Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.würde er nach seiner Genauigkeit die falschen Sagen ge- 13. Um so wichtiger ist es denn, das Verhältniß des Buches, Nach seiner Aussage wurde darin die Familie der würde er nach ſeiner Genauigkeit die falſchen Sagen ge- 13. Um ſo wichtiger iſt es denn, das Verhältniß des Buches, Nach ſeiner Ausſage wurde darin die Familie der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb n="36" facs="#f0044"/> würde er nach ſeiner Genauigkeit die falſchen Sagen ge-<lb/> wiß widerlegt haben <note place="end" n="30)" xml:id="en30" next="#en30-text"/>. Eben dieſe Genauigkeit kommt<lb/> uns aber bei unſeren Unterſuchungen ſehr zu Statten, ſo<lb/> wie ſeine Weitläuftigkeit; durch beide ſind wir ſicher ge-<lb/> ſtellt, daß er nichts irgend Bedeutendes geändert und<lb/> nichts, das für ſein Gedicht paſſen konnte, unerwähnt habe<lb/> vorbeigehen laſſen. Wagt er doch nicht einmahl, die Gold-<lb/> ſtickerei an der ſeidenen Decke an Herrats Sattel, den<lb/> Helke zuvor geritten, aus eigener Phantaſie zu beſchreiben<lb/> (Z. 4353):<lb/><quote xml:lang="gmh" rendition="#et">Jane kan ich u̓ beſunder<lb/> Niht geſagen daz wunder,<lb/> Wie dem werke wœre.</quote></p> </div><lb/> <div n="1"> <head>13.</head><lb/> <p>Um ſo wichtiger iſt es denn, das Verhältniß des Buches,<lb/> dem der Dichter der Klage folgte, zu unſerem Nibelungen-<lb/> liede genau zu erforſchen.</p><lb/> <p>Nach ſeiner Ausſage wurde darin die Familie der<lb/> Burgundiſchen Könige eben ſo wie in den Nibelungen an-<lb/> gegeben, ferner Siegfrieds Ältern gerade wie dort, ſeine<lb/> Ermordung durch Hagen, wie Etzel die Burgunden einge-<lb/> laden und freundlich empfangen, wie viele bei ihm in Hü-<lb/> nenland das Leben verloren. Außerdem begriff das Mähre<lb/> aber auch alles in der Klage Enthaltene, das der Dichter<lb/> der letzteren ſich zur weiteren Ausführung wählte. Denn<lb/> auf das ausdrückliche Zeugniß des Meiſters dieſes Mähres<lb/> erzählt er (Z. 1774), wie die Frauen den Todten die Rie-<lb/> men aufgeſchnitten, ſtatt ihnen die Kleider auszuziehen;<lb/> und am Ende (Z. 4529) berichtet er, der Dichter, der uns<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0044]
würde er nach ſeiner Genauigkeit die falſchen Sagen ge-
wiß widerlegt haben
³⁰⁾
. Eben dieſe Genauigkeit kommt
uns aber bei unſeren Unterſuchungen ſehr zu Statten, ſo
wie ſeine Weitläuftigkeit; durch beide ſind wir ſicher ge-
ſtellt, daß er nichts irgend Bedeutendes geändert und
nichts, das für ſein Gedicht paſſen konnte, unerwähnt habe
vorbeigehen laſſen. Wagt er doch nicht einmahl, die Gold-
ſtickerei an der ſeidenen Decke an Herrats Sattel, den
Helke zuvor geritten, aus eigener Phantaſie zu beſchreiben
(Z. 4353):
Jane kan ich u̓ beſunder
Niht geſagen daz wunder,
Wie dem werke wœre.
13.
Um ſo wichtiger iſt es denn, das Verhältniß des Buches,
dem der Dichter der Klage folgte, zu unſerem Nibelungen-
liede genau zu erforſchen.
Nach ſeiner Ausſage wurde darin die Familie der
Burgundiſchen Könige eben ſo wie in den Nibelungen an-
gegeben, ferner Siegfrieds Ältern gerade wie dort, ſeine
Ermordung durch Hagen, wie Etzel die Burgunden einge-
laden und freundlich empfangen, wie viele bei ihm in Hü-
nenland das Leben verloren. Außerdem begriff das Mähre
aber auch alles in der Klage Enthaltene, das der Dichter
der letzteren ſich zur weiteren Ausführung wählte. Denn
auf das ausdrückliche Zeugniß des Meiſters dieſes Mähres
erzählt er (Z. 1774), wie die Frauen den Todten die Rie-
men aufgeſchnitten, ſtatt ihnen die Kleider auszuziehen;
und am Ende (Z. 4529) berichtet er, der Dichter, der uns
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Zitationshilfe: | Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/44>, abgerufen am 03.03.2025. |