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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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ANTHONII NERI Erstes Buch/
kein Feuer geben/ werden nimmermehr zu Glas/ welches zur Nachricht
dienen kan/ alle Arten der Steine zu unterscheiden.

Dieser schöne und weisse Tarsus nun/ soll in einen steinern Mör-
ser/ klein und zu Pulver gestossen werden; solches aber muß nicht in ei-
nen Metallischen Mörser geschehen; damit nicht dieses Tarsus-Pulver/
wie es sonst wohl geschehen solte/ die Metallische Farbe an sich ziehe;
mit solcher Farbe alsdann das Glas und Crystall anstecke/ und also ver-
derbe; die Mörser-Stempel aber/ müssen hierzu nothwendig von Eisen
seyn.

Dieser sehr wohl gepülverte Tarsus, wird durch ein enges Sieb
geschlagen; denn/ das Hauptstück des gantzen Werckes beruhet darin-
nen/ daß dieser Tarsus oder Kieselsteine/ gleich einem subtilen Meel/ bester
massen zerstossen/ und durch das allerengeste Sieb geschlagen werde;
Alsdenn nimmt man dieses wohl gepülverten Tarsi, zum Exempel/ 200.
Pfund; des hier obengelehrten/ wohl gepülverten und gesiebten Saltzes/
ohngefehr/ 130. Pfund/ solches alles auffs beste vereiniget/ und auffs
fleißigste mit einander vermischet/ setzet man in einen wohl geheitzten
Kalch-Ofen; denn wenn sie in einen kühlen Ofen gesetzet würden/ so
solte keine Fritta daraus werden: Anfangs giebet man eine Stundlang
ein gemäsigtes Feuer/ doch so/ daß man ohne unterlaß die Fritta mit den
Rührhacken durchmische/ damit sie desto besser incorporiret und cal-
cin
iret werde; hernach verstärcket man das Feuer/ und durchrühret die
Fritta mit dem Rührhacken wohl/ denn solches sehr viel bey der Sache
thut/ und also fähret man 5. Stundenlang/ mit stetigen starcken Feuer
fort.

Der Kalch-Ofen/ dessen hier oben erwehnet/ ist eine Art/ eines
calcinir- oder Brenn-Ofens/ den man zum Glasmachen gebrauchet/
wie ins gemein fast iederman wohl bekannt ist: der Rührhacken ist ein
langes eisernes Jnstrument/ nicht weniger bey den Glasmachern wohl
bekannt/ damit man die Fritta immer beweget und umbrühret.

Nach Verfliessung der 5. Stunden habe ich die Fritta aus dem
Kalch- oder Calcinir-Ofen nehmen lassen; massen sie in solcher Zeit/ so
fern das Feuer recht regiret worden/ fertig und bereitet ist; alsdann
habe ich diese Fritta, umb solche vor allem Staub zu verwahren/ wohl
zu gedecket/ auff einen gehobelten Bret/ an ein trockenes Ort beyge-
setzet; denn es ist hier zu grosser Fleiß und Auffsicht nöthig/ wo der Cry-

stall

ANTHONII NERI Erſtes Buch/
kein Feuer geben/ werden nimmermehr zu Glas/ welches zur Nachricht
dienen kan/ alle Arten der Steine zu unterſcheiden.

Dieſer ſchoͤne und weiſſe Tarſus nun/ ſoll in einen ſteinern Moͤr-
ſer/ klein und zu Pulver geſtoſſen werden; ſolches aber muß nicht in ei-
nen Metalliſchen Moͤrſer geſchehen; damit nicht dieſes Tarſus-Pulver/
wie es ſonſt wohl geſchehen ſolte/ die Metalliſche Farbe an ſich ziehe;
mit ſolcher Farbe alsdann das Glas und Cryſtall anſtecke/ und alſo ver-
derbe; die Moͤrſer-Stempel aber/ muͤſſen hierzu nothwendig von Eiſen
ſeyn.

Dieſer ſehr wohl gepuͤlverte Tarſus, wird durch ein enges Sieb
geſchlagen; denn/ das Hauptſtuͤck des gantzen Werckes beruhet darin-
nen/ daß dieſer Tarſus oder Kieſelſteine/ gleich einem ſubtilen Meel/ beſter
maſſen zerſtoſſen/ und durch das allerengeſte Sieb geſchlagen werde;
Alsdenn nimmt man dieſes wohl gepuͤlverten Tarſi, zum Exempel/ 200.
Pfund; des hier obengelehrten/ wohl gepuͤlverten und geſiebten Saltzes/
ohngefehr/ 130. Pfund/ ſolches alles auffs beſte vereiniget/ und auffs
fleißigſte mit einander vermiſchet/ ſetzet man in einen wohl geheitzten
Kalch-Ofen; denn wenn ſie in einen kuͤhlen Ofen geſetzet wuͤrden/ ſo
ſolte keine Fritta daraus werden: Anfangs giebet man eine Stundlang
ein gemaͤſigtes Feuer/ doch ſo/ daß man ohne unterlaß die Fritta mit den
Ruͤhrhacken durchmiſche/ damit ſie deſto beſſer incorporiret und cal-
cin
iret werde; hernach verſtaͤrcket man das Feuer/ und durchruͤhret die
Fritta mit dem Ruͤhrhacken wohl/ denn ſolches ſehr viel bey der Sache
thut/ und alſo faͤhret man 5. Stundenlang/ mit ſtetigen ſtarcken Feuer
fort.

Der Kalch-Ofen/ deſſen hier oben erwehnet/ iſt eine Art/ eines
calcinir- oder Brenn-Ofens/ den man zum Glasmachen gebrauchet/
wie ins gemein faſt iederman wohl bekannt iſt: der Ruͤhrhacken iſt ein
langes eiſernes Jnſtrument/ nicht weniger bey den Glasmachern wohl
bekannt/ damit man die Fritta immer beweget und umbruͤhret.

Nach Verflieſſung der 5. Stunden habe ich die Fritta aus dem
Kalch- oder Calcinir-Ofen nehmen laſſen; maſſen ſie in ſolcher Zeit/ ſo
fern das Feuer recht regiret worden/ fertig und bereitet iſt; alsdann
habe ich dieſe Fritta, umb ſolche vor allem Staub zu verwahren/ wohl
zu gedecket/ auff einen gehobelten Bret/ an ein trockenes Ort beyge-
ſetzet; denn es iſt hier zu groſſer Fleiß und Auffſicht noͤthig/ wo der Cry-

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[14/0040] ANTHONII NERI Erſtes Buch/ kein Feuer geben/ werden nimmermehr zu Glas/ welches zur Nachricht dienen kan/ alle Arten der Steine zu unterſcheiden. Dieſer ſchoͤne und weiſſe Tarſus nun/ ſoll in einen ſteinern Moͤr- ſer/ klein und zu Pulver geſtoſſen werden; ſolches aber muß nicht in ei- nen Metalliſchen Moͤrſer geſchehen; damit nicht dieſes Tarſus-Pulver/ wie es ſonſt wohl geſchehen ſolte/ die Metalliſche Farbe an ſich ziehe; mit ſolcher Farbe alsdann das Glas und Cryſtall anſtecke/ und alſo ver- derbe; die Moͤrſer-Stempel aber/ muͤſſen hierzu nothwendig von Eiſen ſeyn. Dieſer ſehr wohl gepuͤlverte Tarſus, wird durch ein enges Sieb geſchlagen; denn/ das Hauptſtuͤck des gantzen Werckes beruhet darin- nen/ daß dieſer Tarſus oder Kieſelſteine/ gleich einem ſubtilen Meel/ beſter maſſen zerſtoſſen/ und durch das allerengeſte Sieb geſchlagen werde; Alsdenn nimmt man dieſes wohl gepuͤlverten Tarſi, zum Exempel/ 200. Pfund; des hier obengelehrten/ wohl gepuͤlverten und geſiebten Saltzes/ ohngefehr/ 130. Pfund/ ſolches alles auffs beſte vereiniget/ und auffs fleißigſte mit einander vermiſchet/ ſetzet man in einen wohl geheitzten Kalch-Ofen; denn wenn ſie in einen kuͤhlen Ofen geſetzet wuͤrden/ ſo ſolte keine Fritta daraus werden: Anfangs giebet man eine Stundlang ein gemaͤſigtes Feuer/ doch ſo/ daß man ohne unterlaß die Fritta mit den Ruͤhrhacken durchmiſche/ damit ſie deſto beſſer incorporiret und cal- ciniret werde; hernach verſtaͤrcket man das Feuer/ und durchruͤhret die Fritta mit dem Ruͤhrhacken wohl/ denn ſolches ſehr viel bey der Sache thut/ und alſo faͤhret man 5. Stundenlang/ mit ſtetigen ſtarcken Feuer fort. Der Kalch-Ofen/ deſſen hier oben erwehnet/ iſt eine Art/ eines calcinir- oder Brenn-Ofens/ den man zum Glasmachen gebrauchet/ wie ins gemein faſt iederman wohl bekannt iſt: der Ruͤhrhacken iſt ein langes eiſernes Jnſtrument/ nicht weniger bey den Glasmachern wohl bekannt/ damit man die Fritta immer beweget und umbruͤhret. Nach Verflieſſung der 5. Stunden habe ich die Fritta aus dem Kalch- oder Calcinir-Ofen nehmen laſſen; maſſen ſie in ſolcher Zeit/ ſo fern das Feuer recht regiret worden/ fertig und bereitet iſt; alsdann habe ich dieſe Fritta, umb ſolche vor allem Staub zu verwahren/ wohl zu gedecket/ auff einen gehobelten Bret/ an ein trockenes Ort beyge- ſetzet; denn es iſt hier zu groſſer Fleiß und Auffſicht noͤthig/ wo der Cry- ſtall

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/40>, abgerufen am 26.04.2024.