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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von denen Edelgesteinen ins gemein.
ist er hohl/ bißweiln voller marckhafften Substantz/ gleichwie das Marck
oder Kern in dem Holtz/ bißweiln aber ist diese Höhle voller Sand oder
Kalchigten Substantz; so man diesen Stein mitten entzwey bricht/ so
wird man kleine Linien/ gleichsam als Strahlen/ umb die Cavität her-
umbgehend/ sehen: Wann man ihm ins Feuer leget/ so wird er einen
Geruch/ gleich einem gebrannten Bein von sich geben/ oder wie ein Ka-
tzen-Urin riechen: bey Hildesheim wird ein dergleichen weisser/ inwendig
aber schwartzer Stein gefunden/ oder riechet wie ein Bärn- oder Agt-
stein: es wird auch dieser Stein in Engelland und an vielen Oertern in
Teutschland gefunden; in der Apothecken wird er ins gemein Lapis Lyn-
carius
genennet/ und darfür gehalten/ daß er einerley Natur mit dem
Judenstein haben solle.

XXXIX.
Von dem Donnerstein.

Dieses ist ein Stein/ welcher/ nach Boetii Aussage gemeiniglich 5.
Finger lang/ und zween breit/ gefunden wird/ in Form einer Keil/ Ham-
mers oder dergleichen: an der Farb ist er dem Luchsstein nicht ungleich;
etliche sehen auch eysenfarbicht aus/ und haben in der Mitten ein Dau-
mendickes Loch; aussenher ist er gantz glatt/ auch zuweiln rund; man sa-
get/ daß dieser Stein die Häuser und Menschen für den Donner bewah-
ren soll.

Es wird auch ein gelber Stein gefunden/ welchen man den Krö-
ten oder Wetterstein zu nennen pfleget/ dieweil man darfür hält/ daß die-
ser Stein mit dem grossen Ungewitter herab zu fallen pflege; manchmal
in Gestalt einer halben Kugel/ zu Zeiten auch länglicht in der Grösse und
Gestalt eines Eyes.

XL.
Von den Marmor-oder andern gemeinen
Steinen.

Unter den Marmorstein werden alle Arten der harten/ glatten
und geringen Steine begriffen/ welche zum poliren und Aushauen be-
qvem sind: sie werden mit allerley Farben begabet/ in den Steinbrüchen
angetroffen; unter allen Geschlechtern ist der weisse Marmorstein der be-
ste und edelste: diesem folget der rothe Marmor/ oder Porphirstein: die
besten Arten der Marmorsteine werden in den Morgenländern/ wie
auch in unterschiedlichen Europäischen Ländern/ sonderlich in Jtalien/

Tyrol

Von denen Edelgeſteinen ins gemein.
iſt er hohl/ bißweiln voller marckhafften Subſtantz/ gleichwie das Marck
oder Kern in dem Holtz/ bißweiln aber iſt dieſe Hoͤhle voller Sand oder
Kalchigten Subſtantz; ſo man dieſen Stein mitten entzwey bricht/ ſo
wird man kleine Linien/ gleichſam als Strahlen/ umb die Cavitaͤt her-
umbgehend/ ſehen: Wann man ihm ins Feuer leget/ ſo wird er einen
Geruch/ gleich einem gebrannten Bein von ſich geben/ oder wie ein Ka-
tzen-Urin riechen: bey Hildesheim wird ein dergleichen weiſſer/ inwendig
aber ſchwartzer Stein gefunden/ oder riechet wie ein Baͤrn- oder Agt-
ſtein: es wird auch dieſer Stein in Engelland und an vielen Oertern in
Teutſchland gefunden; in der Apothecken wird er ins gemein Lapis Lyn-
carius
genennet/ und darfuͤr gehalten/ daß er einerley Natur mit dem
Judenſtein haben ſolle.

XXXIX.
Von dem Donnerſtein.

Dieſes iſt ein Stein/ welcher/ nach Boetii Auſſage gemeiniglich 5.
Finger lang/ und zween breit/ gefunden wird/ in Form einer Keil/ Ham-
mers oder dergleichen: an der Farb iſt er dem Luchsſtein nicht ungleich;
etliche ſehen auch eyſenfarbicht aus/ und haben in der Mitten ein Dau-
mendickes Loch; auſſenher iſt er gantz glatt/ auch zuweiln rund; man ſa-
get/ daß dieſer Stein die Haͤuſer und Menſchen fuͤr den Donner bewah-
ren ſoll.

Es wird auch ein gelber Stein gefunden/ welchen man den Kroͤ-
ten oder Wetterſtein zu nennen pfleget/ dieweil man darfuͤr haͤlt/ daß die-
ſer Stein mit dem groſſen Ungewitter herab zu fallen pflege; manchmal
in Geſtalt einer halben Kugel/ zu Zeiten auch laͤnglicht in der Groͤſſe und
Geſtalt eines Eyes.

XL.
Von den Marmor-oder andern gemeinen
Steinen.

Unter den Marmorſtein werden alle Arten der harten/ glatten
und geringen Steine begriffen/ welche zum poliren und Aushauen be-
qvem ſind: ſie werden mit allerley Farben begabet/ in den Steinbruͤchen
angetroffen; unter allen Geſchlechtern iſt der weiſſe Marmorſtein der be-
ſte und edelſte: dieſem folget der rothe Marmor/ oder Porphirſtein: die
beſten Arten der Marmorſteine werden in den Morgenlaͤndern/ wie
auch in unterſchiedlichen Europaͤiſchen Laͤndern/ ſonderlich in Jtalien/

Tyrol
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[132/0556] Von denen Edelgeſteinen ins gemein. iſt er hohl/ bißweiln voller marckhafften Subſtantz/ gleichwie das Marck oder Kern in dem Holtz/ bißweiln aber iſt dieſe Hoͤhle voller Sand oder Kalchigten Subſtantz; ſo man dieſen Stein mitten entzwey bricht/ ſo wird man kleine Linien/ gleichſam als Strahlen/ umb die Cavitaͤt her- umbgehend/ ſehen: Wann man ihm ins Feuer leget/ ſo wird er einen Geruch/ gleich einem gebrannten Bein von ſich geben/ oder wie ein Ka- tzen-Urin riechen: bey Hildesheim wird ein dergleichen weiſſer/ inwendig aber ſchwartzer Stein gefunden/ oder riechet wie ein Baͤrn- oder Agt- ſtein: es wird auch dieſer Stein in Engelland und an vielen Oertern in Teutſchland gefunden; in der Apothecken wird er ins gemein Lapis Lyn- carius genennet/ und darfuͤr gehalten/ daß er einerley Natur mit dem Judenſtein haben ſolle. XXXIX. Von dem Donnerſtein. Dieſes iſt ein Stein/ welcher/ nach Boetii Auſſage gemeiniglich 5. Finger lang/ und zween breit/ gefunden wird/ in Form einer Keil/ Ham- mers oder dergleichen: an der Farb iſt er dem Luchsſtein nicht ungleich; etliche ſehen auch eyſenfarbicht aus/ und haben in der Mitten ein Dau- mendickes Loch; auſſenher iſt er gantz glatt/ auch zuweiln rund; man ſa- get/ daß dieſer Stein die Haͤuſer und Menſchen fuͤr den Donner bewah- ren ſoll. Es wird auch ein gelber Stein gefunden/ welchen man den Kroͤ- ten oder Wetterſtein zu nennen pfleget/ dieweil man darfuͤr haͤlt/ daß die- ſer Stein mit dem groſſen Ungewitter herab zu fallen pflege; manchmal in Geſtalt einer halben Kugel/ zu Zeiten auch laͤnglicht in der Groͤſſe und Geſtalt eines Eyes. XL. Von den Marmor-oder andern gemeinen Steinen. Unter den Marmorſtein werden alle Arten der harten/ glatten und geringen Steine begriffen/ welche zum poliren und Aushauen be- qvem ſind: ſie werden mit allerley Farben begabet/ in den Steinbruͤchen angetroffen; unter allen Geſchlechtern iſt der weiſſe Marmorſtein der be- ſte und edelſte: dieſem folget der rothe Marmor/ oder Porphirſtein: die beſten Arten der Marmorſteine werden in den Morgenlaͤndern/ wie auch in unterſchiedlichen Europaͤiſchen Laͤndern/ ſonderlich in Jtalien/ Tyrol

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/556>, abgerufen am 21.11.2024.