Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

und das Nicht nothwendig seyn.
der Möglichkeit der Veränderungen. Demnach sind
sie auch die Grundlage zu allem nicht schlechthin Noth-
wendigen. Wir haben daher bereits oben (§. 243.)
angemerket, daß, da in der wirklichen Welt die
Kräfte bestimmet sind, in der Welt alles dasjenige
unmöglich sey, wozu diese Kräfte nicht hinreichen.
Und daher ist auch in der wirklichen Welt alles das
bedingnißweise nothwendig, was durch diese Kräfte
weder gehoben noch verändert werden kann, ungeach-
tet es an sich betrachtet, verändert oder gehoben werden
könnte. Und auf eine eingeschränktere Art ist etwas
bedingnißweise nothwendig, was durch diese oder
jene Kräfte weder gehoben noch anders gemacht wer-
den kann.

§. 283.

Wir haben oben (§. 222.) diejenigen Bestimmun-
gen, die durch die Anwendung der Kräfte in einem
Dinge verändert werden können, ungeachtet das Ding
oder das Indiuiduum eben dasselbe bleibt, Modifica-
tionen,
oder Zufälligkeiten oder zufällige Be-
stimmungen
genennet. Da nun das Zusammen-
gesetzte ebenfalls nur so lange seine wesentliche Stücke
behält und ein Ganzes ist, als das gemeinsame Band
nicht durch größere, stärkere, feinere Kräfte getrennet
oder geändert wird, und die einzeln Theile gleichartig
bleiben und nicht mit einem male alle mit neuen ver-
wechselt werden (§. 220. N°. 13.), so sind die zufälli-
gen Bestimmungen von den wesentlichen nur verglei-
chungsweise verschieden, so fern nämlich jene durch
geringere, diese durch stärkere Kräfte getrennet wer-
den können. Nach dieser Verhältniß der Kräfte las-
sen sich nun Grade der Zufälligkeit gedenken, und
was durch geringere Kräfte geändert und gehoben

werden
Lamb. Archit. I. B. S

und das Nicht nothwendig ſeyn.
der Moͤglichkeit der Veraͤnderungen. Demnach ſind
ſie auch die Grundlage zu allem nicht ſchlechthin Noth-
wendigen. Wir haben daher bereits oben (§. 243.)
angemerket, daß, da in der wirklichen Welt die
Kraͤfte beſtimmet ſind, in der Welt alles dasjenige
unmoͤglich ſey, wozu dieſe Kraͤfte nicht hinreichen.
Und daher iſt auch in der wirklichen Welt alles das
bedingnißweiſe nothwendig, was durch dieſe Kraͤfte
weder gehoben noch veraͤndert werden kann, ungeach-
tet es an ſich betrachtet, veraͤndert oder gehoben werden
koͤnnte. Und auf eine eingeſchraͤnktere Art iſt etwas
bedingnißweiſe nothwendig, was durch dieſe oder
jene Kraͤfte weder gehoben noch anders gemacht wer-
den kann.

§. 283.

Wir haben oben (§. 222.) diejenigen Beſtimmun-
gen, die durch die Anwendung der Kraͤfte in einem
Dinge veraͤndert werden koͤnnen, ungeachtet das Ding
oder das Indiuiduum eben daſſelbe bleibt, Modifica-
tionen,
oder Zufaͤlligkeiten oder zufaͤllige Be-
ſtimmungen
genennet. Da nun das Zuſammen-
geſetzte ebenfalls nur ſo lange ſeine weſentliche Stuͤcke
behaͤlt und ein Ganzes iſt, als das gemeinſame Band
nicht durch groͤßere, ſtaͤrkere, feinere Kraͤfte getrennet
oder geaͤndert wird, und die einzeln Theile gleichartig
bleiben und nicht mit einem male alle mit neuen ver-
wechſelt werden (§. 220. N°. 13.), ſo ſind die zufaͤlli-
gen Beſtimmungen von den weſentlichen nur verglei-
chungsweiſe verſchieden, ſo fern naͤmlich jene durch
geringere, dieſe durch ſtaͤrkere Kraͤfte getrennet wer-
den koͤnnen. Nach dieſer Verhaͤltniß der Kraͤfte laſ-
ſen ſich nun Grade der Zufaͤlligkeit gedenken, und
was durch geringere Kraͤfte geaͤndert und gehoben

werden
Lamb. Archit. I. B. S
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0309" n="273"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und das Nicht nothwendig &#x017F;eyn.</hi></fw><lb/>
der Mo&#x0364;glichkeit der Vera&#x0364;nderungen. Demnach &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie auch die Grundlage zu allem nicht &#x017F;chlechthin Noth-<lb/>
wendigen. Wir haben daher bereits oben (§. 243.)<lb/>
angemerket, daß, da in der wirklichen Welt die<lb/>
Kra&#x0364;fte be&#x017F;timmet &#x017F;ind, in der Welt alles dasjenige<lb/>
unmo&#x0364;glich &#x017F;ey, wozu die&#x017F;e Kra&#x0364;fte nicht hinreichen.<lb/>
Und daher i&#x017F;t auch in der wirklichen Welt alles das<lb/>
bedingnißwei&#x017F;e nothwendig, was durch die&#x017F;e Kra&#x0364;fte<lb/>
weder gehoben noch vera&#x0364;ndert werden kann, ungeach-<lb/>
tet es an &#x017F;ich betrachtet, vera&#x0364;ndert oder gehoben werden<lb/>
ko&#x0364;nnte. Und auf eine einge&#x017F;chra&#x0364;nktere Art i&#x017F;t etwas<lb/>
bedingnißwei&#x017F;e nothwendig, was durch die&#x017F;e oder<lb/>
jene Kra&#x0364;fte weder gehoben noch anders gemacht wer-<lb/>
den kann.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 283.</head><lb/>
            <p>Wir haben oben (§. 222.) diejenigen Be&#x017F;timmun-<lb/>
gen, die durch die Anwendung der Kra&#x0364;fte in einem<lb/>
Dinge vera&#x0364;ndert werden ko&#x0364;nnen, ungeachtet das Ding<lb/>
oder das <hi rendition="#aq">Indiuiduum</hi> eben da&#x017F;&#x017F;elbe bleibt, <hi rendition="#fr">Modifica-<lb/>
tionen,</hi> oder <hi rendition="#fr">Zufa&#x0364;lligkeiten</hi> oder <hi rendition="#fr">zufa&#x0364;llige Be-<lb/>
&#x017F;timmungen</hi> genennet. Da nun das Zu&#x017F;ammen-<lb/>
ge&#x017F;etzte ebenfalls nur &#x017F;o lange &#x017F;eine we&#x017F;entliche Stu&#x0364;cke<lb/>
beha&#x0364;lt und ein Ganzes i&#x017F;t, als das gemein&#x017F;ame Band<lb/>
nicht durch gro&#x0364;ßere, &#x017F;ta&#x0364;rkere, feinere Kra&#x0364;fte getrennet<lb/>
oder gea&#x0364;ndert wird, und die einzeln Theile gleichartig<lb/>
bleiben und nicht mit einem male alle mit neuen ver-<lb/>
wech&#x017F;elt werden (§. 220. <hi rendition="#aq">N°.</hi> 13.), &#x017F;o &#x017F;ind die zufa&#x0364;lli-<lb/>
gen Be&#x017F;timmungen von den we&#x017F;entlichen nur verglei-<lb/>
chungswei&#x017F;e ver&#x017F;chieden, &#x017F;o fern na&#x0364;mlich jene durch<lb/>
geringere, die&#x017F;e durch &#x017F;ta&#x0364;rkere Kra&#x0364;fte getrennet wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnen. Nach die&#x017F;er Verha&#x0364;ltniß der Kra&#x0364;fte la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ich nun <hi rendition="#fr">Grade der Zufa&#x0364;lligkeit</hi> gedenken, und<lb/>
was durch geringere Kra&#x0364;fte gea&#x0364;ndert und gehoben<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Lamb. Archit.</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">B.</hi> S</fw><fw place="bottom" type="catch">werden</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[273/0309] und das Nicht nothwendig ſeyn. der Moͤglichkeit der Veraͤnderungen. Demnach ſind ſie auch die Grundlage zu allem nicht ſchlechthin Noth- wendigen. Wir haben daher bereits oben (§. 243.) angemerket, daß, da in der wirklichen Welt die Kraͤfte beſtimmet ſind, in der Welt alles dasjenige unmoͤglich ſey, wozu dieſe Kraͤfte nicht hinreichen. Und daher iſt auch in der wirklichen Welt alles das bedingnißweiſe nothwendig, was durch dieſe Kraͤfte weder gehoben noch veraͤndert werden kann, ungeach- tet es an ſich betrachtet, veraͤndert oder gehoben werden koͤnnte. Und auf eine eingeſchraͤnktere Art iſt etwas bedingnißweiſe nothwendig, was durch dieſe oder jene Kraͤfte weder gehoben noch anders gemacht wer- den kann. §. 283. Wir haben oben (§. 222.) diejenigen Beſtimmun- gen, die durch die Anwendung der Kraͤfte in einem Dinge veraͤndert werden koͤnnen, ungeachtet das Ding oder das Indiuiduum eben daſſelbe bleibt, Modifica- tionen, oder Zufaͤlligkeiten oder zufaͤllige Be- ſtimmungen genennet. Da nun das Zuſammen- geſetzte ebenfalls nur ſo lange ſeine weſentliche Stuͤcke behaͤlt und ein Ganzes iſt, als das gemeinſame Band nicht durch groͤßere, ſtaͤrkere, feinere Kraͤfte getrennet oder geaͤndert wird, und die einzeln Theile gleichartig bleiben und nicht mit einem male alle mit neuen ver- wechſelt werden (§. 220. N°. 13.), ſo ſind die zufaͤlli- gen Beſtimmungen von den weſentlichen nur verglei- chungsweiſe verſchieden, ſo fern naͤmlich jene durch geringere, dieſe durch ſtaͤrkere Kraͤfte getrennet wer- den koͤnnen. Nach dieſer Verhaͤltniß der Kraͤfte laſ- ſen ſich nun Grade der Zufaͤlligkeit gedenken, und was durch geringere Kraͤfte geaͤndert und gehoben werden Lamb. Archit. I. B. S

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/309
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/309>, abgerufen am 21.11.2024.