Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.XI. Hauptstück. nur darinn besteht, daß ein Mensch das rede, waser wirklich für wahr hält, es mag nun an sich be- trachtet wahr seyn oder nicht. Dieser moralischen Wahrheit wird die Falschheit und die Lügen entgegen- gesetzet, wenn nämlich jemand anders redet, als er denkt. Beydes bezieht sich schlechthin auf den Wil- len, dahingegen die logische Wahrheit sich auf den Verstand, die metaphysische aber sich auf die Dinge selbst bezieht. Eilftes Hauptstück. Das Vor seyn und das Nach seyn. §. 307. Nach den bisher betrachteten allgemeinern Begrif- drücken
XI. Hauptſtuͤck. nur darinn beſteht, daß ein Menſch das rede, waser wirklich fuͤr wahr haͤlt, es mag nun an ſich be- trachtet wahr ſeyn oder nicht. Dieſer moraliſchen Wahrheit wird die Falſchheit und die Luͤgen entgegen- geſetzet, wenn naͤmlich jemand anders redet, als er denkt. Beydes bezieht ſich ſchlechthin auf den Wil- len, dahingegen die logiſche Wahrheit ſich auf den Verſtand, die metaphyſiſche aber ſich auf die Dinge ſelbſt bezieht. Eilftes Hauptſtuͤck. Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn. §. 307. Nach den bisher betrachteten allgemeinern Begrif- druͤcken
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0334" n="298"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XI.</hi> Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/> nur darinn beſteht, daß ein Menſch das rede, was<lb/> er wirklich fuͤr wahr haͤlt, es mag nun an ſich be-<lb/> trachtet wahr ſeyn oder nicht. Dieſer moraliſchen<lb/> Wahrheit wird die Falſchheit und die Luͤgen entgegen-<lb/> geſetzet, wenn naͤmlich jemand anders redet, als er<lb/> denkt. Beydes bezieht ſich ſchlechthin auf den Wil-<lb/> len, dahingegen die logiſche Wahrheit ſich auf den<lb/> Verſtand, die metaphyſiſche aber ſich auf die Dinge<lb/> ſelbſt bezieht.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eilftes Hauptſtuͤck.<lb/> Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head>§. 307.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">N</hi>ach den bisher betrachteten allgemeinern Begrif-<lb/> fen des Bindewoͤrtchens <hi rendition="#fr">ſeyn,</hi> welche ſaͤmmt-<lb/> lich das <hi rendition="#fr">nicht,</hi> und das <hi rendition="#fr">zugleich</hi> zum Grunde ha-<lb/> ben, werden wir nun einige ſpecialere Arten vorneh-<lb/> men, und zu dieſem Ende bey den Verhaͤltnißbegrif-<lb/> fen anfangen, welche in der Sprache durch Praͤpo-<lb/> ſitionen oder Vorwoͤrter ausgedruͤckt werden. Wir<lb/> haben ſie oben (§. 46. <hi rendition="#aq">N°. V.</hi>) unter die einfachen Ver-<lb/> haͤltnißbegriffe gerechnet, und wenn wir von den Ano-<lb/> malien der wirklichen Sprachen (Semiot. §. 209-218.)<lb/> abſtrahiren, ſo bleiben unter den Vorwoͤrtern eigent-<lb/> lich nur diejenigen, welche ihrer urſpruͤnglichen Be-<lb/> deutung nach <hi rendition="#fr">einfache Verhaͤltniſſe des Ortes</hi> vor-<lb/> ſtellen, dergleichen z. E. die Woͤrter: <hi rendition="#fr">vor, nach,<lb/> gegen, um, von, zu, bis, in, aus, neben, bey,<lb/> auf, unter, an, durch, uͤber, ob, zwiſchen,<lb/> wider</hi> ꝛc. ſind, (§. 215. Semiot.). Unter dieſen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">druͤcken</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0334]
XI. Hauptſtuͤck.
nur darinn beſteht, daß ein Menſch das rede, was
er wirklich fuͤr wahr haͤlt, es mag nun an ſich be-
trachtet wahr ſeyn oder nicht. Dieſer moraliſchen
Wahrheit wird die Falſchheit und die Luͤgen entgegen-
geſetzet, wenn naͤmlich jemand anders redet, als er
denkt. Beydes bezieht ſich ſchlechthin auf den Wil-
len, dahingegen die logiſche Wahrheit ſich auf den
Verſtand, die metaphyſiſche aber ſich auf die Dinge
ſelbſt bezieht.
Eilftes Hauptſtuͤck.
Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn.
§. 307.
Nach den bisher betrachteten allgemeinern Begrif-
fen des Bindewoͤrtchens ſeyn, welche ſaͤmmt-
lich das nicht, und das zugleich zum Grunde ha-
ben, werden wir nun einige ſpecialere Arten vorneh-
men, und zu dieſem Ende bey den Verhaͤltnißbegrif-
fen anfangen, welche in der Sprache durch Praͤpo-
ſitionen oder Vorwoͤrter ausgedruͤckt werden. Wir
haben ſie oben (§. 46. N°. V.) unter die einfachen Ver-
haͤltnißbegriffe gerechnet, und wenn wir von den Ano-
malien der wirklichen Sprachen (Semiot. §. 209-218.)
abſtrahiren, ſo bleiben unter den Vorwoͤrtern eigent-
lich nur diejenigen, welche ihrer urſpruͤnglichen Be-
deutung nach einfache Verhaͤltniſſe des Ortes vor-
ſtellen, dergleichen z. E. die Woͤrter: vor, nach,
gegen, um, von, zu, bis, in, aus, neben, bey,
auf, unter, an, durch, uͤber, ob, zwiſchen,
wider ꝛc. ſind, (§. 215. Semiot.). Unter dieſen
druͤcken
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |