an sich, sondern die Gegenstände, worinn das Wahre ist, betrachten.
§. 110.
Der Wille oder die Begehrungskraft hat das Gute zum Gegenstande, welches unter einer drey- fachen Gestalt vorkömmt. Jn Absicht auf den Ver- stand die Ordnung und Vollkommenheit. Jn Absicht auf die Empfindungen das Angenehme und Schöne. Jn Absicht auf die Kräfte überhaupt, das leichte oder minder Mühsame. Alles dieses, sowohl in so fern es Absichten, als in so fern es Mittel sind. So fern sich der Wille durch solche Vorstellungen, Empfindungen und Triebe bewegen läßt, hat er an sich eine Vim inertiae, und diese Vorstellungen etc. sind Kräfte, die ihn treiben, und ihm gleichsam die Richtung und Geschwindigkeit geben. Wir gebrauchen hier diese Ausdrücke, um zu zeigen, daß die Theorie der Solidität, der Be- wegung und der Kraft auch in Absicht auf den Willen häufige Tertia Comparationis anbeut, und transcendent gemacht werden kann. Wird hiebey genau verfahren, so ist es nicht unmöglich, diese Tertia Comparationis bis zu den Gründen der Aus- messung weiter zu treiben, und dadurch die Agatho- logie in eine förmliche Agathometrie zu verwandeln, und dieser Wissenschaft ihre wahre Vollkommenheit zu geben, ohne welche sie immer weit zurücke bleibt. Daß dem Verstande eine Vis inertiae zugeeignet wer- den könne, haben wir bereits in der Alethiologie an- gemerket.
§. 111.
Das Gute selbst beut uns zum Behufe der Aga- thologie verschiedene Grundsätze an.
1°. Das
Lamb. Archit.I.B. F
und Forderungen der Grundlehre.
an ſich, ſondern die Gegenſtaͤnde, worinn das Wahre iſt, betrachten.
§. 110.
Der Wille oder die Begehrungskraft hat das Gute zum Gegenſtande, welches unter einer drey- fachen Geſtalt vorkoͤmmt. Jn Abſicht auf den Ver- ſtand die Ordnung und Vollkommenheit. Jn Abſicht auf die Empfindungen das Angenehme und Schoͤne. Jn Abſicht auf die Kraͤfte uͤberhaupt, das leichte oder minder Muͤhſame. Alles dieſes, ſowohl in ſo fern es Abſichten, als in ſo fern es Mittel ſind. So fern ſich der Wille durch ſolche Vorſtellungen, Empfindungen und Triebe bewegen laͤßt, hat er an ſich eine Vim inertiae, und dieſe Vorſtellungen ꝛc. ſind Kraͤfte, die ihn treiben, und ihm gleichſam die Richtung und Geſchwindigkeit geben. Wir gebrauchen hier dieſe Ausdruͤcke, um zu zeigen, daß die Theorie der Soliditaͤt, der Be- wegung und der Kraft auch in Abſicht auf den Willen haͤufige Tertia Comparationis anbeut, und tranſcendent gemacht werden kann. Wird hiebey genau verfahren, ſo iſt es nicht unmoͤglich, dieſe Tertia Comparationis bis zu den Gruͤnden der Aus- meſſung weiter zu treiben, und dadurch die Agatho- logie in eine foͤrmliche Agathometrie zu verwandeln, und dieſer Wiſſenſchaft ihre wahre Vollkommenheit zu geben, ohne welche ſie immer weit zuruͤcke bleibt. Daß dem Verſtande eine Vis inertiae zugeeignet wer- den koͤnne, haben wir bereits in der Alethiologie an- gemerket.
§. 111.
Das Gute ſelbſt beut uns zum Behufe der Aga- thologie verſchiedene Grundſaͤtze an.
1°. Das
Lamb. Archit.I.B. F
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an ſich, ſondern die Gegenſtaͤnde, worinn das Wahre
iſt, betrachten.
§. 110.
Der Wille oder die Begehrungskraft hat das
Gute zum Gegenſtande, welches unter einer drey-
fachen Geſtalt vorkoͤmmt. Jn Abſicht auf den Ver-
ſtand die Ordnung und Vollkommenheit. Jn
Abſicht auf die Empfindungen das Angenehme und
Schoͤne. Jn Abſicht auf die Kraͤfte uͤberhaupt,
das leichte oder minder Muͤhſame. Alles dieſes,
ſowohl in ſo fern es Abſichten, als in ſo fern es
Mittel ſind. So fern ſich der Wille durch ſolche
Vorſtellungen, Empfindungen und Triebe bewegen
laͤßt, hat er an ſich eine Vim inertiae, und dieſe
Vorſtellungen ꝛc. ſind Kraͤfte, die ihn treiben, und
ihm gleichſam die Richtung und Geſchwindigkeit
geben. Wir gebrauchen hier dieſe Ausdruͤcke, um
zu zeigen, daß die Theorie der Soliditaͤt, der Be-
wegung und der Kraft auch in Abſicht auf den
Willen haͤufige Tertia Comparationis anbeut, und
tranſcendent gemacht werden kann. Wird hiebey
genau verfahren, ſo iſt es nicht unmoͤglich, dieſe
Tertia Comparationis bis zu den Gruͤnden der Aus-
meſſung weiter zu treiben, und dadurch die Agatho-
logie in eine foͤrmliche Agathometrie zu verwandeln,
und dieſer Wiſſenſchaft ihre wahre Vollkommenheit
zu geben, ohne welche ſie immer weit zuruͤcke bleibt.
Daß dem Verſtande eine Vis inertiae zugeeignet wer-
den koͤnne, haben wir bereits in der Alethiologie an-
gemerket.
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/117>, abgerufen am 23.02.2025.
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