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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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C. Merrets Anmerckungen in das erste Buch/
ten Gemäuer gefunden/ und deßwegen Paretonium genennet; es ist viel
schärffer als das gemeine Saltz. Von diesen habe ich unter meinen Raritä-
ten ein Stücklein/ welches gantz durchsichtig und einem Alann nicht gar
ungleich ist; an Geschmack ist es scharff wie ein ander Saltz Ferr. Impe-
ratus
lobet dasjenige Saltz/ welches man aus denen Muscheln/ Austern
und Krebsschalen bereitet/ als aus welchen das beste Saltz zum Ge-
brauch des Glases bereitet wird.

Jngleichen habe ich aus der Erfahrung gelernet/ daß der Kalch/
welchen die Mäurer in Holland gebrauchen/ des allerschärffesten Sal-
tzes viel bey sich hat. Jm übrigen/ ob gleich dieses Saltz das Glas ziem-
lich weis machet/ so wird es doch nicht so durchsichtig/ als dasjenige/ wel-
ches aus dem Cali gemacht wird: Und der mehreste Theil davon wird
zu einem Alkalischen Saltz.

Das 8. Capitel.

Von der Fritta.

DJeses Wort scheinet den Ursprung zu haben von dem Jtalienischen
Wort Frittare, welches so viel heist als gefrieren: denn es ist die
Fritta nichts anders/als ein Saltz und Aschen/ welche mit Sand gleich-
sam gefrührend/ vereiniget werden/ umb welcher Ursach willen auch die
Engelländerdiese gantze Mastam, welche aus dem Calcinirofen kommet/
in Englischer Sprach abatch, das ist/ ein geriebenes nennen.

Zum andern/ wann die Fritta zu schmeltzen beginnet/ so gehet sie
in eine Massam, gleich einem Kuchen zusammen/ welches die Jtaliener
Frittelli, die Engeiländer aber a little frits nennen: Vor Alters wurde
es von etlichen Hammonitrum, ein Sandglas/von andern aber mit einer
füglichen Wortbeschreibung/ Ammonitrum, genennet/ als einem ge-
doppelten Wort/ hergeleitet von dem Grichischen Wort ammos, Sand/
"und nit[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]n, Glas: denn also schreibet Plinius im 26. Capitel des 36. B.
"der weisse Sand/ welcher in dem mittelländischen Meer gefunden wird/
"wird mit 3. Theil Nitri vermischet/ entweder nach dem Gewicht/ oder
"nach dem Maas; dieser/ wann er geschmoltzen/ wird in andere Oefen
"gegossen/ allda wird diejenige Massa bereitet/ so man Ammo-nitrum o-
"der Sandglas nennet; diese wird alsdenn wiederum gekochet/ und
"ein reines Glas/ auch eine Massa des weissen Glases/ daraus bereitet.

Noch

C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/
ten Gemaͤuer gefunden/ und deßwegen Paretonium genennet; es iſt viel
ſchaͤrffer als das gemeine Saltz. Von dieſen habe ich unter meinẽ Raritaͤ-
ten ein Stuͤcklein/ welches gantz durchſichtig und einem Alann nicht gar
ungleich iſt; an Geſchmack iſt es ſcharff wie ein ander Saltz Ferr. Impe-
ratus
lobet dasjenige Saltz/ welches man aus denen Muſcheln/ Auſtern
und Krebsſchalen bereitet/ als aus welchen das beſte Saltz zum Ge-
brauch des Glaſes bereitet wird.

Jngleichen habe ich aus der Erfahrung gelernet/ daß der Kalch/
welchen die Maͤurer in Holland gebrauchen/ des allerſchaͤrffeſten Sal-
tzes viel bey ſich hat. Jm uͤbrigen/ ob gleich dieſes Saltz das Glas ziem-
lich weis machet/ ſo wird es doch nicht ſo durchſichtig/ als dasjenige/ wel-
ches aus dem Cali gemacht wird: Und der mehreſte Theil davon wird
zu einem Alkaliſchen Saltz.

Das 8. Capitel.

Von der Fritta.

DJeſes Wort ſcheinet den Urſprung zu haben von dem Jtalieniſchen
Wort Frittare, welches ſo viel heiſt als gefrieren: denn es iſt die
Fritta nichts anders/als ein Saltz und Aſchen/ welche mit Sand gleich-
ſam gefruͤhrend/ vereiniget werden/ umb welcher Urſach willen auch die
Engellaͤnderdieſe gantze Maſtam, welche aus dem Calcinirofen kommet/
in Engliſcher Sprach abatch, das iſt/ ein geriebenes nennen.

Zum andern/ wann die Fritta zu ſchmeltzen beginnet/ ſo gehet ſie
in eine Maſſam, gleich einem Kuchen zuſammen/ welches die Jtaliener
Frittelli, die Engeilaͤnder aber a little frits nennen: Vor Alters wurde
es von etlichen Hammonitrum, ein Sandglas/von andern aber mit einer
fuͤglichen Wortbeſchreibung/ Ammonitrum, genennet/ als einem ge-
doppeltẽ Wort/ hergeleitet von dem Grichiſchen Wort ἄμμος, Sand/
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„der weiſſe Sand/ welcher in dem mittellaͤndiſchen Meer gefunden wird/
„wird mit 3. Theil Nitri vermiſchet/ entweder nach dem Gewicht/ oder
„nach dem Maas; dieſer/ wann er geſchmoltzen/ wird in andere Oefen
„gegoſſen/ allda wird diejenige Maſſa bereitet/ ſo man Ammo-nitrum o-
„der Sandglas nennet; dieſe wird alsdenn wiederum gekochet/ und
„ein reines Glas/ auch eine Maſſa des weiſſen Glaſes/ daraus bereitet.

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[260/0304] C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/ ten Gemaͤuer gefunden/ und deßwegen Paretonium genennet; es iſt viel ſchaͤrffer als das gemeine Saltz. Von dieſen habe ich unter meinẽ Raritaͤ- ten ein Stuͤcklein/ welches gantz durchſichtig und einem Alann nicht gar ungleich iſt; an Geſchmack iſt es ſcharff wie ein ander Saltz Ferr. Impe- ratus lobet dasjenige Saltz/ welches man aus denen Muſcheln/ Auſtern und Krebsſchalen bereitet/ als aus welchen das beſte Saltz zum Ge- brauch des Glaſes bereitet wird. Jngleichen habe ich aus der Erfahrung gelernet/ daß der Kalch/ welchen die Maͤurer in Holland gebrauchen/ des allerſchaͤrffeſten Sal- tzes viel bey ſich hat. Jm uͤbrigen/ ob gleich dieſes Saltz das Glas ziem- lich weis machet/ ſo wird es doch nicht ſo durchſichtig/ als dasjenige/ wel- ches aus dem Cali gemacht wird: Und der mehreſte Theil davon wird zu einem Alkaliſchen Saltz. Das 8. Capitel. Von der Fritta. DJeſes Wort ſcheinet den Urſprung zu haben von dem Jtalieniſchen Wort Frittare, welches ſo viel heiſt als gefrieren: denn es iſt die Fritta nichts anders/als ein Saltz und Aſchen/ welche mit Sand gleich- ſam gefruͤhrend/ vereiniget werden/ umb welcher Urſach willen auch die Engellaͤnderdieſe gantze Maſtam, welche aus dem Calcinirofen kommet/ in Engliſcher Sprach abatch, das iſt/ ein geriebenes nennen. Zum andern/ wann die Fritta zu ſchmeltzen beginnet/ ſo gehet ſie in eine Maſſam, gleich einem Kuchen zuſammen/ welches die Jtaliener Frittelli, die Engeilaͤnder aber a little frits nennen: Vor Alters wurde es von etlichen Hammonitrum, ein Sandglas/von andern aber mit einer fuͤglichen Wortbeſchreibung/ Ammonitrum, genennet/ als einem ge- doppeltẽ Wort/ hergeleitet von dem Grichiſchen Wort ἄμμος, Sand/ „und νίτ_ν, Glas: denn alſo ſchreibet Plinius im 26. Capitel des 36. B. „der weiſſe Sand/ welcher in dem mittellaͤndiſchen Meer gefunden wird/ „wird mit 3. Theil Nitri vermiſchet/ entweder nach dem Gewicht/ oder „nach dem Maas; dieſer/ wann er geſchmoltzen/ wird in andere Oefen „gegoſſen/ allda wird diejenige Maſſa bereitet/ ſo man Ammo-nitrum o- „der Sandglas nennet; dieſe wird alsdenn wiederum gekochet/ und „ein reines Glas/ auch eine Maſſa des weiſſen Glaſes/ daraus bereitet. Noch

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/304>, abgerufen am 21.11.2024.