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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
derer unterirdischen Sachen, die man für Beweißthümer
der Sündfluth annimmt, hinwegfallen.

§. 47.

Wenn wir ferner bedencken, daß die Schichten der
verschiedenen Materien in der Erde nicht beständig nach
der Schwere abwechseln: so folgt auch daraus, daß mehr
als eine Ueberschwemmung vorgegangen seyn müsse.
Wenn eine jede nach der Schwere zunehmende Reihe von
Schichten für die Wirkung einer Ueberschwemmung an-
gesehen werden soll. Indessen leugne ich nicht, daß durch
die Sündfluth Gelegenheit zu der Versteinerung allerhand
Thiere und Pflanzen habe gegeben werden können, und
daß dieses auch würklich geschehen sey. Ich behaupte
nur, daß nicht alles, ja nur das allerwenigste darvon her-
rühre. Wie wollte auch binnen einen Jahre, denn län-
ger hat die Sündfluth nicht gedauert, der Erdboden der-
gestalt umgewühlt worden seyn, daß dergleichen Sachen
auf hundert und mehrere Klafftern tief in die Erde gekom-
men. Was insonderheit die Fische anbetrifft deren ich ge-
dacht habe, so liegen sie an einigen Orten über anderthalb-
hundert Ellen tief in der Erde, und an andern noch tie-
fer. Wer wollte aber wohl glauben, daß eine Ueber-
schwemmung von Wasser dergleichen die Sündfluth ge-
wesen, die Erde über anderthalbhundert Ellen umge-
wühlt hätte.

§. 48.

Aus diesen allen, was ich hier angeführt habe, erhel-
let soviel, daß die versteinerten Pflanzen und Thiere kei-
nen überzeugenden Beweiß vor die Allgemeinheit der
Sündfluth abgeben können, und scheinet also, daß sich
die Naturkündiger und Gottesgelehrten mehr darauf zu
gute gethan, als sie Ursache gehabt. Aber woher kommt
es? wieder aus der in der Erfahrung so gegründeten Re-

gel:

Geſchichte der Erde
derer unterirdiſchen Sachen, die man fuͤr Beweißthuͤmer
der Suͤndfluth annimmt, hinwegfallen.

§. 47.

Wenn wir ferner bedencken, daß die Schichten der
verſchiedenen Materien in der Erde nicht beſtaͤndig nach
der Schwere abwechſeln: ſo folgt auch daraus, daß mehr
als eine Ueberſchwemmung vorgegangen ſeyn muͤſſe.
Wenn eine jede nach der Schwere zunehmende Reihe von
Schichten fuͤr die Wirkung einer Ueberſchwemmung an-
geſehen werden ſoll. Indeſſen leugne ich nicht, daß durch
die Suͤndfluth Gelegenheit zu der Verſteinerung allerhand
Thiere und Pflanzen habe gegeben werden koͤnnen, und
daß dieſes auch wuͤrklich geſchehen ſey. Ich behaupte
nur, daß nicht alles, ja nur das allerwenigſte darvon her-
ruͤhre. Wie wollte auch binnen einen Jahre, denn laͤn-
ger hat die Suͤndfluth nicht gedauert, der Erdboden der-
geſtalt umgewuͤhlt worden ſeyn, daß dergleichen Sachen
auf hundert und mehrere Klafftern tief in die Erde gekom-
men. Was inſonderheit die Fiſche anbetrifft deren ich ge-
dacht habe, ſo liegen ſie an einigen Orten uͤber anderthalb-
hundert Ellen tief in der Erde, und an andern noch tie-
fer. Wer wollte aber wohl glauben, daß eine Ueber-
ſchwemmung von Waſſer dergleichen die Suͤndfluth ge-
weſen, die Erde uͤber anderthalbhundert Ellen umge-
wuͤhlt haͤtte.

§. 48.

Aus dieſen allen, was ich hier angefuͤhrt habe, erhel-
let ſoviel, daß die verſteinerten Pflanzen und Thiere kei-
nen uͤberzeugenden Beweiß vor die Allgemeinheit der
Suͤndfluth abgeben koͤnnen, und ſcheinet alſo, daß ſich
die Naturkuͤndiger und Gottesgelehrten mehr darauf zu
gute gethan, als ſie Urſache gehabt. Aber woher kommt
es? wieder aus der in der Erfahrung ſo gegruͤndeten Re-

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[84/0098] Geſchichte der Erde derer unterirdiſchen Sachen, die man fuͤr Beweißthuͤmer der Suͤndfluth annimmt, hinwegfallen. §. 47. Wenn wir ferner bedencken, daß die Schichten der verſchiedenen Materien in der Erde nicht beſtaͤndig nach der Schwere abwechſeln: ſo folgt auch daraus, daß mehr als eine Ueberſchwemmung vorgegangen ſeyn muͤſſe. Wenn eine jede nach der Schwere zunehmende Reihe von Schichten fuͤr die Wirkung einer Ueberſchwemmung an- geſehen werden ſoll. Indeſſen leugne ich nicht, daß durch die Suͤndfluth Gelegenheit zu der Verſteinerung allerhand Thiere und Pflanzen habe gegeben werden koͤnnen, und daß dieſes auch wuͤrklich geſchehen ſey. Ich behaupte nur, daß nicht alles, ja nur das allerwenigſte darvon her- ruͤhre. Wie wollte auch binnen einen Jahre, denn laͤn- ger hat die Suͤndfluth nicht gedauert, der Erdboden der- geſtalt umgewuͤhlt worden ſeyn, daß dergleichen Sachen auf hundert und mehrere Klafftern tief in die Erde gekom- men. Was inſonderheit die Fiſche anbetrifft deren ich ge- dacht habe, ſo liegen ſie an einigen Orten uͤber anderthalb- hundert Ellen tief in der Erde, und an andern noch tie- fer. Wer wollte aber wohl glauben, daß eine Ueber- ſchwemmung von Waſſer dergleichen die Suͤndfluth ge- weſen, die Erde uͤber anderthalbhundert Ellen umge- wuͤhlt haͤtte. §. 48. Aus dieſen allen, was ich hier angefuͤhrt habe, erhel- let ſoviel, daß die verſteinerten Pflanzen und Thiere kei- nen uͤberzeugenden Beweiß vor die Allgemeinheit der Suͤndfluth abgeben koͤnnen, und ſcheinet alſo, daß ſich die Naturkuͤndiger und Gottesgelehrten mehr darauf zu gute gethan, als ſie Urſache gehabt. Aber woher kommt es? wieder aus der in der Erfahrung ſo gegruͤndeten Re- gel:

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/98>, abgerufen am 21.12.2024.