Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.um mit nach Hünenland zu fahren, ist sicher erst später 5. Und so finde ich, daß bis dahin, wo Volker einen nä- Die nächste (Z. 5953 -- 5960) ist die, wo Etzels Bo- um mit nach Hünenland zu fahren, iſt ſicher erſt ſpäter 5. Und ſo finde ich, daß bis dahin, wo Volker einen nä- Die nächſte (Z. 5953 — 5960) iſt die, wo Etzels Bo- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb n="14" facs="#f0022"/> um mit nach Hünenland zu fahren, iſt ſicher erſt ſpäter<lb/> eingefügt; die armen Leute, die weiterhin gar nicht mehr<lb/> vorkommen, müßten denn, ihrer Abſicht zuwider, ſtatt mit-<lb/> zugehen, am Rheine geblieben ſein. Endlich aber bringt<lb/> uns die letzte von jenen Strophen:<lb/><quote xml:lang="gmh"><hi rendition="#et">Wer der Volker wœre, daz wil ich u̓ch wizzen lan ꝛc.</hi></quote><lb/> auf eine ſichere Spur, woher dieſe Einfügungen kommen.<lb/> Las ihr Verfaſſer, wie wir, die früheren Aventüren, ſo<lb/> hätte er Volkern, den wir genugſam kennen, nicht auf<lb/> dieſe Art eingeführt. Er mußte dies aber thun, weil er<lb/> nachher Volkern häufig erwähnt fand, ohne daß irgendwo<lb/> geſagt wurde, wer er war. Anderswoher und ſelbſt durch<lb/> die Sage kannte er ihn ſchwerlich weiter, weil er uns nicht<lb/> einmahl erzählt, daß er Herr von Alzeie war.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>5.</head><lb/> <p>Und ſo finde ich, daß bis dahin, wo Volker einen nä-<lb/> heren Antheil an den Begebenheiten nimmt, alle Stellen,<lb/> in denen er erwähnt wird, entweder offenbar eingeſchoben<lb/> oder doch vollkommen überflüſſig ſind. Es wird ſchon nö-<lb/> thig ſein, ſie einzeln durchzugehen und an jeder die Wahr-<lb/> heit dieſes Satzes beſonders zu zeigen.</p><lb/> <p>Die nächſte (Z. 5953 — 5960) iſt die, wo Etzels Bo-<lb/> ten, Wärbel und Swemmel, denen Günther vor dem Ab-<lb/> ſchiede, wenn ſie wollten, Frau Brünhilden zu ſehen er-<lb/> laubte, durch Volker davon abgehalten und auf morgen<lb/> vertröſtet werden. Dann heißt es ganz kurz:<lb/><quote xml:lang="gmh"><hi rendition="#et">Do ſi ſi wanden ſchowen, done kundes niht geſchehen.</hi></quote><lb/> Er handelt hier wohl in ſeinem Charakter, der ſich ſpäter<lb/> entwickelt, als Hagens und alſo auch als Brünhildens<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0022]
um mit nach Hünenland zu fahren, iſt ſicher erſt ſpäter
eingefügt; die armen Leute, die weiterhin gar nicht mehr
vorkommen, müßten denn, ihrer Abſicht zuwider, ſtatt mit-
zugehen, am Rheine geblieben ſein. Endlich aber bringt
uns die letzte von jenen Strophen:
Wer der Volker wœre, daz wil ich u̓ch wizzen lan ꝛc.
auf eine ſichere Spur, woher dieſe Einfügungen kommen.
Las ihr Verfaſſer, wie wir, die früheren Aventüren, ſo
hätte er Volkern, den wir genugſam kennen, nicht auf
dieſe Art eingeführt. Er mußte dies aber thun, weil er
nachher Volkern häufig erwähnt fand, ohne daß irgendwo
geſagt wurde, wer er war. Anderswoher und ſelbſt durch
die Sage kannte er ihn ſchwerlich weiter, weil er uns nicht
einmahl erzählt, daß er Herr von Alzeie war.
5.
Und ſo finde ich, daß bis dahin, wo Volker einen nä-
heren Antheil an den Begebenheiten nimmt, alle Stellen,
in denen er erwähnt wird, entweder offenbar eingeſchoben
oder doch vollkommen überflüſſig ſind. Es wird ſchon nö-
thig ſein, ſie einzeln durchzugehen und an jeder die Wahr-
heit dieſes Satzes beſonders zu zeigen.
Die nächſte (Z. 5953 — 5960) iſt die, wo Etzels Bo-
ten, Wärbel und Swemmel, denen Günther vor dem Ab-
ſchiede, wenn ſie wollten, Frau Brünhilden zu ſehen er-
laubte, durch Volker davon abgehalten und auf morgen
vertröſtet werden. Dann heißt es ganz kurz:
Do ſi ſi wanden ſchowen, done kundes niht geſchehen.
Er handelt hier wohl in ſeinem Charakter, der ſich ſpäter
entwickelt, als Hagens und alſo auch als Brünhildens
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Zitationshilfe: | Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/22>, abgerufen am 03.03.2025. |