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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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ANTHONII NERI Erstes Buch/

Es werden gedachte Blech (die schon genutzet und gebrauchet wor-
den/ sonst möchte es zu hoch kommen.) zerschnitten/ in einen offnen und
Lutirten Tiegel gethan/ und mitten in das glüende Kohlfeuer des Ofens
gesetzet: Als ich solches gemacht/ habe ichs 4. gantzer Tage/ im starcken
Feuer des Vorofens/ da das Feuer angeschieret wird/ gehalten; jedoch
so/ daß es nicht schmeltzte/ denn es wäre darnach alles umbsonst gewe-
sen: Nach Verfliessung dieser 4. Tage war es auffs Beste gecalciniret/
solches schlug ich/ nachdem es subtil zerstossen wurde/ durch ein enges
Sieb/ und rieb es hernach auff einen Reibstein/ da bekam ich also ein
schwärtzliches Pulver/ welches ich 4. Tag auff einen Ziegelstein ausge-
breitet/ in der Ofen-Kammer nahe an dem runden Loch hielte/ und nach-
deme ich das/ was vom Aschen in dieses Pulver gefallen war/ davon ge-
than/ das übrige gepulvert und gesiebet hatte/ habe ichs zum Gebrauch
verwahret und auffgehoben: Die Prob oder das Zeichen einer guten Calci-
natio
n ist/ wenn das Glas/ so man von diesem gecalcinirten Pulver et-
was darzu gethan/ wacker auffschwillet; wo nicht/ so ist es entweder nicht
recht calciniret/ oder auch gar durch übermässiges Feuer verbrannt/
auff welche beyde Fälle denn das Glas von diesem Pulver weder getingi-
ret wird/ noch auffschwillet; derowegen mag man dieses in acht neh-
men/ denn es in der praxi erfodert wird.

Das 21. Capitel.

Diese zitternde Kupffer-Blech/ noch anderst zu calcini-
ren/ daß sie eine durchscheinende Rothe-Gelbe- und
Onicher Farb bekommen.

NJmm das zitternde Kupfferblech/ welches/ wie vor gemelt/ mit der
Scherr klein zerschnitten worden/ solches in einem Tiegel mit ge-
pülverten Schwefel stratificiret/ setze auff glüende Kohlen; ich stellte es/
zum Calciniren/ 24. Stund in dem Vorofen: als denn/ wenn es zerstos-
sen und gesiebet worden/ setze ichs in einen irdenen und bedeckten Ge-
fäs/ 10. Stunden lang/ in die Ofen-Kammer zum reverberiren/ und dar-
nach wiederumb zerstossen und gepülvert habe ichs zum Gebrauch auff-
gehoben.

Das 22. Capitel.
Wie
ANTHONII NERI Erſtes Buch/

Es werden gedachte Blech (die ſchon genutzet und gebrauchet wor-
den/ ſonſt moͤchte es zu hoch kommen.) zerſchnitten/ in einen offnen und
Lutirten Tiegel gethan/ und mitten in das gluͤende Kohlfeuer des Ofens
geſetzet: Als ich ſolches gemacht/ habe ichs 4. gantzer Tage/ im ſtarcken
Feuer des Vorofens/ da das Feuer angeſchieret wird/ gehalten; jedoch
ſo/ daß es nicht ſchmeltzte/ denn es waͤre darnach alles umbſonſt gewe-
ſen: Nach Verflieſſung dieſer 4. Tage war es auffs Beſte gecalciniret/
ſolches ſchlug ich/ nachdem es ſubtil zerſtoſſen wurde/ durch ein enges
Sieb/ und rieb es hernach auff einen Reibſtein/ da bekam ich alſo ein
ſchwaͤrtzliches Pulver/ welches ich 4. Tag auff einen Ziegelſtein ausge-
breitet/ in der Ofen-Kammer nahe an dem runden Loch hielte/ und nach-
deme ich das/ was vom Aſchen in dieſes Pulver gefallen war/ davon ge-
than/ das uͤbrige gepulvert und geſiebet hatte/ habe ichs zum Gebrauch
verwahret und auffgehobẽ: Die Prob oder das Zeichẽ einer guten Calci-
natio
n iſt/ wenn das Glas/ ſo man von dieſem gecalcinirten Pulver et-
was darzu gethan/ wacker auffſchwillet; wo nicht/ ſo iſt es entweder nicht
recht calciniret/ oder auch gar durch uͤbermaͤſſiges Feuer verbrannt/
auff welche beyde Faͤlle denn das Glas von dieſem Pulver weder getingi-
ret wird/ noch auffſchwillet; derowegen mag man dieſes in acht neh-
men/ denn es in der praxi erfodert wird.

Das 21. Capitel.

Dieſe zitternde Kupffer-Blech/ noch anderſt zu calcini-
ren/ daß ſie eine durchſcheinende Rothe-Gelbe- und
Onicher Farb bekommen.

NJm̃ das zitternde Kupfferblech/ welches/ wie vor gemelt/ mit der
Scherr klein zerſchnitten worden/ ſolches in einem Tiegel mit ge-
puͤlverten Schwefel ſtratificiret/ ſetze auff gluͤende Kohlen; ich ſtellte es/
zum Calciniren/ 24. Stund in dem Vorofen: als denn/ wenn es zerſtoſ-
ſen und geſiebet worden/ ſetze ichs in einen irdenen und bedeckten Ge-
faͤs/ 10. Stunden lang/ in die Ofen-Kammer zum reverberiren/ und dar-
nach wiederumb zerſtoſſen und gepuͤlvert habe ichs zum Gebrauch auff-
gehoben.

Das 22. Capitel.
Wie
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[30/0056] ANTHONII NERI Erſtes Buch/ Es werden gedachte Blech (die ſchon genutzet und gebrauchet wor- den/ ſonſt moͤchte es zu hoch kommen.) zerſchnitten/ in einen offnen und Lutirten Tiegel gethan/ und mitten in das gluͤende Kohlfeuer des Ofens geſetzet: Als ich ſolches gemacht/ habe ichs 4. gantzer Tage/ im ſtarcken Feuer des Vorofens/ da das Feuer angeſchieret wird/ gehalten; jedoch ſo/ daß es nicht ſchmeltzte/ denn es waͤre darnach alles umbſonſt gewe- ſen: Nach Verflieſſung dieſer 4. Tage war es auffs Beſte gecalciniret/ ſolches ſchlug ich/ nachdem es ſubtil zerſtoſſen wurde/ durch ein enges Sieb/ und rieb es hernach auff einen Reibſtein/ da bekam ich alſo ein ſchwaͤrtzliches Pulver/ welches ich 4. Tag auff einen Ziegelſtein ausge- breitet/ in der Ofen-Kammer nahe an dem runden Loch hielte/ und nach- deme ich das/ was vom Aſchen in dieſes Pulver gefallen war/ davon ge- than/ das uͤbrige gepulvert und geſiebet hatte/ habe ichs zum Gebrauch verwahret und auffgehobẽ: Die Prob oder das Zeichẽ einer guten Calci- nation iſt/ wenn das Glas/ ſo man von dieſem gecalcinirten Pulver et- was darzu gethan/ wacker auffſchwillet; wo nicht/ ſo iſt es entweder nicht recht calciniret/ oder auch gar durch uͤbermaͤſſiges Feuer verbrannt/ auff welche beyde Faͤlle denn das Glas von dieſem Pulver weder getingi- ret wird/ noch auffſchwillet; derowegen mag man dieſes in acht neh- men/ denn es in der praxi erfodert wird. Das 21. Capitel. Dieſe zitternde Kupffer-Blech/ noch anderſt zu calcini- ren/ daß ſie eine durchſcheinende Rothe-Gelbe- und Onicher Farb bekommen. NJm̃ das zitternde Kupfferblech/ welches/ wie vor gemelt/ mit der Scherr klein zerſchnitten worden/ ſolches in einem Tiegel mit ge- puͤlverten Schwefel ſtratificiret/ ſetze auff gluͤende Kohlen; ich ſtellte es/ zum Calciniren/ 24. Stund in dem Vorofen: als denn/ wenn es zerſtoſ- ſen und geſiebet worden/ ſetze ichs in einen irdenen und bedeckten Ge- faͤs/ 10. Stunden lang/ in die Ofen-Kammer zum reverberiren/ und dar- nach wiederumb zerſtoſſen und gepuͤlvert habe ichs zum Gebrauch auff- gehoben. Das 22. Capitel. Wie

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/56>, abgerufen am 21.11.2024.