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Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.

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verheyrathen? Meine Großmutter ist lu-
therisch gewesen, meine Mutter ist auch
eyfrig lutherisch gewesen, ich bin es bis auf
diese Stunde auch noch, mein Kind ist lu-
therisch gebohren und erzogen, und ich soll-
te es an einen Philosophen verheyrathen?
die philosophische Religion hat der Satan
gemacht, sie hegt lauter Ketzereyen, und macht
lauter Atheisten. Ach! wenn ich das zugä-
be, so würde der Himmel in der Hochzeit-
nacht über meine Tochter ein Gewitter auf-
steigen, und mich und sie todtschlagen lassen.
Ach! ich bin verlohren, meine Tochter ist
verlohren, wir brennen schon in der Hölle.
Ja, ja, da ist der Teufel leibhaftig, da
sind die Hörner, da sind die feurige Au-
gen! Ach! ich bin todt! ich bin verlohren!

(ist, als ohnmächtig.)
Sechster Auftritt.
Fräulein Wilhelmine, Herr Muffel,
Herr Tempelstolz, und vorige.
Wilhelmine. (flieht vor den Predigern) Jhre
Liebeserklärung ist zu dorfmäßig, ich bin
keine Schulzentochter.
Tempelstolz (er und Muffel rauchen Toback,
und verfolgen das Fräulein)
Nicht so hoch-
müthig, Fräulein! sie müssen wissen, daß
ich das Jawort schon von ihrer Frau Ma-
ma
E 2


verheyrathen? Meine Großmutter iſt lu-
theriſch geweſen, meine Mutter iſt auch
eyfrig lutheriſch geweſen, ich bin es bis auf
dieſe Stunde auch noch, mein Kind iſt lu-
theriſch gebohren und erzogen, und ich ſoll-
te es an einen Philoſophen verheyrathen?
die philoſophiſche Religion hat der Satan
gemacht, ſie hegt lauter Ketzereyen, und macht
lauter Atheiſten. Ach! wenn ich das zugaͤ-
be, ſo wuͤrde der Himmel in der Hochzeit-
nacht uͤber meine Tochter ein Gewitter auf-
ſteigen, und mich und ſie todtſchlagen laſſen.
Ach! ich bin verlohren, meine Tochter iſt
verlohren, wir brennen ſchon in der Hoͤlle.
Ja, ja, da iſt der Teufel leibhaftig, da
ſind die Hoͤrner, da ſind die feurige Au-
gen! Ach! ich bin todt! ich bin verlohren!

(iſt, als ohnmaͤchtig.)
Sechſter Auftritt.
Fraͤulein Wilhelmine, Herr Muffel,
Herr Tempelſtolz, und vorige.
Wilhelmine. (flieht vor den Predigern) Jhre
Liebeserklaͤrung iſt zu dorfmaͤßig, ich bin
keine Schulzentochter.
Tempelſtolz (er und Muffel rauchen Toback,
und verfolgen das Fraͤulein)
Nicht ſo hoch-
muͤthig, Fraͤulein! ſie muͤſſen wiſſen, daß
ich das Jawort ſchon von ihrer Frau Ma-
ma
E 2
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[67/0071] verheyrathen? Meine Großmutter iſt lu- theriſch geweſen, meine Mutter iſt auch eyfrig lutheriſch geweſen, ich bin es bis auf dieſe Stunde auch noch, mein Kind iſt lu- theriſch gebohren und erzogen, und ich ſoll- te es an einen Philoſophen verheyrathen? die philoſophiſche Religion hat der Satan gemacht, ſie hegt lauter Ketzereyen, und macht lauter Atheiſten. Ach! wenn ich das zugaͤ- be, ſo wuͤrde der Himmel in der Hochzeit- nacht uͤber meine Tochter ein Gewitter auf- ſteigen, und mich und ſie todtſchlagen laſſen. Ach! ich bin verlohren, meine Tochter iſt verlohren, wir brennen ſchon in der Hoͤlle. Ja, ja, da iſt der Teufel leibhaftig, da ſind die Hoͤrner, da ſind die feurige Au- gen! Ach! ich bin todt! ich bin verlohren! (iſt, als ohnmaͤchtig.) Sechſter Auftritt. Fraͤulein Wilhelmine, Herr Muffel, Herr Tempelſtolz, und vorige. Wilhelmine. (flieht vor den Predigern) Jhre Liebeserklaͤrung iſt zu dorfmaͤßig, ich bin keine Schulzentochter. Tempelſtolz (er und Muffel rauchen Toback, und verfolgen das Fraͤulein) Nicht ſo hoch- muͤthig, Fraͤulein! ſie muͤſſen wiſſen, daß ich das Jawort ſchon von ihrer Frau Ma- ma E 2

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/71>, abgerufen am 21.11.2024.