Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.Das Allgemeine und Besondere. den, daß die Mathematiker Mittel haben, auch dieBestimmungen und Verhältnisse allgemein auszu- drücken, welche hingegen bey dem philosophischen Ab- strahiren ganz weggelassen werden. Man giebt da- für den Grund an, daß die Bestimmungen der be- sondern Arten gar zu verschieden sind, als daß man sie, oder etwas allgemeines davon beybehalten könnte. Dieser Grund will aber, genauer betrachtet, nicht mehr sagen, als daß entweder die Arten, aus wel- chen man den Begriff der Gattung abstrahirt, übel getroffen worden, oder die Sprache nicht Wörter ha- be, die das Allgemeine in den besondern Bestim- mungen und Verhältnissen genau ausdrücken. Denn die besondern Bestimmungen sollten nur Modifica- tionen dieses Allgemeinen seyn, wie z. E. die beson- dern Bestimmungen des Ortes und der Zeit nur Mo- dificationen des allgemeinen Begriffes des Ortes oder der Zeit, und deren Verhältnisse sind. §. 197. Wenn wir hiebey, ohne auf das transcendente der und
Das Allgemeine und Beſondere. den, daß die Mathematiker Mittel haben, auch dieBeſtimmungen und Verhaͤltniſſe allgemein auszu- druͤcken, welche hingegen bey dem philoſophiſchen Ab- ſtrahiren ganz weggelaſſen werden. Man giebt da- fuͤr den Grund an, daß die Beſtimmungen der be- ſondern Arten gar zu verſchieden ſind, als daß man ſie, oder etwas allgemeines davon beybehalten koͤnnte. Dieſer Grund will aber, genauer betrachtet, nicht mehr ſagen, als daß entweder die Arten, aus wel- chen man den Begriff der Gattung abſtrahirt, uͤbel getroffen worden, oder die Sprache nicht Woͤrter ha- be, die das Allgemeine in den beſondern Beſtim- mungen und Verhaͤltniſſen genau ausdruͤcken. Denn die beſondern Beſtimmungen ſollten nur Modifica- tionen dieſes Allgemeinen ſeyn, wie z. E. die beſon- dern Beſtimmungen des Ortes und der Zeit nur Mo- dificationen des allgemeinen Begriffes des Ortes oder der Zeit, und deren Verhaͤltniſſe ſind. §. 197. Wenn wir hiebey, ohne auf das tranſcendente der und
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Das Allgemeine und Beſondere.
den, daß die Mathematiker Mittel haben, auch die
Beſtimmungen und Verhaͤltniſſe allgemein auszu-
druͤcken, welche hingegen bey dem philoſophiſchen Ab-
ſtrahiren ganz weggelaſſen werden. Man giebt da-
fuͤr den Grund an, daß die Beſtimmungen der be-
ſondern Arten gar zu verſchieden ſind, als daß man
ſie, oder etwas allgemeines davon beybehalten koͤnnte.
Dieſer Grund will aber, genauer betrachtet, nicht
mehr ſagen, als daß entweder die Arten, aus wel-
chen man den Begriff der Gattung abſtrahirt, uͤbel
getroffen worden, oder die Sprache nicht Woͤrter ha-
be, die das Allgemeine in den beſondern Beſtim-
mungen und Verhaͤltniſſen genau ausdruͤcken. Denn
die beſondern Beſtimmungen ſollten nur Modifica-
tionen dieſes Allgemeinen ſeyn, wie z. E. die beſon-
dern Beſtimmungen des Ortes und der Zeit nur Mo-
dificationen des allgemeinen Begriffes des Ortes
oder der Zeit, und deren Verhaͤltniſſe ſind.
§. 197.
Wenn wir hiebey, ohne auf das tranſcendente der
Jntellectualwelt mit zu ſehen, bey den erſten Grund-
begriffen ſtehen bleiben, ſo koͤnnen wir uns ein Sy-
ſtem von Arten und Gattungen vorſtellen, welches
nach der hier verlangten Art eingerichtet iſt. Jedes
einzele oder einfache Indiuiduum, dabey iſt ein Soli-
des, und dieſes leidet Beſtimmungen der Figur,
Lage, Groͤße, Dauer des Ortes und der Zeit,
der Bewegung, Direction, Geſchwindigkeit
und Kraft, welche nach den oben angegebenen Po-
ſtulatis angenommen werden koͤnnen, ſo fern naͤmlich
jedes als eins und fuͤr ſich betrachtet wird. Man
gedenke ſich derer nun zwey: ſo ſieht man leicht, daß
eben dieſe Beſtimmungen bey jedem vorkommen,
und
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