Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Allgemeine und Besondere.
phischen Abstrahiren ganz verschieden. Denn wer-
den einige Solide in dem Systeme = 0 gesetzet, so
fallen ihre Bestimmungen, Verhältnisse und Ein-
schränkungen, und alles, was sie nach sich zogen,
aus dem Systeme ganz weg, und die Theorie des
Systemes verwandelt sich in eine andere, welche
auf weniger Solide geht, und daher einfacher
und weniger allgemein ist, weil sie sich nicht mehr
so weit erstrecket.

§. 198.

Von dieser Art Theorie kommen in der Mechanic
bereits die ersten Anfänge vor, wenigstens so fern
man darinn die Gesetze der Bewegung von Syste-
men von Soliden oder Körpern betrachtet. Die
Vernunftlehre verfähret auf eine ähnliche Art in Ab-
sicht auf einige Stücke der Jntellectualwelt. Sie
nimmt anfangs nur einen Begriff, und betrachtet
die Bestimmungen, die er haben kann. Sodann
vergleichet sie zween Begriffe und ihre Verhältnisse.
Von diesen schreitet sie zu dreyen, und sodann zu
mehrern fort, und die Theorie wird allgemeiner, auf
je mehrere Begriffe, der Zahl nach, sie sich aus-
dehnet. Wie dabey die Lehre von den Combinatio-
nen gebraucht werde, um alle Arten und Fälle abzu-
zählen, habe ich in der Dianoiologie so fern gezeiget,
als es sich, ohne nicht zu weitläuftig zu werden, thun
ließe. Bey dieser Art zu verfahren, kommen nicht
nur Arten, sondern genau bestimmte und abgezählte
Arten zum Vorscheine. Man kann die vier Arten
von Sätzen (Dianoiol. §. 123.), die neunzehn Schluß-
arten (Dianoiol. §. 218.), die fünf, zwanzig oder gar
achtzig Arten bedingter Sätze (Dianoiol. §. 265.), die
sieben Arten zusammengesetzter Schlüsse, und die

zwanzig

Das Allgemeine und Beſondere.
phiſchen Abſtrahiren ganz verſchieden. Denn wer-
den einige Solide in dem Syſteme = 0 geſetzet, ſo
fallen ihre Beſtimmungen, Verhaͤltniſſe und Ein-
ſchraͤnkungen, und alles, was ſie nach ſich zogen,
aus dem Syſteme ganz weg, und die Theorie des
Syſtemes verwandelt ſich in eine andere, welche
auf weniger Solide geht, und daher einfacher
und weniger allgemein iſt, weil ſie ſich nicht mehr
ſo weit erſtrecket.

§. 198.

Von dieſer Art Theorie kommen in der Mechanic
bereits die erſten Anfaͤnge vor, wenigſtens ſo fern
man darinn die Geſetze der Bewegung von Syſte-
men von Soliden oder Koͤrpern betrachtet. Die
Vernunftlehre verfaͤhret auf eine aͤhnliche Art in Ab-
ſicht auf einige Stuͤcke der Jntellectualwelt. Sie
nimmt anfangs nur einen Begriff, und betrachtet
die Beſtimmungen, die er haben kann. Sodann
vergleichet ſie zween Begriffe und ihre Verhaͤltniſſe.
Von dieſen ſchreitet ſie zu dreyen, und ſodann zu
mehrern fort, und die Theorie wird allgemeiner, auf
je mehrere Begriffe, der Zahl nach, ſie ſich aus-
dehnet. Wie dabey die Lehre von den Combinatio-
nen gebraucht werde, um alle Arten und Faͤlle abzu-
zaͤhlen, habe ich in der Dianoiologie ſo fern gezeiget,
als es ſich, ohne nicht zu weitlaͤuftig zu werden, thun
ließe. Bey dieſer Art zu verfahren, kommen nicht
nur Arten, ſondern genau beſtimmte und abgezaͤhlte
Arten zum Vorſcheine. Man kann die vier Arten
von Saͤtzen (Dianoiol. §. 123.), die neunzehn Schluß-
arten (Dianoiol. §. 218.), die fuͤnf, zwanzig oder gar
achtzig Arten bedingter Saͤtze (Dianoiol. §. 265.), die
ſieben Arten zuſammengeſetzter Schluͤſſe, und die

zwanzig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0195" n="159"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Allgemeine und Be&#x017F;ondere.</hi></fw><lb/>
phi&#x017F;chen Ab&#x017F;trahiren ganz ver&#x017F;chieden. Denn wer-<lb/>
den einige Solide in dem Sy&#x017F;teme = 0 ge&#x017F;etzet, &#x017F;o<lb/>
fallen ihre Be&#x017F;timmungen, Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e und Ein-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nkungen, und alles, was &#x017F;ie nach &#x017F;ich zogen,<lb/>
aus dem Sy&#x017F;teme ganz weg, und die Theorie des<lb/>
Sy&#x017F;temes verwandelt &#x017F;ich in eine andere, welche<lb/>
auf weniger Solide geht, und daher einfacher<lb/>
und weniger allgemein i&#x017F;t, weil &#x017F;ie &#x017F;ich nicht mehr<lb/>
&#x017F;o weit er&#x017F;trecket.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 198.</head><lb/>
            <p>Von die&#x017F;er Art Theorie kommen in der Mechanic<lb/>
bereits die er&#x017F;ten Anfa&#x0364;nge vor, wenig&#x017F;tens &#x017F;o fern<lb/>
man darinn die Ge&#x017F;etze der Bewegung von Sy&#x017F;te-<lb/>
men von Soliden oder Ko&#x0364;rpern betrachtet. Die<lb/>
Vernunftlehre verfa&#x0364;hret auf eine a&#x0364;hnliche Art in Ab-<lb/>
&#x017F;icht auf einige Stu&#x0364;cke der Jntellectualwelt. Sie<lb/>
nimmt anfangs nur einen Begriff, und betrachtet<lb/>
die Be&#x017F;timmungen, die er haben kann. Sodann<lb/>
vergleichet &#x017F;ie zween Begriffe und ihre Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Von die&#x017F;en &#x017F;chreitet &#x017F;ie zu dreyen, und &#x017F;odann zu<lb/>
mehrern fort, und die Theorie wird allgemeiner, auf<lb/>
je mehrere Begriffe, der Zahl nach, &#x017F;ie &#x017F;ich aus-<lb/>
dehnet. Wie dabey die Lehre von den Combinatio-<lb/>
nen gebraucht werde, um alle Arten und Fa&#x0364;lle abzu-<lb/>
za&#x0364;hlen, habe ich in der Dianoiologie &#x017F;o fern gezeiget,<lb/>
als es &#x017F;ich, ohne nicht zu weitla&#x0364;uftig zu werden, thun<lb/>
ließe. Bey die&#x017F;er Art zu verfahren, kommen nicht<lb/>
nur Arten, &#x017F;ondern genau be&#x017F;timmte und abgeza&#x0364;hlte<lb/>
Arten zum Vor&#x017F;cheine. Man kann die vier Arten<lb/>
von Sa&#x0364;tzen (Dianoiol. §. 123.), die neunzehn Schluß-<lb/>
arten (Dianoiol. §. 218.), die fu&#x0364;nf, zwanzig oder gar<lb/>
achtzig Arten bedingter Sa&#x0364;tze (Dianoiol. §. 265.), die<lb/>
&#x017F;ieben Arten zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzter Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zwanzig</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0195] Das Allgemeine und Beſondere. phiſchen Abſtrahiren ganz verſchieden. Denn wer- den einige Solide in dem Syſteme = 0 geſetzet, ſo fallen ihre Beſtimmungen, Verhaͤltniſſe und Ein- ſchraͤnkungen, und alles, was ſie nach ſich zogen, aus dem Syſteme ganz weg, und die Theorie des Syſtemes verwandelt ſich in eine andere, welche auf weniger Solide geht, und daher einfacher und weniger allgemein iſt, weil ſie ſich nicht mehr ſo weit erſtrecket. §. 198. Von dieſer Art Theorie kommen in der Mechanic bereits die erſten Anfaͤnge vor, wenigſtens ſo fern man darinn die Geſetze der Bewegung von Syſte- men von Soliden oder Koͤrpern betrachtet. Die Vernunftlehre verfaͤhret auf eine aͤhnliche Art in Ab- ſicht auf einige Stuͤcke der Jntellectualwelt. Sie nimmt anfangs nur einen Begriff, und betrachtet die Beſtimmungen, die er haben kann. Sodann vergleichet ſie zween Begriffe und ihre Verhaͤltniſſe. Von dieſen ſchreitet ſie zu dreyen, und ſodann zu mehrern fort, und die Theorie wird allgemeiner, auf je mehrere Begriffe, der Zahl nach, ſie ſich aus- dehnet. Wie dabey die Lehre von den Combinatio- nen gebraucht werde, um alle Arten und Faͤlle abzu- zaͤhlen, habe ich in der Dianoiologie ſo fern gezeiget, als es ſich, ohne nicht zu weitlaͤuftig zu werden, thun ließe. Bey dieſer Art zu verfahren, kommen nicht nur Arten, ſondern genau beſtimmte und abgezaͤhlte Arten zum Vorſcheine. Man kann die vier Arten von Saͤtzen (Dianoiol. §. 123.), die neunzehn Schluß- arten (Dianoiol. §. 218.), die fuͤnf, zwanzig oder gar achtzig Arten bedingter Saͤtze (Dianoiol. §. 265.), die ſieben Arten zuſammengeſetzter Schluͤſſe, und die zwanzig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/195
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/195>, abgerufen am 21.11.2024.