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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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und das Nicht wahr seyn.
wahren Satzes beyzufügen, sondern thun es nur als-
dann, wenn wir bey dem Satze eigentlich auf die
Wahrheit desselben sehen, es sey um sie von dem
bloßen Scheine, oder von der bloßen Möglichkeit zu
unterscheiden, oder um damit anzuzeigen, daß wir
die Probe gemacht haben etc. Jm Deutschen wird
überdieß das Wort wahr nicht als ein Zuwort ge-
braucht, wie das lateinische vere, sondern wir gebrau-
chen dafür das wahrhaftig, in Wahrheit, wirk-
lich, in der That,
etc. wovon sich aber beyde erstere
mehr auf die Aufrichtigkeit des Redenden, als
auf die Wahrheit des Geredeten beziehen, und
daher in Form von Betheurungen und Versicherun-
gen gebraucht werden. Die beyden letztern aber be-
ziehen sich, im eigentlichsten Verstande auf die Exi-
stenz, sie werden aber metaphorisch überhaupt bey
dem wahren gebraucht.

§. 291.

Dem logischen Wahren wird das Falsche ent-
gegen gesetzet, wodurch wir das Nicht -- wahre
verstehen, und beydes bezieht sich schlechthin auf Sä-
tze und Urtheile. Denn bey Begriffen kömmt die
Möglichkeit und Richtigkeit, bey Fragen die Zu-
läßigkeit,
und bey Schlüssen, die Nothwendig-
keit der Folge
in Betrachtung, (Dianoiol. §. 35. 425.
248.). Ein Satz ist überhaupt falsch (nicht -- wahr,
irrig,) wenn das Prädicat dem Subjecte nicht auf
die Art zukömmt, wie es der Satz ausdrücket. Und
kann das Prädicat dem Subjecte an sich oder unter
keiner Bedingung so zukommen: so ist die Aussage
des Satzes schlechthin nicht gedenkbar. Jn diesem
Falle ist der Satz nicht nur falsch, sondern vollends
ungereimt. Das ungereimte nämlich läuft einem

Grund-
S 5

und das Nicht wahr ſeyn.
wahren Satzes beyzufuͤgen, ſondern thun es nur als-
dann, wenn wir bey dem Satze eigentlich auf die
Wahrheit deſſelben ſehen, es ſey um ſie von dem
bloßen Scheine, oder von der bloßen Moͤglichkeit zu
unterſcheiden, oder um damit anzuzeigen, daß wir
die Probe gemacht haben ꝛc. Jm Deutſchen wird
uͤberdieß das Wort wahr nicht als ein Zuwort ge-
braucht, wie das lateiniſche vere, ſondern wir gebrau-
chen dafuͤr das wahrhaftig, in Wahrheit, wirk-
lich, in der That,
ꝛc. wovon ſich aber beyde erſtere
mehr auf die Aufrichtigkeit des Redenden, als
auf die Wahrheit des Geredeten beziehen, und
daher in Form von Betheurungen und Verſicherun-
gen gebraucht werden. Die beyden letztern aber be-
ziehen ſich, im eigentlichſten Verſtande auf die Exi-
ſtenz, ſie werden aber metaphoriſch uͤberhaupt bey
dem wahren gebraucht.

§. 291.

Dem logiſchen Wahren wird das Falſche ent-
gegen geſetzet, wodurch wir das Nicht — wahre
verſtehen, und beydes bezieht ſich ſchlechthin auf Saͤ-
tze und Urtheile. Denn bey Begriffen koͤmmt die
Moͤglichkeit und Richtigkeit, bey Fragen die Zu-
laͤßigkeit,
und bey Schluͤſſen, die Nothwendig-
keit der Folge
in Betrachtung, (Dianoiol. §. 35. 425.
248.). Ein Satz iſt uͤberhaupt falſch (nicht — wahr,
irrig,) wenn das Praͤdicat dem Subjecte nicht auf
die Art zukoͤmmt, wie es der Satz ausdruͤcket. Und
kann das Praͤdicat dem Subjecte an ſich oder unter
keiner Bedingung ſo zukommen: ſo iſt die Ausſage
des Satzes ſchlechthin nicht gedenkbar. Jn dieſem
Falle iſt der Satz nicht nur falſch, ſondern vollends
ungereimt. Das ungereimte naͤmlich laͤuft einem

Grund-
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[281/0317] und das Nicht wahr ſeyn. wahren Satzes beyzufuͤgen, ſondern thun es nur als- dann, wenn wir bey dem Satze eigentlich auf die Wahrheit deſſelben ſehen, es ſey um ſie von dem bloßen Scheine, oder von der bloßen Moͤglichkeit zu unterſcheiden, oder um damit anzuzeigen, daß wir die Probe gemacht haben ꝛc. Jm Deutſchen wird uͤberdieß das Wort wahr nicht als ein Zuwort ge- braucht, wie das lateiniſche vere, ſondern wir gebrau- chen dafuͤr das wahrhaftig, in Wahrheit, wirk- lich, in der That, ꝛc. wovon ſich aber beyde erſtere mehr auf die Aufrichtigkeit des Redenden, als auf die Wahrheit des Geredeten beziehen, und daher in Form von Betheurungen und Verſicherun- gen gebraucht werden. Die beyden letztern aber be- ziehen ſich, im eigentlichſten Verſtande auf die Exi- ſtenz, ſie werden aber metaphoriſch uͤberhaupt bey dem wahren gebraucht. §. 291. Dem logiſchen Wahren wird das Falſche ent- gegen geſetzet, wodurch wir das Nicht — wahre verſtehen, und beydes bezieht ſich ſchlechthin auf Saͤ- tze und Urtheile. Denn bey Begriffen koͤmmt die Moͤglichkeit und Richtigkeit, bey Fragen die Zu- laͤßigkeit, und bey Schluͤſſen, die Nothwendig- keit der Folge in Betrachtung, (Dianoiol. §. 35. 425. 248.). Ein Satz iſt uͤberhaupt falſch (nicht — wahr, irrig,) wenn das Praͤdicat dem Subjecte nicht auf die Art zukoͤmmt, wie es der Satz ausdruͤcket. Und kann das Praͤdicat dem Subjecte an ſich oder unter keiner Bedingung ſo zukommen: ſo iſt die Ausſage des Satzes ſchlechthin nicht gedenkbar. Jn dieſem Falle iſt der Satz nicht nur falſch, ſondern vollends ungereimt. Das ungereimte naͤmlich laͤuft einem Grund- S 5

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/317>, abgerufen am 21.11.2024.