Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.Das Allgemeine und Besondere. bestimmte und sehr geringe Anzahl von Haupttheilengebracht. Man bleibt bey den Theilen und innern Bestimmungen der Sache selbst, da hingegen, so bald man auf äußere Verhältnisse verfällt, die Ab- zählungen derselben so gleich in das Unendliche hin- ausläuft, weil jede andere Sache andere Verhältnisse angiebt. Man verfällt aber auf solche äußere Ver- hältnisse, wenn man den Begriff der Sache durch ihre Aehnlichkeit und Verschiedenheit mit andern Din- gen bestimmet. Da man bisher mehrentheils auf diese Art verfahren, so erhellet auch hieraus, wie es gekommen, daß man bey dem Definiren weder An- fang noch Ende gefunden, weil man vermittelst sol- cher Aehnlichkeiten und Verschiedenheiten durch das ganze Reich der Möglichkeit gleichsam in einem un- endlich großen Cirkel herumwandern kann. Sechstes Hauptstück. Das Veränderliche und Fortdauernde. §. 201. Wir haben in vorhergehendem Hauptstücke die wird. L 2
Das Allgemeine und Beſondere. beſtimmte und ſehr geringe Anzahl von Haupttheilengebracht. Man bleibt bey den Theilen und innern Beſtimmungen der Sache ſelbſt, da hingegen, ſo bald man auf aͤußere Verhaͤltniſſe verfaͤllt, die Ab- zaͤhlungen derſelben ſo gleich in das Unendliche hin- auslaͤuft, weil jede andere Sache andere Verhaͤltniſſe angiebt. Man verfaͤllt aber auf ſolche aͤußere Ver- haͤltniſſe, wenn man den Begriff der Sache durch ihre Aehnlichkeit und Verſchiedenheit mit andern Din- gen beſtimmet. Da man bisher mehrentheils auf dieſe Art verfahren, ſo erhellet auch hieraus, wie es gekommen, daß man bey dem Definiren weder An- fang noch Ende gefunden, weil man vermittelſt ſol- cher Aehnlichkeiten und Verſchiedenheiten durch das ganze Reich der Moͤglichkeit gleichſam in einem un- endlich großen Cirkel herumwandern kann. Sechſtes Hauptſtuͤck. Das Veraͤnderliche und Fortdauernde. §. 201. Wir haben in vorhergehendem Hauptſtuͤcke die wird. L 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0199" n="163"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Allgemeine und Beſondere.</hi></fw><lb/> beſtimmte und ſehr geringe Anzahl von Haupttheilen<lb/> gebracht. Man bleibt bey den Theilen und innern<lb/> Beſtimmungen der Sache ſelbſt, da hingegen, ſo<lb/> bald man auf aͤußere Verhaͤltniſſe verfaͤllt, die Ab-<lb/> zaͤhlungen derſelben ſo gleich in das Unendliche hin-<lb/> auslaͤuft, weil jede andere Sache andere Verhaͤltniſſe<lb/> angiebt. Man verfaͤllt aber auf ſolche aͤußere Ver-<lb/> haͤltniſſe, wenn man den Begriff der Sache durch<lb/> ihre Aehnlichkeit und Verſchiedenheit mit andern Din-<lb/> gen beſtimmet. Da man bisher mehrentheils auf<lb/> dieſe Art verfahren, ſo erhellet auch hieraus, wie es<lb/> gekommen, daß man bey dem Definiren weder An-<lb/> fang noch Ende gefunden, weil man vermittelſt ſol-<lb/> cher Aehnlichkeiten und Verſchiedenheiten durch das<lb/> ganze Reich der Moͤglichkeit gleichſam in einem un-<lb/> endlich großen Cirkel herumwandern kann.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Sechſtes Hauptſtuͤck.<lb/> Das Veraͤnderliche und Fortdauernde.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head>§. 201.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>ir haben in vorhergehendem Hauptſtuͤcke die<lb/> Begriffe und damit zugleich auch die dadurch<lb/> vorgeſtellten Dinge in ſo ferne betrachtet, als ſie ihrer<lb/> Aehnlichkeit und Verſchiedenheit nach in Claſſen ge-<lb/> bracht, und dadurch in Arten und Gattungen unter-<lb/> ſchieden und vertheilt werden koͤnnen. Ungeachtet nun<lb/> die Begriffe der Arten und Gattungen ideale Ver-<lb/> haͤltnißbegriffe ſind; ſo legen wir dadurch dennoch den<lb/> Grund zu dem <hi rendition="#fr">Allgemeinen</hi> in unſerer Erkenntniß,<lb/> ſo wie eben dadurch auch in der Vernunftlehre der<lb/> Grund zu der <hi rendition="#fr">Theorie dieſes Allgemeinen</hi> gelegt<lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wird.</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [163/0199]
Das Allgemeine und Beſondere.
beſtimmte und ſehr geringe Anzahl von Haupttheilen
gebracht. Man bleibt bey den Theilen und innern
Beſtimmungen der Sache ſelbſt, da hingegen, ſo
bald man auf aͤußere Verhaͤltniſſe verfaͤllt, die Ab-
zaͤhlungen derſelben ſo gleich in das Unendliche hin-
auslaͤuft, weil jede andere Sache andere Verhaͤltniſſe
angiebt. Man verfaͤllt aber auf ſolche aͤußere Ver-
haͤltniſſe, wenn man den Begriff der Sache durch
ihre Aehnlichkeit und Verſchiedenheit mit andern Din-
gen beſtimmet. Da man bisher mehrentheils auf
dieſe Art verfahren, ſo erhellet auch hieraus, wie es
gekommen, daß man bey dem Definiren weder An-
fang noch Ende gefunden, weil man vermittelſt ſol-
cher Aehnlichkeiten und Verſchiedenheiten durch das
ganze Reich der Moͤglichkeit gleichſam in einem un-
endlich großen Cirkel herumwandern kann.
Sechſtes Hauptſtuͤck.
Das Veraͤnderliche und Fortdauernde.
§. 201.
Wir haben in vorhergehendem Hauptſtuͤcke die
Begriffe und damit zugleich auch die dadurch
vorgeſtellten Dinge in ſo ferne betrachtet, als ſie ihrer
Aehnlichkeit und Verſchiedenheit nach in Claſſen ge-
bracht, und dadurch in Arten und Gattungen unter-
ſchieden und vertheilt werden koͤnnen. Ungeachtet nun
die Begriffe der Arten und Gattungen ideale Ver-
haͤltnißbegriffe ſind; ſo legen wir dadurch dennoch den
Grund zu dem Allgemeinen in unſerer Erkenntniß,
ſo wie eben dadurch auch in der Vernunftlehre der
Grund zu der Theorie dieſes Allgemeinen gelegt
wird.
L 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |