wird. Wir können aber dabey nicht stehen bleiben, die Begriffe und Dinge nur mit andern zu verglei- chen, sondern in jedem Begriffe und Dinge selbst bieten sich noch verschiedene Stücke an, die von ein- ander zu unterscheiden sind, und zwischen welchen sich ebenfalls ideale Verhältnisse gedenken lassen.
§. 202.
Wir fangen hier bey den Indiuiduis an, und da ist das erste, so sich uns darbeut, ihre Veränder- lichkeit und Veränderungen, wir mögen sie nun so betrachten, wie die Erfahrung sie angiebt, oder sie aus den oben zum Grunde gelegten Postulatis herlei- ten, so fern sie an sich betrachtet möglich sind. Wir werden beydes thun, weil die daraus fließenden Fol- gen von mehr oder minder Erheblichkeit sind, wenn unsere Erkenntniß auf eine genaue Art wissenschaftlich gemacht werden soll. Denn da wir, um andern ver- ständlich zu bleiben, einerley Sache mit einerley Na- men benennen, und, so lange die Sache bleibt, was sie ist, den Namen beybehalten sollen; so entsteht allerdings die Frage, wie fern dieses der Verände- rungen, die eine Sache leidet, unerachtet geschehen könne? Denn Worte, Begriffe und Sache sollen, so viel nur möglich ist, immer mit einander zu Paaren gehen. Diese Frage habe ich in dem ersten Haupt- stücke der Dianoiologie, wo von der Bestimmung des Umfanges der Begriffe die Rede war, kürzlich berührt. Hier aber ist der Ort, sie umständlicher abzuhandeln, wo wir die Dinge selbst zum Haupt- gegenstande der Betrachtung machen.
§. 203.
Man sieht leicht, daß es hiebey auf die nähere Untersuchung der Veränderungen ankömmt, die eine
Sache
VI. Hauptſtuͤck.
wird. Wir koͤnnen aber dabey nicht ſtehen bleiben, die Begriffe und Dinge nur mit andern zu verglei- chen, ſondern in jedem Begriffe und Dinge ſelbſt bieten ſich noch verſchiedene Stuͤcke an, die von ein- ander zu unterſcheiden ſind, und zwiſchen welchen ſich ebenfalls ideale Verhaͤltniſſe gedenken laſſen.
§. 202.
Wir fangen hier bey den Indiuiduis an, und da iſt das erſte, ſo ſich uns darbeut, ihre Veraͤnder- lichkeit und Veraͤnderungen, wir moͤgen ſie nun ſo betrachten, wie die Erfahrung ſie angiebt, oder ſie aus den oben zum Grunde gelegten Poſtulatis herlei- ten, ſo fern ſie an ſich betrachtet moͤglich ſind. Wir werden beydes thun, weil die daraus fließenden Fol- gen von mehr oder minder Erheblichkeit ſind, wenn unſere Erkenntniß auf eine genaue Art wiſſenſchaftlich gemacht werden ſoll. Denn da wir, um andern ver- ſtaͤndlich zu bleiben, einerley Sache mit einerley Na- men benennen, und, ſo lange die Sache bleibt, was ſie iſt, den Namen beybehalten ſollen; ſo entſteht allerdings die Frage, wie fern dieſes der Veraͤnde- rungen, die eine Sache leidet, unerachtet geſchehen koͤnne? Denn Worte, Begriffe und Sache ſollen, ſo viel nur moͤglich iſt, immer mit einander zu Paaren gehen. Dieſe Frage habe ich in dem erſten Haupt- ſtuͤcke der Dianoiologie, wo von der Beſtimmung des Umfanges der Begriffe die Rede war, kuͤrzlich beruͤhrt. Hier aber iſt der Ort, ſie umſtaͤndlicher abzuhandeln, wo wir die Dinge ſelbſt zum Haupt- gegenſtande der Betrachtung machen.
§. 203.
Man ſieht leicht, daß es hiebey auf die naͤhere Unterſuchung der Veraͤnderungen ankoͤmmt, die eine
Sache
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VI. Hauptſtuͤck.
wird. Wir koͤnnen aber dabey nicht ſtehen bleiben,
die Begriffe und Dinge nur mit andern zu verglei-
chen, ſondern in jedem Begriffe und Dinge ſelbſt
bieten ſich noch verſchiedene Stuͤcke an, die von ein-
ander zu unterſcheiden ſind, und zwiſchen welchen ſich
ebenfalls ideale Verhaͤltniſſe gedenken laſſen.
§. 202.
Wir fangen hier bey den Indiuiduis an, und da
iſt das erſte, ſo ſich uns darbeut, ihre Veraͤnder-
lichkeit und Veraͤnderungen, wir moͤgen ſie nun
ſo betrachten, wie die Erfahrung ſie angiebt, oder ſie
aus den oben zum Grunde gelegten Poſtulatis herlei-
ten, ſo fern ſie an ſich betrachtet moͤglich ſind. Wir
werden beydes thun, weil die daraus fließenden Fol-
gen von mehr oder minder Erheblichkeit ſind, wenn
unſere Erkenntniß auf eine genaue Art wiſſenſchaftlich
gemacht werden ſoll. Denn da wir, um andern ver-
ſtaͤndlich zu bleiben, einerley Sache mit einerley Na-
men benennen, und, ſo lange die Sache bleibt, was
ſie iſt, den Namen beybehalten ſollen; ſo entſteht
allerdings die Frage, wie fern dieſes der Veraͤnde-
rungen, die eine Sache leidet, unerachtet geſchehen
koͤnne? Denn Worte, Begriffe und Sache ſollen, ſo
viel nur moͤglich iſt, immer mit einander zu Paaren
gehen. Dieſe Frage habe ich in dem erſten Haupt-
ſtuͤcke der Dianoiologie, wo von der Beſtimmung
des Umfanges der Begriffe die Rede war, kuͤrzlich
beruͤhrt. Hier aber iſt der Ort, ſie umſtaͤndlicher
abzuhandeln, wo wir die Dinge ſelbſt zum Haupt-
gegenſtande der Betrachtung machen.
§. 203.
Man ſieht leicht, daß es hiebey auf die naͤhere
Unterſuchung der Veraͤnderungen ankoͤmmt, die eine
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/200>, abgerufen am 23.02.2025.
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