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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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der Glasmacher-Kunst.
geschwinder/ als die Ziegelstein/ die Feuchtigkeit der Farben an sich zie-
he und selbige trockne/ welches im Austrocknen die tägliche Erfahrung
der Mahler und Färber bestättiget.

Die Lack muß man/ eh sie gäntzlich trocken wird/ in einen höltzeren
Mörsel (aber ja in keinen eysern) mit Hülff eines Messers oder Spatels
in eine beliebige Figur formiren; oder man kan sie/ nach dem Exempel
der Mahler/ auff einen Stein/ welcher Furchen oder Rünlein hat/ le-
gen.

Das 117. Capitel.

Des Orientalischen Pilatro oder Saltz.

DAs Wort Pilatro habe ich bey keinem Jtalienischen Autore finden
können/ es hat mir aber solches ein alter Glasarbeiter zu Moran
ausgeleget und gesaget/ daß solches eine Art des Saltzes wäre/ welches
aus dem Meerschaum extrahiret/ und durch die grosse Hitze desselbigen
Landes coaguliret werde; eben dergleichen habe ich annoch von einen an-
dern Glasarbeiter vernommen.

Das 118. Capitel.

DJe Lacca aus dem Brasilien-Holtz lehret Birellus also bereiten:
Erstlich extrahiret er die Tinctur aus der Scheerwolle; darnach
nimmt er 1. Pfund des zerschnittenen Holtzes/ (zerstossen wäre es besser)
und kochet solches in der Laugen/ biß es eines Fingers breit abgerauchet
sey; alsdann wird es durchgesiehen: zu diesen durchgeseygten thut
man 2. Loth des Arabischen pulverisirten Gummi; und lässets noch ein-
mahl ein Finger breit einkochen/ rühret es mit einen Stäblein wohl her-
umb/ und gebrauchet den Filtrirsack/ wie oben gelehret.

Das 124. Capitel.

Eine schöne Rosinfarbe bey den Jtalienern Rosi-
chiero
genannt.

DJese Farb nennet Porta l. 6. c. 9. Rosaclerum, und lehret deroselben
Bereitung auff folgende Manier: Man lässet 10. Pfund Crystall"
in einen Topffschmeltzen/ und thut zu solchem 1. Pf. von der besten Mennig/"

allezeit
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der Glasmacher-Kunſt.
geſchwinder/ als die Ziegelſtein/ die Feuchtigkeit der Farben an ſich zie-
he und ſelbige trockne/ welches im Austrocknen die taͤgliche Erfahrung
der Mahler und Faͤrber beſtaͤttiget.

Die Lack muß man/ eh ſie gaͤntzlich trocken wird/ in einen hoͤltzeren
Moͤrſel (aber ja in keinen eyſern) mit Huͤlff eines Meſſers oder Spatels
in eine beliebige Figur formiren; oder man kan ſie/ nach dem Exempel
der Mahler/ auff einen Stein/ welcher Furchen oder Ruͤnlein hat/ le-
gen.

Das 117. Capitel.

Des Orientaliſchen Pilatro oder Saltz.

DAs Wort Pilatro habe ich bey keinem Jtalieniſchen Autore finden
koͤnnen/ es hat mir aber ſolches ein alter Glasarbeiter zu Moran
ausgeleget und geſaget/ daß ſolches eine Art des Saltzes waͤre/ welches
aus dem Meerſchaum extrahiret/ und durch die groſſe Hitze deſſelbigen
Landes coaguliret werde; eben dergleichen habe ich annoch von einen an-
dern Glasarbeiter vernommen.

Das 118. Capitel.

DJe Lacca aus dem Braſilien-Holtz lehret Birellus alſo bereiten:
Erſtlich extrahiret er die Tinctur aus der Scheerwolle; darnach
nimmt er 1. Pfund des zerſchnittenen Holtzes/ (zerſtoſſen waͤre es beſſer)
und kochet ſolches in der Laugen/ biß es eines Fingers breit abgerauchet
ſey; alsdann wird es durchgeſiehen: zu dieſen durchgeſeygten thut
man 2. Loth des Arabiſchen pulveriſirten Gummi; und laͤſſets noch ein-
mahl ein Finger breit einkochen/ ruͤhret es mit einen Staͤblein wohl her-
umb/ und gebrauchet den Filtrirſack/ wie oben gelehret.

Das 124. Capitel.

Eine ſchoͤne Roſinfarbe bey den Jtalienern Roſi-
chiero
genannt.

DJeſe Farb nennet Porta l. 6. c. 9. Roſaclerum, und lehret deroſelben
Bereitung auff folgende Manier: Man laͤſſet 10. Pfund Cryſtall„
in einẽ Topffſchmeltzen/ und thut zu ſolchem 1. Pf. von der beſten Meñig/„

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[317/0361] der Glasmacher-Kunſt. geſchwinder/ als die Ziegelſtein/ die Feuchtigkeit der Farben an ſich zie- he und ſelbige trockne/ welches im Austrocknen die taͤgliche Erfahrung der Mahler und Faͤrber beſtaͤttiget. Die Lack muß man/ eh ſie gaͤntzlich trocken wird/ in einen hoͤltzeren Moͤrſel (aber ja in keinen eyſern) mit Huͤlff eines Meſſers oder Spatels in eine beliebige Figur formiren; oder man kan ſie/ nach dem Exempel der Mahler/ auff einen Stein/ welcher Furchen oder Ruͤnlein hat/ le- gen. Das 117. Capitel. Des Orientaliſchen Pilatro oder Saltz. DAs Wort Pilatro habe ich bey keinem Jtalieniſchen Autore finden koͤnnen/ es hat mir aber ſolches ein alter Glasarbeiter zu Moran ausgeleget und geſaget/ daß ſolches eine Art des Saltzes waͤre/ welches aus dem Meerſchaum extrahiret/ und durch die groſſe Hitze deſſelbigen Landes coaguliret werde; eben dergleichen habe ich annoch von einen an- dern Glasarbeiter vernommen. Das 118. Capitel. DJe Lacca aus dem Braſilien-Holtz lehret Birellus alſo bereiten: Erſtlich extrahiret er die Tinctur aus der Scheerwolle; darnach nimmt er 1. Pfund des zerſchnittenen Holtzes/ (zerſtoſſen waͤre es beſſer) und kochet ſolches in der Laugen/ biß es eines Fingers breit abgerauchet ſey; alsdann wird es durchgeſiehen: zu dieſen durchgeſeygten thut man 2. Loth des Arabiſchen pulveriſirten Gummi; und laͤſſets noch ein- mahl ein Finger breit einkochen/ ruͤhret es mit einen Staͤblein wohl her- umb/ und gebrauchet den Filtrirſack/ wie oben gelehret. Das 124. Capitel. Eine ſchoͤne Roſinfarbe bey den Jtalienern Roſi- chiero genannt. DJeſe Farb nennet Porta l. 6. c. 9. Roſaclerum, und lehret deroſelben Bereitung auff folgende Manier: Man laͤſſet 10. Pfund Cryſtall„ in einẽ Topffſchmeltzen/ und thut zu ſolchem 1. Pf. von der beſten Meñig/„ allezeit R r ij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/361>, abgerufen am 30.12.2024.