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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Mein Herr etc.

DEmnach in unserer letztren Zusammenkunfft
von denen Edelgesteinen Anregung gethan worden/ auch
derselbe Anlaß genommen/ ein mehrers von besagten
Gesteinen zu forschen/ und mich gebeten/ einen umbstän-
digen Bericht/ so viel einem Jubilirer oder Goldschmied
in dieser materia zuwissen von nöthen/ mit Gelegenheit
auffzusetzen; Als habe meinem Herrn hierinnen/ nach meinem wenigen
Vermögen/ und Kundigkeit/ zu willfahren/ mit gegenwärtigen bedie-
nen wollen/ mit Bitte/ mein Herr beliebe/ dasjenige/ was diesem meinen
Bericht annoch ermangeln möchte/ aus seiner und anderer rühmlichen
Wissenschafft und vielfältigen Erfahrung/ beyzufügen: Damit ich aber
solches in einer Ordnung verrichte/ als wil ich erstlich etwas weniges von
denen Edelgesteinen ins gemein/ nachgehends aber von einem ieden inson-
derheit handeln/ und denn endlich von einigen geringen Steinen auch
etwas weniges benachrichten. Mache derowegen den Anfang.

I.
Von denen Edelgesteinen ins Gemein.

Diese werden nach Aussage des Basilii Valentini, im 2. Buch/
Cap. 12. m. p. 152. aus einer Substantz/ der vollkommensten und edle-
sten Erden Jrrdigkeit/ mit Vermischung des subtilsten und besten Cen-
tral.
Saltzes/ Schweffels und Mercurius/ mehrentheils in den untersten
der Erden zusammen gesetzet/ und durch die stete Dampffwärme und
auffsteigenden Broden/ des allwürckenden Archeji, vollkömmlich aus-
gekochet: Sie streichen aber nicht Gängweiß wie andere Metallgewächse/
sondern eintzlich/ fort/ und haben ihre eigene Centra, sammt vielen seltza-
men Wundergeburthen/ dardurch sie alle nur pröcklich und Tropffen-weiß
lapilliret werden: Dahero ist glaublich das jenige/ was Baccius von ihrer
Formirung/ Ernehrung und Vermehrung also saget: Ein jeder Edelge-
stein hat eine Mutter/ die entweder von eben selbigen/ oder einen andern
Stein gemachet ist/ in welcher Mutter er durch Abtröpfflung eines ge-
wissen und nehrenden Safftes/ genähret und geformiret wird/ eben wie
ein Kind/ durch das Mütterliche Blut im Leibe. Jhrwesentlicher Unter-
schied bestehet in dem Grad ihrer Digerirung/ oder Auskochung; und sind

durch-
O o o iij
Mein Herr ꝛc.

DEmnach in unſerer letztren Zuſammenkunfft
von denen Edelgeſteinen Anregung gethan worden/ auch
derſelbe Anlaß genommen/ ein mehrers von beſagten
Geſteinen zu forſchen/ und mich gebeten/ einen umbſtaͤn-
digen Bericht/ ſo viel einem Jubilirer oder Goldſchmied
in dieſer materia zuwiſſen von noͤthen/ mit Gelegenheit
auffzuſetzen; Als habe meinem Herrn hierinnen/ nach meinem wenigen
Vermoͤgen/ und Kundigkeit/ zu willfahren/ mit gegenwaͤrtigen bedie-
nen wollen/ mit Bitte/ mein Herr beliebe/ dasjenige/ was dieſem meinen
Bericht annoch ermangeln moͤchte/ aus ſeiner und anderer ruͤhmlichen
Wiſſenſchafft und vielfaͤltigen Erfahrung/ beyzufuͤgen: Damit ich aber
ſolches in einer Ordnung verrichte/ als wil ich erſtlich etwas weniges von
denen Edelgeſteinen ins gemein/ nachgehends aber von einem ieden inſon-
derheit handeln/ und denn endlich von einigen geringen Steinen auch
etwas weniges benachrichten. Mache derowegen den Anfang.

I.
Von denen Edelgeſteinen ins Gemein.

Dieſe werden nach Ausſage des Baſilii Valentini, im 2. Buch/
Cap. 12. m. p. 152. aus einer Subſtantz/ der vollkommenſten und edle-
ſten Erden Jrrdigkeit/ mit Vermiſchung des ſubtilſten und beſten Cen-
tral.
Saltzes/ Schweffels und Mercurius/ mehrentheils in den unterſten
der Erden zuſammen geſetzet/ und durch die ſtete Dampffwaͤrme und
auffſteigenden Broden/ des allwuͤrckenden Archeji, vollkoͤmmlich aus-
gekochet: Sie ſtreichen aber nicht Gaͤngweiß wie andere Metallgewaͤchſe/
ſondern eintzlich/ fort/ und haben ihre eigene Centra, ſammt vielen ſeltza-
men Wundergeburthen/ dardurch ſie alle nur proͤcklich und Tropffen-weiß
lapilliret werden: Dahero iſt glaublich das jenige/ was Baccius von ihrer
Formirung/ Ernehrung und Vermehrung alſo ſaget: Ein jeder Edelge-
ſtein hat eine Mutter/ die entweder von eben ſelbigen/ oder einen andern
Stein gemachet iſt/ in welcher Mutter er durch Abtroͤpfflung eines ge-
wiſſen und nehrenden Safftes/ genaͤhret und geformiret wird/ eben wie
ein Kind/ durch das Muͤtterliche Blut im Leibe. Jhrweſentlicher Unter-
ſchied beſtehet in dem Grad ihrer Digerirung/ oder Auskochung; und ſind

durch-
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[101/0525] Mein Herr ꝛc. DEmnach in unſerer letztren Zuſammenkunfft von denen Edelgeſteinen Anregung gethan worden/ auch derſelbe Anlaß genommen/ ein mehrers von beſagten Geſteinen zu forſchen/ und mich gebeten/ einen umbſtaͤn- digen Bericht/ ſo viel einem Jubilirer oder Goldſchmied in dieſer materia zuwiſſen von noͤthen/ mit Gelegenheit auffzuſetzen; Als habe meinem Herrn hierinnen/ nach meinem wenigen Vermoͤgen/ und Kundigkeit/ zu willfahren/ mit gegenwaͤrtigen bedie- nen wollen/ mit Bitte/ mein Herr beliebe/ dasjenige/ was dieſem meinen Bericht annoch ermangeln moͤchte/ aus ſeiner und anderer ruͤhmlichen Wiſſenſchafft und vielfaͤltigen Erfahrung/ beyzufuͤgen: Damit ich aber ſolches in einer Ordnung verrichte/ als wil ich erſtlich etwas weniges von denen Edelgeſteinen ins gemein/ nachgehends aber von einem ieden inſon- derheit handeln/ und denn endlich von einigen geringen Steinen auch etwas weniges benachrichten. Mache derowegen den Anfang. I. Von denen Edelgeſteinen ins Gemein. Dieſe werden nach Ausſage des Baſilii Valentini, im 2. Buch/ Cap. 12. m. p. 152. aus einer Subſtantz/ der vollkommenſten und edle- ſten Erden Jrrdigkeit/ mit Vermiſchung des ſubtilſten und beſten Cen- tral. Saltzes/ Schweffels und Mercurius/ mehrentheils in den unterſten der Erden zuſammen geſetzet/ und durch die ſtete Dampffwaͤrme und auffſteigenden Broden/ des allwuͤrckenden Archeji, vollkoͤmmlich aus- gekochet: Sie ſtreichen aber nicht Gaͤngweiß wie andere Metallgewaͤchſe/ ſondern eintzlich/ fort/ und haben ihre eigene Centra, ſammt vielen ſeltza- men Wundergeburthen/ dardurch ſie alle nur proͤcklich und Tropffen-weiß lapilliret werden: Dahero iſt glaublich das jenige/ was Baccius von ihrer Formirung/ Ernehrung und Vermehrung alſo ſaget: Ein jeder Edelge- ſtein hat eine Mutter/ die entweder von eben ſelbigen/ oder einen andern Stein gemachet iſt/ in welcher Mutter er durch Abtroͤpfflung eines ge- wiſſen und nehrenden Safftes/ genaͤhret und geformiret wird/ eben wie ein Kind/ durch das Muͤtterliche Blut im Leibe. Jhrweſentlicher Unter- ſchied beſtehet in dem Grad ihrer Digerirung/ oder Auskochung; und ſind durch- O o o iij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/525>, abgerufen am 21.11.2024.