Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

Geschichte der Erde
kan, und desto nöthiger ist, da durch die schweflichten Aus-
dünstungen das Athemholen verhindert worden ist. Das
Wasser in dieser See ist, wie ich gesagt habe, kalt, ohnge-
achtet der Boden derselben, welcher aus schwarzen San-
de bestehet, dergestalt heiß ist, daß man die Hände dar-
innen verbrennt, und ein Ey binnen einer Minute darin-
nen hart sieden kan. Dieser schweflichte Geruch in der
Höle zu Pozzuolo; die Hitze des schwarzen Sandes in
der See, und der beständig brennende Vesuvius machen
es wahrscheinlich, daß in diesen Gegenden vieler Schwe-
fel und vermuthlich auch andere verbrennliche Materie
sey, die sich an einigen Orten würklich entzündet, an an-
dern aber sehr erhitzt seyn muß.

§. 73.

So gewiß es ist, daß sich unter der Erde sehr viele
verbrennliche Materie befindet: so ist doch nicht gleich klar,
wie sie sich daselbst entzünden könne. Wir werden also
nicht übel thun, wenn wir diese Sache etwas genauer be-
trachten, weil sie den Körper nur alsdenn erst zu entzün-
den geschickt ist, wenn er beynahe den höchsten Grad der
Wärme erreichet hat, dessen er fähig ist: so müssen wir un-
tersuchen, wie sich die verbrennliche Materie unter der
Erde von selbst erhitzen könne. Die Natur hat viele We-
ge dieses zu bewerkstelligen, und die physicalischen Expe-
rimente haben uns einige derselben kennen gelernt. Das
aus Vitriolöl und Salpeter durch die Destillation verfer-
tigte Scheidewasser verursacht eine Hitze, wenn es unter
Oele gegossen wird, und bey einigen wird sie so groß, daß
sie anfangen sich zu entzünden, welches man bey den schwe-
rern destilirten Oelen, und insonderheit bey den Nelken-
öle vorlängst wahrgenommen hat. Es gehet aber auch
mit den ungemein leichten und flüchtigen süssen Vitriol-
öle an, daß man bekommt, wenn man Vitriolöl und Spi-
ritum vini
mit einander vermengt, welches sich zusam-

men

Geſchichte der Erde
kan, und deſto noͤthiger iſt, da durch die ſchweflichten Aus-
duͤnſtungen das Athemholen verhindert worden iſt. Das
Waſſer in dieſer See iſt, wie ich geſagt habe, kalt, ohnge-
achtet der Boden derſelben, welcher aus ſchwarzen San-
de beſtehet, dergeſtalt heiß iſt, daß man die Haͤnde dar-
innen verbrennt, und ein Ey binnen einer Minute darin-
nen hart ſieden kan. Dieſer ſchweflichte Geruch in der
Hoͤle zu Pozzuolo; die Hitze des ſchwarzen Sandes in
der See, und der beſtaͤndig brennende Veſuvius machen
es wahrſcheinlich, daß in dieſen Gegenden vieler Schwe-
fel und vermuthlich auch andere verbrennliche Materie
ſey, die ſich an einigen Orten wuͤrklich entzuͤndet, an an-
dern aber ſehr erhitzt ſeyn muß.

§. 73.

So gewiß es iſt, daß ſich unter der Erde ſehr viele
verbrennliche Materie befindet: ſo iſt doch nicht gleich klar,
wie ſie ſich daſelbſt entzuͤnden koͤnne. Wir werden alſo
nicht uͤbel thun, wenn wir dieſe Sache etwas genauer be-
trachten, weil ſie den Koͤrper nur alsdenn erſt zu entzuͤn-
den geſchickt iſt, wenn er beynahe den hoͤchſten Grad der
Waͤrme erreichet hat, deſſen er faͤhig iſt: ſo muͤſſen wir un-
terſuchen, wie ſich die verbrennliche Materie unter der
Erde von ſelbſt erhitzen koͤnne. Die Natur hat viele We-
ge dieſes zu bewerkſtelligen, und die phyſicaliſchen Expe-
rimente haben uns einige derſelben kennen gelernt. Das
aus Vitrioloͤl und Salpeter durch die Deſtillation verfer-
tigte Scheidewaſſer verurſacht eine Hitze, wenn es unter
Oele gegoſſen wird, und bey einigen wird ſie ſo groß, daß
ſie anfangen ſich zu entzuͤnden, welches man bey den ſchwe-
rern deſtilirten Oelen, und inſonderheit bey den Nelken-
oͤle vorlaͤngſt wahrgenommen hat. Es gehet aber auch
mit den ungemein leichten und fluͤchtigen ſuͤſſen Vitriol-
oͤle an, daß man bekommt, wenn man Vitrioloͤl und Spi-
ritum vini
mit einander vermengt, welches ſich zuſam-

men
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0154" n="140"/><fw place="top" type="header">Ge&#x017F;chichte der Erde</fw><lb/>
kan, und de&#x017F;to no&#x0364;thiger i&#x017F;t, da durch die &#x017F;chweflichten Aus-<lb/>
du&#x0364;n&#x017F;tungen das Athemholen verhindert worden i&#x017F;t. Das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er in die&#x017F;er See i&#x017F;t, wie ich ge&#x017F;agt habe, kalt, ohnge-<lb/>
achtet der Boden der&#x017F;elben, welcher aus &#x017F;chwarzen San-<lb/>
de be&#x017F;tehet, derge&#x017F;talt heiß i&#x017F;t, daß man die Ha&#x0364;nde dar-<lb/>
innen verbrennt, und ein Ey binnen einer Minute darin-<lb/>
nen hart &#x017F;ieden kan. Die&#x017F;er &#x017F;chweflichte Geruch in der<lb/>
Ho&#x0364;le zu <hi rendition="#fr">Pozzuolo;</hi> die Hitze des &#x017F;chwarzen Sandes in<lb/>
der See, und der be&#x017F;ta&#x0364;ndig brennende <hi rendition="#fr">Ve&#x017F;uvius</hi> machen<lb/>
es wahr&#x017F;cheinlich, daß in die&#x017F;en Gegenden vieler Schwe-<lb/>
fel und vermuthlich auch andere verbrennliche Materie<lb/>
&#x017F;ey, die &#x017F;ich an einigen Orten wu&#x0364;rklich entzu&#x0364;ndet, an an-<lb/>
dern aber &#x017F;ehr erhitzt &#x017F;eyn muß.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 73.</head><lb/>
        <p>So gewiß es i&#x017F;t, daß &#x017F;ich unter der Erde &#x017F;ehr viele<lb/>
verbrennliche Materie befindet: &#x017F;o i&#x017F;t doch nicht gleich klar,<lb/>
wie &#x017F;ie &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t entzu&#x0364;nden ko&#x0364;nne. Wir werden al&#x017F;o<lb/>
nicht u&#x0364;bel thun, wenn wir die&#x017F;e Sache etwas genauer be-<lb/>
trachten, weil &#x017F;ie den Ko&#x0364;rper nur alsdenn er&#x017F;t zu entzu&#x0364;n-<lb/>
den ge&#x017F;chickt i&#x017F;t, wenn er beynahe den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grad der<lb/>
Wa&#x0364;rme erreichet hat, de&#x017F;&#x017F;en er fa&#x0364;hig i&#x017F;t: &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir un-<lb/>
ter&#x017F;uchen, wie &#x017F;ich die verbrennliche Materie unter der<lb/>
Erde von &#x017F;elb&#x017F;t erhitzen ko&#x0364;nne. Die Natur hat viele We-<lb/>
ge die&#x017F;es zu bewerk&#x017F;telligen, und die phy&#x017F;icali&#x017F;chen Expe-<lb/>
rimente haben uns einige der&#x017F;elben kennen gelernt. Das<lb/>
aus Vitriolo&#x0364;l und Salpeter durch die De&#x017F;tillation verfer-<lb/>
tigte Scheidewa&#x017F;&#x017F;er verur&#x017F;acht eine Hitze, wenn es unter<lb/>
Oele gego&#x017F;&#x017F;en wird, und bey einigen wird &#x017F;ie &#x017F;o groß, daß<lb/>
&#x017F;ie anfangen &#x017F;ich zu entzu&#x0364;nden, welches man bey den &#x017F;chwe-<lb/>
rern de&#x017F;tilirten Oelen, und in&#x017F;onderheit bey den Nelken-<lb/>
o&#x0364;le vorla&#x0364;ng&#x017F;t wahrgenommen hat. Es gehet aber auch<lb/>
mit den ungemein leichten und flu&#x0364;chtigen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Vitriol-<lb/>
o&#x0364;le an, daß man bekommt, wenn man Vitriolo&#x0364;l und <hi rendition="#aq">Spi-<lb/>
ritum vini</hi> mit einander vermengt, welches &#x017F;ich zu&#x017F;am-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0154] Geſchichte der Erde kan, und deſto noͤthiger iſt, da durch die ſchweflichten Aus- duͤnſtungen das Athemholen verhindert worden iſt. Das Waſſer in dieſer See iſt, wie ich geſagt habe, kalt, ohnge- achtet der Boden derſelben, welcher aus ſchwarzen San- de beſtehet, dergeſtalt heiß iſt, daß man die Haͤnde dar- innen verbrennt, und ein Ey binnen einer Minute darin- nen hart ſieden kan. Dieſer ſchweflichte Geruch in der Hoͤle zu Pozzuolo; die Hitze des ſchwarzen Sandes in der See, und der beſtaͤndig brennende Veſuvius machen es wahrſcheinlich, daß in dieſen Gegenden vieler Schwe- fel und vermuthlich auch andere verbrennliche Materie ſey, die ſich an einigen Orten wuͤrklich entzuͤndet, an an- dern aber ſehr erhitzt ſeyn muß. §. 73. So gewiß es iſt, daß ſich unter der Erde ſehr viele verbrennliche Materie befindet: ſo iſt doch nicht gleich klar, wie ſie ſich daſelbſt entzuͤnden koͤnne. Wir werden alſo nicht uͤbel thun, wenn wir dieſe Sache etwas genauer be- trachten, weil ſie den Koͤrper nur alsdenn erſt zu entzuͤn- den geſchickt iſt, wenn er beynahe den hoͤchſten Grad der Waͤrme erreichet hat, deſſen er faͤhig iſt: ſo muͤſſen wir un- terſuchen, wie ſich die verbrennliche Materie unter der Erde von ſelbſt erhitzen koͤnne. Die Natur hat viele We- ge dieſes zu bewerkſtelligen, und die phyſicaliſchen Expe- rimente haben uns einige derſelben kennen gelernt. Das aus Vitrioloͤl und Salpeter durch die Deſtillation verfer- tigte Scheidewaſſer verurſacht eine Hitze, wenn es unter Oele gegoſſen wird, und bey einigen wird ſie ſo groß, daß ſie anfangen ſich zu entzuͤnden, welches man bey den ſchwe- rern deſtilirten Oelen, und inſonderheit bey den Nelken- oͤle vorlaͤngſt wahrgenommen hat. Es gehet aber auch mit den ungemein leichten und fluͤchtigen ſuͤſſen Vitriol- oͤle an, daß man bekommt, wenn man Vitrioloͤl und Spi- ritum vini mit einander vermengt, welches ſich zuſam- men

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/154
Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/154>, abgerufen am 21.12.2024.