Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Allgemeine und Besondere.
und Merkmale dem ganzen Begriffe beylegen, und
z. E. eine Uhr gülden nennen, obgleich höchstens nur
das Gehäuse von Gold ist. Die Redensart: A po-
tiori fit denominatio,
erhält ihre Wahrheit von dieser
Einrichtung der Sprache. Wo man aber in einzeln
vorkommenden Fällen nicht weiß, daß die Benen-
nung nur a potiori ist, oder die einem Begriffe bey-
gelegte Bestimmungen nur eines seiner Theile, Merk-
male oder Verhältnisse angeht, da entstehen Verwir-
rungen, Lücken und Widersprüche. Denn gehören
die Bestimmungen m, n, p in der That nur dem
Merkmale b, nicht aber dem ganzen Begriffe B zu;
so gehen die Begriffe mb, nb, pb nicht an. Man
kann daher die Begriffe mB, nB, pB im ganzen be-
trachtet, und nach dem Sprachgebrauche, richtig, hin-
gegen in den einzeln Theilen mb, nb, pb unrichtig
finden, ohne daß man sogleich bemerket, woher die-
ser Unterschied entsteht. Läßt man es aber bey den
Bestimmungen mb, nb, pb bewenden, so fehlen noch
die Bestimmungen, welche die Merkmale b haben
sollten, und die Begriffe der Arten mA, nA, pA blei-
ben dadurch unvollständig, und in Absicht auf die
Merkmale b unbestimmt.

§. 188.

Diese Lücken können nun nicht wohl anderst gefun-
den und ausgefüllet werden, als wenn man den vor-
gegebenen Begriff der Gattung A in seine einfache
Merkmale und Partes integrantes auflöset, und die
Bestimmungen, deren jedes dieser Merkmale für
sich betrachtet fähig ist, besonders vornimmt, um
sodann zu sehen, wie fern die Bestimmungen des ei-
nen, mit den Bestimmungen der übrigen verbunden,
beysammen seyn können. Von solchen Combinatio-

nen
K 3

Das Allgemeine und Beſondere.
und Merkmale dem ganzen Begriffe beylegen, und
z. E. eine Uhr guͤlden nennen, obgleich hoͤchſtens nur
das Gehaͤuſe von Gold iſt. Die Redensart: A po-
tiori fit denominatio,
erhaͤlt ihre Wahrheit von dieſer
Einrichtung der Sprache. Wo man aber in einzeln
vorkommenden Faͤllen nicht weiß, daß die Benen-
nung nur a potiori iſt, oder die einem Begriffe bey-
gelegte Beſtimmungen nur eines ſeiner Theile, Merk-
male oder Verhaͤltniſſe angeht, da entſtehen Verwir-
rungen, Luͤcken und Widerſpruͤche. Denn gehoͤren
die Beſtimmungen m, n, p in der That nur dem
Merkmale b, nicht aber dem ganzen Begriffe B zu;
ſo gehen die Begriffe mβ, nβ, pβ nicht an. Man
kann daher die Begriffe mB, nB, pB im ganzen be-
trachtet, und nach dem Sprachgebrauche, richtig, hin-
gegen in den einzeln Theilen mβ, nβ, pβ unrichtig
finden, ohne daß man ſogleich bemerket, woher die-
ſer Unterſchied entſteht. Laͤßt man es aber bey den
Beſtimmungen mb, nb, pb bewenden, ſo fehlen noch
die Beſtimmungen, welche die Merkmale β haben
ſollten, und die Begriffe der Arten mA, nA, pA blei-
ben dadurch unvollſtaͤndig, und in Abſicht auf die
Merkmale β unbeſtimmt.

§. 188.

Dieſe Luͤcken koͤnnen nun nicht wohl anderſt gefun-
den und ausgefuͤllet werden, als wenn man den vor-
gegebenen Begriff der Gattung A in ſeine einfache
Merkmale und Partes integrantes aufloͤſet, und die
Beſtimmungen, deren jedes dieſer Merkmale fuͤr
ſich betrachtet faͤhig iſt, beſonders vornimmt, um
ſodann zu ſehen, wie fern die Beſtimmungen des ei-
nen, mit den Beſtimmungen der uͤbrigen verbunden,
beyſammen ſeyn koͤnnen. Von ſolchen Combinatio-

nen
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0185" n="149"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Allgemeine und Be&#x017F;ondere.</hi></fw><lb/>
und Merkmale dem ganzen Begriffe beylegen, und<lb/>
z. E. eine Uhr gu&#x0364;lden nennen, obgleich ho&#x0364;ch&#x017F;tens nur<lb/>
das Geha&#x0364;u&#x017F;e von Gold i&#x017F;t. Die Redensart: <hi rendition="#aq">A po-<lb/>
tiori fit denominatio,</hi> erha&#x0364;lt ihre Wahrheit von die&#x017F;er<lb/>
Einrichtung der Sprache. Wo man aber in einzeln<lb/>
vorkommenden Fa&#x0364;llen nicht weiß, daß die Benen-<lb/>
nung nur <hi rendition="#aq">a potiori</hi> i&#x017F;t, oder die einem Begriffe bey-<lb/>
gelegte Be&#x017F;timmungen nur eines &#x017F;einer Theile, Merk-<lb/>
male oder Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e angeht, da ent&#x017F;tehen Verwir-<lb/>
rungen, Lu&#x0364;cken und Wider&#x017F;pru&#x0364;che. Denn geho&#x0364;ren<lb/>
die Be&#x017F;timmungen <hi rendition="#aq">m, n, p</hi> in der That nur dem<lb/>
Merkmale <hi rendition="#aq">b,</hi> nicht aber dem ganzen Begriffe <hi rendition="#aq">B</hi> zu;<lb/>
&#x017F;o gehen die Begriffe <hi rendition="#aq">m&#x03B2;, n&#x03B2;, p&#x03B2;</hi> nicht an. Man<lb/>
kann daher die Begriffe <hi rendition="#aq">mB, nB, pB</hi> im ganzen be-<lb/>
trachtet, und nach dem Sprachgebrauche, richtig, hin-<lb/>
gegen in den einzeln Theilen <hi rendition="#aq">m&#x03B2;, n&#x03B2;, p&#x03B2;</hi> unrichtig<lb/>
finden, ohne daß man &#x017F;ogleich bemerket, woher die-<lb/>
&#x017F;er Unter&#x017F;chied ent&#x017F;teht. La&#x0364;ßt man es aber bey den<lb/>
Be&#x017F;timmungen <hi rendition="#aq">mb, nb, pb</hi> bewenden, &#x017F;o fehlen noch<lb/>
die Be&#x017F;timmungen, welche die Merkmale &#x03B2; haben<lb/>
&#x017F;ollten, und die Begriffe der Arten <hi rendition="#aq">mA, nA, pA</hi> blei-<lb/>
ben dadurch unvoll&#x017F;ta&#x0364;ndig, und in Ab&#x017F;icht auf die<lb/>
Merkmale &#x03B2; unbe&#x017F;timmt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 188.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;e Lu&#x0364;cken ko&#x0364;nnen nun nicht wohl ander&#x017F;t gefun-<lb/>
den und ausgefu&#x0364;llet werden, als wenn man den vor-<lb/>
gegebenen Begriff der Gattung <hi rendition="#aq">A</hi> in &#x017F;eine einfache<lb/>
Merkmale und <hi rendition="#aq">Partes integrantes</hi> auflo&#x0364;&#x017F;et, und die<lb/>
Be&#x017F;timmungen, deren jedes die&#x017F;er Merkmale fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich betrachtet fa&#x0364;hig i&#x017F;t, be&#x017F;onders vornimmt, um<lb/>
&#x017F;odann zu &#x017F;ehen, wie fern die Be&#x017F;timmungen des ei-<lb/>
nen, mit den Be&#x017F;timmungen der u&#x0364;brigen verbunden,<lb/>
bey&#x017F;ammen &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen. Von &#x017F;olchen Combinatio-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0185] Das Allgemeine und Beſondere. und Merkmale dem ganzen Begriffe beylegen, und z. E. eine Uhr guͤlden nennen, obgleich hoͤchſtens nur das Gehaͤuſe von Gold iſt. Die Redensart: A po- tiori fit denominatio, erhaͤlt ihre Wahrheit von dieſer Einrichtung der Sprache. Wo man aber in einzeln vorkommenden Faͤllen nicht weiß, daß die Benen- nung nur a potiori iſt, oder die einem Begriffe bey- gelegte Beſtimmungen nur eines ſeiner Theile, Merk- male oder Verhaͤltniſſe angeht, da entſtehen Verwir- rungen, Luͤcken und Widerſpruͤche. Denn gehoͤren die Beſtimmungen m, n, p in der That nur dem Merkmale b, nicht aber dem ganzen Begriffe B zu; ſo gehen die Begriffe mβ, nβ, pβ nicht an. Man kann daher die Begriffe mB, nB, pB im ganzen be- trachtet, und nach dem Sprachgebrauche, richtig, hin- gegen in den einzeln Theilen mβ, nβ, pβ unrichtig finden, ohne daß man ſogleich bemerket, woher die- ſer Unterſchied entſteht. Laͤßt man es aber bey den Beſtimmungen mb, nb, pb bewenden, ſo fehlen noch die Beſtimmungen, welche die Merkmale β haben ſollten, und die Begriffe der Arten mA, nA, pA blei- ben dadurch unvollſtaͤndig, und in Abſicht auf die Merkmale β unbeſtimmt. §. 188. Dieſe Luͤcken koͤnnen nun nicht wohl anderſt gefun- den und ausgefuͤllet werden, als wenn man den vor- gegebenen Begriff der Gattung A in ſeine einfache Merkmale und Partes integrantes aufloͤſet, und die Beſtimmungen, deren jedes dieſer Merkmale fuͤr ſich betrachtet faͤhig iſt, beſonders vornimmt, um ſodann zu ſehen, wie fern die Beſtimmungen des ei- nen, mit den Beſtimmungen der uͤbrigen verbunden, beyſammen ſeyn koͤnnen. Von ſolchen Combinatio- nen K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/185
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/185>, abgerufen am 03.12.2024.