤhe gegeben, von dem Be- griffe der Vollkommenheit eine Definition zu finden. Diejenige, die ſich am leichteſten und natuͤrlichſten darbeut, iſt, daß dasjenige vollkommen ſey, das alles hat, was es haben ſoll. Nun kommen bey jeder Vollkommenheit immer Requiſita oder Erforderniſſe vor, welchen die Sache durchaus Genuͤgen leiſten ſoll. Jndeſſen unterſcheidet dieſe Erklaͤrung das Vollkom- mene nicht genug von dem Vollſtaͤndigen, weil ſie nur auf die Abzaͤhlung der Theile oder erforderlichen Stuͤcke zu gehen ſcheint, ohne darauf zu ſehen, ob nicht allenfalls auch eine geringere Anzahl derſelben zureichend waͤre? Dieſes ſcheint aber der Begriff der Vollkommenheit eigentlich zu erfordern, und wir ha- ben vorhin geſehen, daß ſich bey jeder Art der Voll- kommenheit ein oder mehrere Maxima oder Minima gedenken laſſen. Dafern man aber dieſes auch mit unter die Erforderniſſe der Sache rechnet, ſo mag die erſt angefuͤhrte Erklaͤrung angehen. Wolf hingegen nennet die Vollkommenheit eine Zuſammenſtimmung des Mannichfaltigen. Dieſe Erklaͤrung ſcheint ſich, in Abſicht auf das Mannichfaltige, mehr auf die erſte von den oben betrachteten Arten der Vollkom- menheit (§. 353.), naͤmlich auf die Verflechtung des Aehnlichen und Verſchiedenen, zu beziehen, und das Maximum, welches dabey vorkommen ſoll, iſt in die- ſer Erklaͤrung ebenfalls nicht enthalten. Hingegen bezieht ſie ſich, in Abſicht auf das Zuſammenſtim- men, mehr auf die oben (§. 355.) betrachtete zweyte
Art
Z 5
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Das Volle und das Durchgaͤngige.
zeiget, daß ſich die Abweichungen von jeder Regel
umgekehrt wie die Erheblichkeit derſelben verhalte,
und folglich jene deſto kleiner ſey, je groͤßer dieſe iſt.
§. 367.
Man hat ſich einige Muͤhe gegeben, von dem Be-
griffe der Vollkommenheit eine Definition zu finden.
Diejenige, die ſich am leichteſten und natuͤrlichſten
darbeut, iſt, daß dasjenige vollkommen ſey, das alles
hat, was es haben ſoll. Nun kommen bey jeder
Vollkommenheit immer Requiſita oder Erforderniſſe
vor, welchen die Sache durchaus Genuͤgen leiſten ſoll.
Jndeſſen unterſcheidet dieſe Erklaͤrung das Vollkom-
mene nicht genug von dem Vollſtaͤndigen, weil ſie
nur auf die Abzaͤhlung der Theile oder erforderlichen
Stuͤcke zu gehen ſcheint, ohne darauf zu ſehen, ob
nicht allenfalls auch eine geringere Anzahl derſelben
zureichend waͤre? Dieſes ſcheint aber der Begriff der
Vollkommenheit eigentlich zu erfordern, und wir ha-
ben vorhin geſehen, daß ſich bey jeder Art der Voll-
kommenheit ein oder mehrere Maxima oder Minima
gedenken laſſen. Dafern man aber dieſes auch mit
unter die Erforderniſſe der Sache rechnet, ſo mag die
erſt angefuͤhrte Erklaͤrung angehen. Wolf hingegen
nennet die Vollkommenheit eine Zuſammenſtimmung
des Mannichfaltigen. Dieſe Erklaͤrung ſcheint ſich,
in Abſicht auf das Mannichfaltige, mehr auf die
erſte von den oben betrachteten Arten der Vollkom-
menheit (§. 353.), naͤmlich auf die Verflechtung des
Aehnlichen und Verſchiedenen, zu beziehen, und das
Maximum, welches dabey vorkommen ſoll, iſt in die-
ſer Erklaͤrung ebenfalls nicht enthalten. Hingegen
bezieht ſie ſich, in Abſicht auf das Zuſammenſtim-
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/397>, abgerufen am 21.11.2024.
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