nur darinn besteht, daß ein Mensch das rede, was er wirklich für wahr hält, es mag nun an sich be- trachtet wahr seyn oder nicht. Dieser moralischen Wahrheit wird die Falschheit und die Lügen entgegen- gesetzet, wenn nämlich jemand anders redet, als er denkt. Beydes bezieht sich schlechthin auf den Wil- len, dahingegen die logische Wahrheit sich auf den Verstand, die metaphysische aber sich auf die Dinge selbst bezieht.
Eilftes Hauptstück. Das Vor seyn und das Nach seyn.
§. 307.
Nach den bisher betrachteten allgemeinern Begrif- fen des Bindewörtchens seyn, welche sämmt- lich das nicht, und das zugleich zum Grunde ha- ben, werden wir nun einige specialere Arten vorneh- men, und zu diesem Ende bey den Verhältnißbegrif- fen anfangen, welche in der Sprache durch Präpo- sitionen oder Vorwörter ausgedrückt werden. Wir haben sie oben (§. 46. N°. V.) unter die einfachen Ver- hältnißbegriffe gerechnet, und wenn wir von den Ano- malien der wirklichen Sprachen (Semiot. §. 209-218.) abstrahiren, so bleiben unter den Vorwörtern eigent- lich nur diejenigen, welche ihrer ursprünglichen Be- deutung nach einfache Verhältnisse des Ortes vor- stellen, dergleichen z. E. die Wörter: vor, nach, gegen, um, von, zu, bis, in, aus, neben, bey, auf, unter, an, durch, über, ob, zwischen, wider etc. sind, (§. 215. Semiot.). Unter diesen
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XI. Hauptſtuͤck.
nur darinn beſteht, daß ein Menſch das rede, was er wirklich fuͤr wahr haͤlt, es mag nun an ſich be- trachtet wahr ſeyn oder nicht. Dieſer moraliſchen Wahrheit wird die Falſchheit und die Luͤgen entgegen- geſetzet, wenn naͤmlich jemand anders redet, als er denkt. Beydes bezieht ſich ſchlechthin auf den Wil- len, dahingegen die logiſche Wahrheit ſich auf den Verſtand, die metaphyſiſche aber ſich auf die Dinge ſelbſt bezieht.
Eilftes Hauptſtuͤck. Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn.
§. 307.
Nach den bisher betrachteten allgemeinern Begrif- fen des Bindewoͤrtchens ſeyn, welche ſaͤmmt- lich das nicht, und das zugleich zum Grunde ha- ben, werden wir nun einige ſpecialere Arten vorneh- men, und zu dieſem Ende bey den Verhaͤltnißbegrif- fen anfangen, welche in der Sprache durch Praͤpo- ſitionen oder Vorwoͤrter ausgedruͤckt werden. Wir haben ſie oben (§. 46. N°. V.) unter die einfachen Ver- haͤltnißbegriffe gerechnet, und wenn wir von den Ano- malien der wirklichen Sprachen (Semiot. §. 209-218.) abſtrahiren, ſo bleiben unter den Vorwoͤrtern eigent- lich nur diejenigen, welche ihrer urſpruͤnglichen Be- deutung nach einfache Verhaͤltniſſe des Ortes vor- ſtellen, dergleichen z. E. die Woͤrter: vor, nach, gegen, um, von, zu, bis, in, aus, neben, bey, auf, unter, an, durch, uͤber, ob, zwiſchen, wider ꝛc. ſind, (§. 215. Semiot.). Unter dieſen
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XI. Hauptſtuͤck.
nur darinn beſteht, daß ein Menſch das rede, was
er wirklich fuͤr wahr haͤlt, es mag nun an ſich be-
trachtet wahr ſeyn oder nicht. Dieſer moraliſchen
Wahrheit wird die Falſchheit und die Luͤgen entgegen-
geſetzet, wenn naͤmlich jemand anders redet, als er
denkt. Beydes bezieht ſich ſchlechthin auf den Wil-
len, dahingegen die logiſche Wahrheit ſich auf den
Verſtand, die metaphyſiſche aber ſich auf die Dinge
ſelbſt bezieht.
Eilftes Hauptſtuͤck.
Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn.
§. 307.
Nach den bisher betrachteten allgemeinern Begrif-
fen des Bindewoͤrtchens ſeyn, welche ſaͤmmt-
lich das nicht, und das zugleich zum Grunde ha-
ben, werden wir nun einige ſpecialere Arten vorneh-
men, und zu dieſem Ende bey den Verhaͤltnißbegrif-
fen anfangen, welche in der Sprache durch Praͤpo-
ſitionen oder Vorwoͤrter ausgedruͤckt werden. Wir
haben ſie oben (§. 46. N°. V.) unter die einfachen Ver-
haͤltnißbegriffe gerechnet, und wenn wir von den Ano-
malien der wirklichen Sprachen (Semiot. §. 209-218.)
abſtrahiren, ſo bleiben unter den Vorwoͤrtern eigent-
lich nur diejenigen, welche ihrer urſpruͤnglichen Be-
deutung nach einfache Verhaͤltniſſe des Ortes vor-
ſtellen, dergleichen z. E. die Woͤrter: vor, nach,
gegen, um, von, zu, bis, in, aus, neben, bey,
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wider ꝛc. ſind, (§. 215. Semiot.). Unter dieſen
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/334>, abgerufen am 23.02.2025.
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