Jn diesen beyden Sätzen ist von einerley Widersprü- chen, die nämlich in der Sache selbst, und daher schlechthin nur symbolisch sind, die Rede. Sind dem- nach die in beyden Sätzen erwähnten Kräfte von glei- chem Umfange, so sind die Subjecte ebenfalls von gleichem Umfange. Nun ist der Begriff der Kraft überhaupt einfach, und aus diesem Grunde kann das, was durch Kräfte möglich ist, nicht auf viele Be- dingungen gesetzet seyn. Wir haben daher im obigen (§. 243.) die Kräfte schlechthin auf alles Nicht wider- sprechende ausgedehnt. Und auf diese Art wird das Reich der logischen und das Reich der metaphysischen Wahrheit, beydes an sich betrachtet, von gleichem Umfange.
§. 304.
Jn der Metaphysic hat man die metaphysische Wahrheit durch die Ordnung, die in den Dingen und ihren Theilen ist, definirt. Man sah nämlich, daß das logisch Wahre von dem Jrrigen und Falschen, das metaphysisch Wahre aber von dem Traume müsse unterschieden werden. Diesen letztern Unterschied fand man nun fürnehmlich darinn, daß das Geträumte weder unter sich noch mit dem, was wir wachend erfahren, denjenigen Zusammen- hang habe, den es haben würde, wenn es ein Stück der wirklichen Welt wäre. Die Ordnung, wie die Dinge im Traume auf einander erfolgen, ist mehren- theils unterbrochen, und weder der Anfang noch das Ende des Traumes läßt sich mit den Vorfällen zu- sammenhängen, auf welche sich der Traum bezieht. Man sehe umständlicher hierüber Phänomenol. §. 37. Da hingegen in der wirklichen Welt, so wie wir sie wachend finden, solche Lücken, Sprünge und Unter- brechungen nicht vorkommen, sondern alles darinn
ordent-
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und das Nicht wahr ſeyn.
Jn dieſen beyden Saͤtzen iſt von einerley Widerſpruͤ- chen, die naͤmlich in der Sache ſelbſt, und daher ſchlechthin nur ſymboliſch ſind, die Rede. Sind dem- nach die in beyden Saͤtzen erwaͤhnten Kraͤfte von glei- chem Umfange, ſo ſind die Subjecte ebenfalls von gleichem Umfange. Nun iſt der Begriff der Kraft uͤberhaupt einfach, und aus dieſem Grunde kann das, was durch Kraͤfte moͤglich iſt, nicht auf viele Be- dingungen geſetzet ſeyn. Wir haben daher im obigen (§. 243.) die Kraͤfte ſchlechthin auf alles Nicht wider- ſprechende ausgedehnt. Und auf dieſe Art wird das Reich der logiſchen und das Reich der metaphyſiſchen Wahrheit, beydes an ſich betrachtet, von gleichem Umfange.
§. 304.
Jn der Metaphyſic hat man die metaphyſiſche Wahrheit durch die Ordnung, die in den Dingen und ihren Theilen iſt, definirt. Man ſah naͤmlich, daß das logiſch Wahre von dem Jrrigen und Falſchen, das metaphyſiſch Wahre aber von dem Traume muͤſſe unterſchieden werden. Dieſen letztern Unterſchied fand man nun fuͤrnehmlich darinn, daß das Getraͤumte weder unter ſich noch mit dem, was wir wachend erfahren, denjenigen Zuſammen- hang habe, den es haben wuͤrde, wenn es ein Stuͤck der wirklichen Welt waͤre. Die Ordnung, wie die Dinge im Traume auf einander erfolgen, iſt mehren- theils unterbrochen, und weder der Anfang noch das Ende des Traumes laͤßt ſich mit den Vorfaͤllen zu- ſammenhaͤngen, auf welche ſich der Traum bezieht. Man ſehe umſtaͤndlicher hieruͤber Phaͤnomenol. §. 37. Da hingegen in der wirklichen Welt, ſo wie wir ſie wachend finden, ſolche Luͤcken, Spruͤnge und Unter- brechungen nicht vorkommen, ſondern alles darinn
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und das Nicht wahr ſeyn.
Jn dieſen beyden Saͤtzen iſt von einerley Widerſpruͤ-
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ſchlechthin nur ſymboliſch ſind, die Rede. Sind dem-
nach die in beyden Saͤtzen erwaͤhnten Kraͤfte von glei-
chem Umfange, ſo ſind die Subjecte ebenfalls von
gleichem Umfange. Nun iſt der Begriff der Kraft
uͤberhaupt einfach, und aus dieſem Grunde kann das,
was durch Kraͤfte moͤglich iſt, nicht auf viele Be-
dingungen geſetzet ſeyn. Wir haben daher im obigen
(§. 243.) die Kraͤfte ſchlechthin auf alles Nicht wider-
ſprechende ausgedehnt. Und auf dieſe Art wird das
Reich der logiſchen und das Reich der metaphyſiſchen
Wahrheit, beydes an ſich betrachtet, von gleichem
Umfange.
§. 304.
Jn der Metaphyſic hat man die metaphyſiſche
Wahrheit durch die Ordnung, die in den Dingen
und ihren Theilen iſt, definirt. Man ſah naͤmlich,
daß das logiſch Wahre von dem Jrrigen und
Falſchen, das metaphyſiſch Wahre aber von
dem Traume muͤſſe unterſchieden werden. Dieſen
letztern Unterſchied fand man nun fuͤrnehmlich darinn,
daß das Getraͤumte weder unter ſich noch mit dem,
was wir wachend erfahren, denjenigen Zuſammen-
hang habe, den es haben wuͤrde, wenn es ein Stuͤck
der wirklichen Welt waͤre. Die Ordnung, wie die
Dinge im Traume auf einander erfolgen, iſt mehren-
theils unterbrochen, und weder der Anfang noch das
Ende des Traumes laͤßt ſich mit den Vorfaͤllen zu-
ſammenhaͤngen, auf welche ſich der Traum bezieht.
Man ſehe umſtaͤndlicher hieruͤber Phaͤnomenol. §. 37.
Da hingegen in der wirklichen Welt, ſo wie wir ſie
wachend finden, ſolche Luͤcken, Spruͤnge und Unter-
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/331>, abgerufen am 21.12.2024.
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