nothwendige, ewige, unveränderliche Wahr- heiten gebe, die Folge nach sich, daß ein noth- wendiges, ewiges, unveränderlichesSuppositum intelligensseyn müsse, und daß der Gegenstand dieser Wahrheiten, das will sagen, das Solide und die Kräfte, eine nothwendige Möglichkeit zu existiren haben.
§. 300.
Da demnach selbst in der Gedenkbarkeit, sowohl in Ansehung des denkenden Wesens, als in Ansehung der gedenkbaren Dinge, metaphysische Wahrheit seyn muß, so eignen wir auch den für sich und durchaus gedenkbaren Begriffen, auf eine transcendente Art, metaphysische Wahrheit zu, weil sie schlechthin in einem denkenden Wesen und mit demselben müßten existiren können. Hingegen muß dieses bey Begrif- fen, die wir anfangs auf eine bloß symbolische Art durch Combination der Wörter oder anderer Zeichen herausbringen, erwiesen werden, weil die symbolischen Möglichkeiten weiter reichen, als die complete Ge- denkbarkeit. Auf diese Art habe ich z. E. in der Dia- noiologie (§. 123.), und so auch oben (§. 235.), erwie- sen, daß die Begriffe der vier Arten einfacher Sätze wahre Begriffe sind, das ist, daß sie irgend vor- kommen, und wahre Dinge vorstellen, oder daß wahre Dinge die Veranlassung geben, daß man diese vier Arten von Sätzen bey denselben anwenden kann.
§. 301.
Ungeachtet ferner die so genannten allgemeinen Dinge,Entia vniuersalia, (§. 178. N°. 6.) so abstract, wie wir sie gedenken, nicht existiren und auch nicht existiren können (§. 265.), so können wir denselben
den-
X. Hauptſtuͤck. Das Wahr ſeyn
nothwendige, ewige, unveraͤnderliche Wahr- heiten gebe, die Folge nach ſich, daß ein noth- wendiges, ewiges, unveraͤnderlichesSuppoſitum intelligensſeyn muͤſſe, und daß der Gegenſtand dieſer Wahrheiten, das will ſagen, das Solide und die Kraͤfte, eine nothwendige Moͤglichkeit zu exiſtiren haben.
§. 300.
Da demnach ſelbſt in der Gedenkbarkeit, ſowohl in Anſehung des denkenden Weſens, als in Anſehung der gedenkbaren Dinge, metaphyſiſche Wahrheit ſeyn muß, ſo eignen wir auch den fuͤr ſich und durchaus gedenkbaren Begriffen, auf eine tranſcendente Art, metaphyſiſche Wahrheit zu, weil ſie ſchlechthin in einem denkenden Weſen und mit demſelben muͤßten exiſtiren koͤnnen. Hingegen muß dieſes bey Begrif- fen, die wir anfangs auf eine bloß ſymboliſche Art durch Combination der Woͤrter oder anderer Zeichen herausbringen, erwieſen werden, weil die ſymboliſchen Moͤglichkeiten weiter reichen, als die complete Ge- denkbarkeit. Auf dieſe Art habe ich z. E. in der Dia- noiologie (§. 123.), und ſo auch oben (§. 235.), erwie- ſen, daß die Begriffe der vier Arten einfacher Saͤtze wahre Begriffe ſind, das iſt, daß ſie irgend vor- kommen, und wahre Dinge vorſtellen, oder daß wahre Dinge die Veranlaſſung geben, daß man dieſe vier Arten von Saͤtzen bey denſelben anwenden kann.
§. 301.
Ungeachtet ferner die ſo genannten allgemeinen Dinge,Entia vniuerſalia, (§. 178. N°. 6.) ſo abſtract, wie wir ſie gedenken, nicht exiſtiren und auch nicht exiſtiren koͤnnen (§. 265.), ſo koͤnnen wir denſelben
den-
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X. Hauptſtuͤck. Das Wahr ſeyn
nothwendige, ewige, unveraͤnderliche Wahr-
heiten gebe, die Folge nach ſich, daß ein noth-
wendiges, ewiges, unveraͤnderliches Suppoſitum
intelligens ſeyn muͤſſe, und daß der Gegenſtand
dieſer Wahrheiten, das will ſagen, das Solide
und die Kraͤfte, eine nothwendige Moͤglichkeit
zu exiſtiren haben.
§. 300.
Da demnach ſelbſt in der Gedenkbarkeit, ſowohl
in Anſehung des denkenden Weſens, als in Anſehung
der gedenkbaren Dinge, metaphyſiſche Wahrheit ſeyn
muß, ſo eignen wir auch den fuͤr ſich und durchaus
gedenkbaren Begriffen, auf eine tranſcendente Art,
metaphyſiſche Wahrheit zu, weil ſie ſchlechthin in
einem denkenden Weſen und mit demſelben muͤßten
exiſtiren koͤnnen. Hingegen muß dieſes bey Begrif-
fen, die wir anfangs auf eine bloß ſymboliſche Art
durch Combination der Woͤrter oder anderer Zeichen
herausbringen, erwieſen werden, weil die ſymboliſchen
Moͤglichkeiten weiter reichen, als die complete Ge-
denkbarkeit. Auf dieſe Art habe ich z. E. in der Dia-
noiologie (§. 123.), und ſo auch oben (§. 235.), erwie-
ſen, daß die Begriffe der vier Arten einfacher Saͤtze
wahre Begriffe ſind, das iſt, daß ſie irgend vor-
kommen, und wahre Dinge vorſtellen, oder daß
wahre Dinge die Veranlaſſung geben, daß man dieſe
vier Arten von Saͤtzen bey denſelben anwenden kann.
§. 301.
Ungeachtet ferner die ſo genannten allgemeinen
Dinge, Entia vniuerſalia, (§. 178. N°. 6.) ſo abſtract,
wie wir ſie gedenken, nicht exiſtiren und auch nicht
exiſtiren koͤnnen (§. 265.), ſo koͤnnen wir denſelben
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/326>, abgerufen am 23.02.2025.
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