Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.Anthonii Neri von der Glas-Kunst. Thal bey des Memnonis Bild-Seule schreibet/ da dann Josephusein Ding grosser Verwunderung setzet/ daß/ wenn nemlich ein allbereit gemachtes und verfertigtes Glas an den Ufer des Thals geworffen/ dasselbige endlich wieder zum natürlichen Sand verwandelt würde/) muß ich noch hinzu setzen/ daß ich dafür halte/ Josephus habe einstens solch Glas am solchem U- fer liegen gesehn/ und wie er hernach ist wieder einmahl des Or- tes gekommen/ sey es von Ungefehr durch Wind oder andere Zufälle bedecket gewesen; oder Sie habens den guten Joseph so überredet: Denn er noch weiter hinzuthut/ wenn man auch ein Metall/ es sey vor eins was es wolle/ an diesen Ort legete/ werde es also bald in Glas verwandelt. Hier zu gehöret ebenfalls ein solcher starcker Glaube/ als zu gläuben/ daß es das Glas wieder in Sand verwandein solte: Und wäre eine schreckliche Contrarietät in der Natur/ das eine dazu zu ma- chen/ und das andere wieder in sein principium zu setzen. Ge- setzt/ er verstehe es/ oder nehme den Unterscheid vom Thal o- der Hügel: Machte der Thal es zu Glas/ so könte es kein Sand bleiben/ und müste der Sand von dem Hügel genom- men werden. Verstöst sich also/ meines Erachtens/ der Jo- sephus gar sehr hierinn: Jedoch/ er ist auch kein Glasmacher gewesen; und hat man wohl eher einen Historien-Schrei- ber gefunden/ der sich hat was überreden lassen. Gläublicher ist/ was Tacitus hievon schreibet/ da er spricht: Weiln es Sal- peter bey sich führet/ würde es zum Glase geschmoltzen. Das wäre also auch vom 2. Capitel. Vom 3. 4. und 5ten Capitel. WAs der Autor in diesen Capiteln gedacht/ ist wahr: Autor G
Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Thal bey des Memnonis Bild-Seule ſchreibet/ da dañ Joſephusein Ding groſſer Verwunderung ſetzet/ daß/ wenn nemlich ein allbereit gemachtes und verfertigtes Glas an den Ufer des Thals geworffen/ daſſelbige endlich wieder zum natuͤrlichen Sand verwandelt wuͤrde/) muß ich noch hinzu ſetzen/ daß ich dafuͤr halte/ Joſephus habe einſtens ſolch Glas am ſolchem U- fer liegen geſehn/ und wie er hernach iſt wieder einmahl des Or- tes gekommen/ ſey es von Ungefehr durch Wind oder andere Zufaͤlle bedecket geweſen; oder Sie habens den guten Joſeph ſo uͤberredet: Denn er noch weiter hinzuthut/ wenn man auch ein Metall/ es ſey vor eins was es wolle/ an dieſen Ort legete/ werde es alſo bald in Glas verwandelt. Hier zu gehoͤret ebenfalls ein ſolcher ſtarcker Glaube/ als zu glaͤuben/ daß es das Glas wieder in Sand verwandein ſolte: Und waͤre eine ſchreckliche Contrarietaͤt in der Natur/ das eine dazu zu ma- chen/ und das andere wieder in ſein principium zu ſetzen. Ge- ſetzt/ er verſtehe es/ oder nehme den Unterſcheid vom Thal o- der Huͤgel: Machte der Thal es zu Glas/ ſo koͤnte es kein Sand bleiben/ und muͤſte der Sand von dem Huͤgel genom- men werden. Verſtoͤſt ſich alſo/ meines Erachtens/ der Jo- ſephus gar ſehr hierinn: Jedoch/ er iſt auch kein Glasmacher geweſen; und hat man wohl eher einen Hiſtorien-Schrei- ber gefunden/ der ſich hat was uͤberreden laſſen. Glaͤublicheꝛ iſt/ was Tacitus hievon ſchreibet/ da er ſpricht: Weiln es Sal- peter bey ſich fuͤhret/ wuͤrde es zum Glaſe geſchmoltzen. Das waͤre alſo auch vom 2. Capitel. Vom 3. 4. und 5ten Capitel. WAs der Autor in dieſen Capiteln gedacht/ iſt wahr: Autor G
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Anthonii Neri von der Glas-Kunſt.
Thal bey des Memnonis Bild-Seule ſchreibet/ da dañ Joſephus
ein Ding groſſer Verwunderung ſetzet/ daß/ wenn nemlich
ein allbereit gemachtes und verfertigtes Glas an den Ufer des
Thals geworffen/ daſſelbige endlich wieder zum natuͤrlichen
Sand verwandelt wuͤrde/) muß ich noch hinzu ſetzen/ daß ich
dafuͤr halte/ Joſephus habe einſtens ſolch Glas am ſolchem U-
fer liegen geſehn/ und wie er hernach iſt wieder einmahl des Or-
tes gekommen/ ſey es von Ungefehr durch Wind oder andere
Zufaͤlle bedecket geweſen; oder Sie habens den guten Joſeph
ſo uͤberredet: Denn er noch weiter hinzuthut/ wenn man
auch ein Metall/ es ſey vor eins was es wolle/ an dieſen Ort
legete/ werde es alſo bald in Glas verwandelt. Hier zu gehoͤret
ebenfalls ein ſolcher ſtarcker Glaube/ als zu glaͤuben/ daß es
das Glas wieder in Sand verwandein ſolte: Und waͤre eine
ſchreckliche Contrarietaͤt in der Natur/ das eine dazu zu ma-
chen/ und das andere wieder in ſein principium zu ſetzen. Ge-
ſetzt/ er verſtehe es/ oder nehme den Unterſcheid vom Thal o-
der Huͤgel: Machte der Thal es zu Glas/ ſo koͤnte es kein
Sand bleiben/ und muͤſte der Sand von dem Huͤgel genom-
men werden. Verſtoͤſt ſich alſo/ meines Erachtens/ der Jo-
ſephus gar ſehr hierinn: Jedoch/ er iſt auch kein Glasmacher
geweſen; und hat man wohl eher einen Hiſtorien-Schrei-
ber gefunden/ der ſich hat was uͤberreden laſſen. Glaͤublicheꝛ
iſt/ was Tacitus hievon ſchreibet/ da er ſpricht: Weiln es Sal-
peter bey ſich fuͤhret/ wuͤrde es zum Glaſe geſchmoltzen. Das
waͤre alſo auch vom 2. Capitel.
Vom 3. 4. und 5ten Capitel.
WAs der Autor in dieſen Capiteln gedacht/ iſt wahr:
Wer ſich die Muͤhe nimmt/ und ein Saltz ſo offt im
Waſſer zergehen laͤſt/ und in Glaͤſern laͤſt wieder
hart werden/ der kan ein ſchoͤn Cryſtall machen: Der aber
meynet/ daß aus deme allen/ womit und welcher Geſtalt der
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Zitationshilfe: | Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/75>, abgerufen am 03.03.2025. |